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Die Deutschen im Osten Europas: Eroberer, Siedler, Vertriebene - Ein SPIEGEL-Buch

Die Deutschen im Osten Europas: Eroberer, Siedler, Vertriebene - Ein SPIEGEL-Buch

Titel: Die Deutschen im Osten Europas: Eroberer, Siedler, Vertriebene - Ein SPIEGEL-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Großbongardt
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Mieszko I., Herzog von Polen, der hier im Juni 972 den Markgrafen Hodo I. besiegte. Aber auch der »Schlacht um den faschistischen Brückenkopf zwischen Cedynia und
Osinów Dolny« Ende März 1945 wird gedacht. »Am Kampf waren die 1. selbständige Granatwerferbrigade der Polnischen Armee und die Truppen der Sowjetischen Armee beteiligt«, steht auf einer Tafel.
    Nach all den Kriegen, nach bitterer Feindschaft, Barrieren und Stacheldraht ist die Grenze zwischen Deutschland und Polen nicht nur in Hohenwutzen, rund 60 Kilometer nordöstlich von Berlin, nahezu verschwunden. Seit das Schengener Abkommen im Dezember 2007 auch für Polen gültig wurde, lässt sich die Grenze von Swinemünde an der Ostsee bis zum Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien nahezu unbemerkt überqueren – ein zu wenig gewürdigtes politisches Wunder.
    So friedlich und entspannt wie heute war es noch nie an der »Oder-Neiße-Linie«, die 1945 als vorläufige Grenze zwischen Deutschland und seinem östlichen Nachbarland von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs bestimmt wurde. In der Zeit des Kalten Kriegs hatten die Kommunisten in der DDR und Polen sie zur »Friedensgrenze« erhoben; in der West-Republik stemmten sich Vertriebenenverbände und Unionspolitiker lange gegen die Aufgabe der Ansprüche auf die »deutschen Ostgebiete«.
    Der Vater der Oder-Neiße-Grenze war ein allseits gefürchteter Mann, der bei seiner Taufe als Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili ins Kirchenbuch eingetragen worden war, aber als Stalin bekannt wurde. Der Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion schlug am 3. Dezember 1941 Wladyslaw Sikorski, dem Ministerpräsidenten der polnischen Exilregierung, in Moskau vor, die Grenzen Polens nach Westen zu verschieben. Stalin hatte gute Nerven, denn am Tag zuvor waren Späher der Wehrmacht bis auf 19 Kilometer an den Kreml herangekommen. Kurz darauf allerdings startete die
Rote Armee eine Gegenoffensive, mit der sie die deutschen Angreifer um Hunderte von Kilometern zurückwarf.
    Am 16. Dezember 1941 empfing Stalin den britischen Außenminister Anthony Eden. Inzwischen hatte die Regierung Hitler den USA den Krieg erklärt und damit ihren Untergang besiegelt. Stalin schlug dem Engländer vor, dass Polen nach dem Sieg bis an die Oder ausgedehnt werden und die polnisch-sowjetische Grenze so bleiben sollte, wie die Sowjetregierung sie 1939 mit Hitler vereinbart hatte. Außenminister Eden weigerte sich zwar, in Moskau diese Grenzverschiebungen gleich in einem Geheimprotokoll zu vereinbaren, aber er und der britische Premierminister Winston Churchill machten sich Stalins Idee der Westverschiebung Polens zu eigen.
    Mit der polnischen Frage war untrennbar verbunden, was mit Deutschland nach dem Krieg geschehen sollte. Churchill, Stalin und US-Präsident Franklin D. Roosevelt verhandelten darüber erstmals am 1. Dezember 1943 in Teheran, beim ersten Gipfeltreffen der Anti-Hitler-Koalition. »Ich möchte über Polen sprechen«, sagte Roosevelt. »Das ist eine große Frage«, antwortete Churchill mit dem ihm eigenen Pathos. »Wir haben Deutschland den Krieg erklärt, weil Deutschland Polen überfallen hat.« Bald sprach Churchill über sein »Beispiel von den drei Streichhölzern, von denen eins Deutschland, das andere Polen und das dritte die Sowjetunion darstellt«. Diese »drei Streichhölzer«, so Churchills Credo, »sollen nach Westen vorgeschoben werden«, um die Westgrenzen der Sowjetunion zu sichern. »Man müsste Polen auf Kosten Deutschlands zufriedenstellen.« Nicht nur Stalin, auch Roosevelt gefiel das Modell mit den Streichhölzern. Churchill formulierte als Konsens: »Im Prinzip wurde festgelegt, dass sich das Gebiet des polnischen Staates und des polnischen Volkes von der sogenannten Curzon-Linie
bis zur Oder erstrecken soll, einschließlich Ostpreußens und der Provinz Oppeln.«
    Die endgültige Festlegung der Grenze machte jedoch eine genaue Prüfung und eine mögliche »Auseinandersiedlung der Bevölkerung« in einigen Orten erforderlich. Die Curzon-Linie bezeichnete, entsprechend einem Vorschlag des britischen Außenministers George Curzon, die vorläufige polnisch-russische Demarkationslinie nach dem Ersten Weltkrieg. Die von den Sowjets 1939 mit den Deutschen vereinbarte Grenze entsprach weitgehend dieser Linie.
    Doch Stalin reichte das noch nicht aus. »Die Russen haben in der Ostsee keine eisfreien Häfen«, erklärte er. Deshalb bräuchten sie die eisfreien Häfen

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