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Die deutsche Seele

Die deutsche Seele

Titel: Die deutsche Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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den unabhängigen, erratischen Einzelgänger feiert, als »präfaschistisch« zu verdammen.
    Hätte Luis Trenker lediglich seine heroischen und freiheitskämpferischen Bergdramen gedreht, er wäre in der Bundesrepublik der fünfziger und sechziger Jahre vermutlich ebenso von der Bildfläche verschwunden wie Fanck und Riefenstahl. Allenfalls spätere Generationen hätten den einstigen Bergrebellen als schräge Kultfigur wiederentdeckt. Doch Trenker liefert auch den gefälligen Bergfilm ohne tragische Spitze. Bereits in seinem Auswandererfilm Der verlorene Sohn von 1933 / 34, m dem es ihn bis nach New York verschlägt - allerdings nur, damit er am Schluss umso reumütiger in sein Bergdorf zurückkehren kann -, singt er das Hohelied auf die Heimat, das älplerische Idyll, in dem das brave Maderl unterm Marterl sitzt, Schafe hütet und strickt, während der Dorflehrer doziert: »Wer nie fortkommt, kommt nie heim!« Die schroffen Gipfel rücken in kulissenhafte Ferne, der Berg- Ein Mann, ein Berg. Filmplakat von 1937. film hockt sich fest auf der Alm - und auf der Alm, da gibt’s nicht nur koa Sünd’, sondern auch koa Drama. Das Heroisch-Romantische verkommt zum Pathetisch-Kitschigen. Bei Schnulzen wie Von der Liebe besiegt darf sich der Nachkriegsspießer, der von den lauten Tönen für immer genug hat, seufzend im Sessel zurücklehnen. Auch wenn der Untertitel einmal mehr ein Schicksal am Matterhorn ankündigt, kann er sich schon beim Betrachten des Filmplakats darauf verlassen: Dieses Postkarten-Gipfeli frisst keine Menschen mehr.
    Luis Trenker stirbt 1990 im Alter von knapp 98 Jahren in Bozen. Sein Grab in seiner Heimatgemeinde St. Ulrich in Groden wird zur Pilgerstätte. Der Berg schweigt.
     
    >Abgrund, Forschungsreise, Heimat, Mittelgebirge, Sehnsucht, Wanderlust, das Weib
     
    Bierdurst
     
    Im wunderschönen Monat Mai,
    Die Tage wurden länger,
    Erwacht’ in mir der große Durst,
    Der alte Seelenfänger.
     
    Die Reise begann im Norden,
    Wo Deutschland an Dänemark grenzt,
    Ich setzte mich an den Hafen,
    ah ein Schiff, trank ein Pils, das flenst.
     
    Zum Wattenmeer zog es mich westwärts,
    Herb friesisch umfing mich der Wind,
    Pfiff so lustig im Hals meiner Flasche,
    Macht’ ich auf Nummer zwei, geschwind.
     
    In Bremen traf ich vier Tiere,
    Die wollten Musiker sein,
    Ich öffnete meine Börse
    Und lud zum Maibock sie ein.
     
    Schön fand ich es auch an der Alster,
    Das Wasser floss gurgelnd vorbei,
    Setzt’ den Urtypen rasch an die Lippen
    Trank ihn aus, frug ihn nicht, wer er sei.
     
    »Aus Stralsund stammt’s Bier der Gerechten!«,
    So rief es der Mann vorn am Bug,
    Störtebeker sein klangvoller Name,
    Stürzt’ den Becher, vier Liter im Zug.
     
    Hinunter ging’s stracks in die Heide,
    Ein Schnücklein sprang neben mir her,
    Ich dankt’ es ihm mit einem Schwarzbier,
    Die Stammwürze schmeckte mir sehr.
     
    Und doch musst’ ich weiter gen Osten,
    Zur Hauptstadt, zur Weißen mit Schuss,
    Ich hatt’ es dem Schultheiss versprochen,
    Beim Kindl war lang’ noch nicht Schluss.
     
    Ein Badebier nahm ich im Kloster,
    War gut für Haare und Haut,
    Das Handtuch reicht’ mir ein Pilger,
    Viel zu sagen der Mann sich nicht traut’.
     
    Im Keller des Böhmischen Brauhaus’ Gärt ein Eisbier,
    gar kalt und gar klar,
    Ich legte mich froh an den Elbhang
    Zu der Zecher munterer Schar.
     
    Die Thüringer lieben das Brauen,
    Meister Goethe liebte es nicht,
    Drum liebt’ er auch nicht die Frau Luther,
    Deren Bier allerdings ein Gedicht.
     
    So wandert’ ich weiter nach Hessen,
    Die schäumende Vielfalt auch dort,
    Grüßt’ die Wälder und Seen und Auen,
    Schlürft’ am Herz der Natur ein Export.
     
    In Köln ist der Kellner ein Köbes,
    Zum Servieren benutzt er den Kranz,
    Ich spendierte ihm gerne ein Stößchen,
    Drauf er sprach, sein Name sei Franz.
     
    Alt dürft’ ich dort leider nicht werden,
    Mich lockt’ ein erfrischender Trunk
    Nach Lahnstein zu dem Martinator,
    Satt rotgold, glanzfein hell, welch ein Prunk!
     
    Der nächste Malzkörper im Saarland:
    Ein Landbier, so hopfig wie mild,
    Auch dem Zwickelbier war ich nicht abhold,
    Hefetrüb sah im Glas ich mein Bild.
     
    Im Schwarzwald fand ich ein Lager,
    Unter Tannen sehr dunkel und hoch,
    Ein Zäpfle fiel mir in den Humpen,
    Wirtin Biergit lachte da noch.
     
    Und endlich kam ich nach Bayern,
    Beim Paulaner brannte noch Licht,
    Maß für Maß nähert’ ich mich dem Weißbier,
    Betrunken war ich wohl nicht.
     
    >Abendbrot, Feierabend,

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