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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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mich, dass er nicht schon hinter mir war, bog nach links ab und flog um eine Kurve, die mich vor der Hauptstraße verbarg. Mir blieb nichts anderes übrig, als weiterzufahren, und ich holperte, so schnell ich konnte, durch den dichten Wald, dessen glatte braune Baumstämme auf dem hügeligen Gelände gen Himmel ragten. Hier war nichts, nur ein paar Häuser auf verstreuten Waldparzellen, und ich überlegte, ob die Straße überhaupt irgendwohin führte. Nach fünf Minuten lichtete sich der Wald zu meiner Linken, und eine Rollbahn tauchte auf, auf der neben einem mit Schindeln verkleideten Gebäude drei kleine Jets parkten.
    Zwischen mir und dem Gebäude war ein Parkplatz. Darauf stand in der Nähe des Eingangs nur ein einzelnes Fahrzeug, eine Lexus-Geländelimousine. Ich schaute nach vorn, wo die Straße immer schmaler wurde und in einen Feldweg überging, der durch die Felder führte. Ich hatte keine Zeit nachzudenken und drehte instinktiv das Lenkrad und fuhr Richtung Parkplatz. Mein Plan, wenn man von einem solchen reden konnte, war, jemanden zu finden, vorzugsweise eine Gruppe von Menschen, unter die ich mich mischen konnte, um mich vor meinem Verfolger zu schützen, doch der Lexus war leer. Als ich aus dem Wagen stieg, erinnerte ich mich, dass Anna hier neben dem Range Rover der Shapiros gestanden hatte. Es war der kleine Flughafen, auf dem Harrys Gulfstream mich abgesetzt hatte, bevor sie ohne mich weitergeflogen war. Das kam mir vor, als wäre es Ewigkeiten her.
    Im Laufschritt lief ich in das Gebäude, doch die Vorhalle war leer, nur eine Flotte Modellflugzeuge hing dekorativ von den Dachbalken. »Hallo?«, rief ich und lief zu der Seite des Gebäudes, die nahe der Rollbahn lag. Es kam keine Antwort, und in den Büros, die vom Flur abgingen, war niemand zu sehen. Ich trat hinaus auf die Rollbahn und sah mich um. Die Flugzeuge, die ich von der Straße aus gesehen hatte, waren geparkt, bis ihre Besitzer irgendwann einmal wiederkamen. Auf der Rollbahn weit und breit keine Spur von Leben.
    In dem Moment bemerkte ich am Himmel über den Feldern und Wäldern in der Ferne einen Punkt, und als er größer wurde, sah ich, dass es ein Hubschrauber war, der näher kam. Ich blieb stehen und sah zu, wie er ungefähr dreißig Meter von mir herunterkam und landete. Es war eine dunkelgrüne Sikorsky – ein massives Biest – mit zwei Piloten in Uniform. Sie warteten, bis die Rotorblätter sich verlangsamten, und dann setzte einer den Kopfhörer ab, stieg aus und ging auf die Seite des Hubschraubers und blieb dort stehen, während eine Tür aufging und eine Treppe ausgefahren wurde. Eine seltsame Gruppe kam heraus: ein großer Mann im Anzug, als käme er direkt aus dem Büro, und zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, etwa sieben oder acht Jahre alt. Sie trugen karierte Schuluniformen, und der Junge hatte einen Tennisschläger über der Schulter. Der Mann winkte dem Piloten kurz, und dann kam das Trio über die Rollbahn auf mich zu.
    Nachdem er seine zeremonielle Pflicht erfüllt hatte, ging der Pilot um den Hubschrauber herum, stieg ins Cockpit und warf den Motor wieder an. Als die drei bei mir waren, war der Hubschrauber schon wieder aufgestiegen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sprach ich den Mann an. »Könnte ich Sie kurz sprechen?«
    »Was gibt’s?«, fragte er und verlangsamte seine Schritte, ohne stehen zu bleiben, während die Kinder schon voraus ins Gebäude liefen.
    »Ich brauche Hilfe.«
    Ich sah, wie seine Augen glasig wurden, als er mich beim Gehen ansah, so als wäre ich ein Versager, mit dem er nichts zu schaffen haben wollte.
    »Tut mir leid, Kumpel. Ein andermal.«
    Bevor ich noch etwas sagen konnte, war er schon an mir vorbeigegangen und verschwand im Gebäude. Ich trottete hilflos hinter ihm her, wie in seinem Kielwasser, und sah zu, wie er die Heckklappe des Lexus öffnete, um den Tennisschläger des Jungen zu verstauen, bevor er davonfuhr. Benommen und gedemütigt stand ich da. Er hatte mich gerade behandelt, als wäre ich ein Bettler auf der Straße und hätte ihn mit einer rührseligen Geschichte belästigt. Wenn man reich genug ist, um per Hubschrauber in die Hamptons zu pendeln, sieht vermutlich jeder Passant aus wie ein Schnorrer.
    Doch gedemütigt worden zu sein war nicht mein größtes Problem. Als ich ihm hinterherschaute, sah ich ein anderes Fahrzeug zwischen den Bäumen auftauchen und auf dem Hang über mir halten – den Mercedes. Der Fahrer bremste, und ich stellte mir vor, dass er − genau

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