Die Diagnose: Thriller (German Edition)
Tag, an dem ich sie kennengelernt hatte. Zwischen uns waren fünf Meter, und wir beide standen da und sahen einander an. Ihr Hals und ihre Wangen waren gerötet, und sie drehte das Riemchen eines Flip-Flops zwischen den Zehen, die rot lackiert waren.
»Warum humpelst du?«, fragte sie.
»Dein Freund hat mich geschnappt. Nachdem er aufgehört hatte, mich zu würgen, hat er sich mit mir unterhalten. Er hat mir sehr viel erzählt.«
»Der Mistkerl«, sagte sie. »Glaub ihm kein Wort.«
Wir blieben beide, wo wir waren, wie angewurzelt stehen.
»Warum bist du weggelaufen?«, fragte ich.
»Ich hatte Angst.« Ihre Lippen zitterten, und sie nahm die Unterlippe zwischen die Zähne, die im Licht weiß leuchteten.
»Du hast gesagt, ich soll selbst dahinterkommen. Das habe ich getan.«
Ich ging auf sie zu. Sie war nur noch fünf oder sechs Schritte weg, doch meine Füße bewegten sich sehr langsam, und die Entfernung schien kaum kleiner zu werden, bis ich direkt vor ihr stand. Ich atmete ihren Duft ein und spürte die Wärme ihres Körpers unter dem dünnen Baumwollstoff. Mit den Fingern fuhr ich durch ihr dichtes Haar, tastete nach ihrem Hinterkopf, und als ich sie näher zog, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, bis unsere Lippen sich berührten. Ihre Zunge strich über meine, und ich spürte ihre weichen Lippen. So verharrten wir sekundenlang, bevor sie sich zurückzog und mich ansah.
»Das ist nicht sehr professionell«, meinte sie.
»Zum Teufel mit meiner Profession«, erwiderte ich.
Ich zog sie an mich, und als wir uns wieder küssten, merkte ich, dass sie zurückwich. Sie hatte die Arme um meine Schultern geschlungen und führte mich rückwärtsgehend zu der offenen Haustür. Ich folgte ihr vorsichtig, und als sie beinahe über die Schwelle stolperte, umfasste ich ihre Taille. Sobald wir im Flur waren, zog sie mich nach rechts, drückte den Rücken an die Wand und griff unter meinem Arm durch, um die Haustür zu schließen. Sie schwang zu, doch das Schloss klickte nicht ein, und ich wollte mit dem Fuß dagegentreten. Doch ich traf nicht und kippte zur Seite, worüber sie kichern musste. Sie duckte sich unter meinem Arm durch, drückte die Tür mit beiden Händen zu, bis sie wirklich zu war, und drehte sich dann wieder um.
Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie langsam, und dann tastete ich nach dem obersten Perlmuttknopf an ihrem Kleid. Er war klein und rund, und zuerst bekam ich ihn nicht zu fassen, weil er sich in einer Stofffalte versteckte. Dann drückte ich mit dem Daumen und merkte, dass er durch das Knopfloch glitt. Die nächsten fünf gingen schneller, und als ich zum letzten kam, zog Anna sich zurück und sah an sich hinunter.
»Mach weiter«, sagte sie.
»Schscht«, sagte ich.
Ich schob ihr das Kleid von den Schultern und strich einen BH-Träger nach unten, um ihre Schulter zu küssen. Mit den Hüften drückte ich sie gegen die Tür und zog ihr Kleid hoch. Dabei strichen meine Hände über die feinen Härchen ihrer Oberschenkel, während sie sich aus dem Kleid wand.
Sie sah mich an, ihre Augen in Flammen. »Hör nicht auf«, sagte sie, und ich drang in sie ein und hob sie ein Stück hoch, den Rücken an die Tür gepresst. Sie hob ein Bein und schlang es mir um die Hüfte und bewegte sich in meinem Rhythmus, bis ich kam. Ich spürte ihr Zittern, und meine ganze aufgestaute Bitterkeit und mein Leid lösten sich in Luft auf. Wir verharrten so, ohne uns zu bewegen, eine Minute lang, und dann hob sie den anderen Fuß vom Boden, und wir gerieten kichernd aus dem Gleichgewicht. Zwischen Tür und Wand rutschten wir zusammen nach unten und landeten auf den Fußbodendielen. Dabei stieß ich mit dem verletzten Knöchel an.
»Autsch. Warum hast du das gemacht?«, fragte ich.
»Ich wollte dich nicht loslassen.«
Nach ein paar Minuten standen wir auf und zogen uns in ein Schlafzimmer im hinteren Teil des Hauses zurück. Unsere abgelegten Kleider schleiften wir hinter uns her. Anna streckte sich auf dem Bett aus, und ich legte mich zu ihr − sie war so schön, ich konnte die Augen nicht von ihr lassen. Amüsiert und liebevoll sah sie mich an, als ich mit den Fingerspitzen über die Senken und Hügel ihres Körpers strich. Wir mussten über vieles reden, doch das konnte warten.
Das Zimmer war recht spärlich möbliert, wie eine Schiffskoje, auf einem Tisch neben dem Bett ein Glas weißer Seemuscheln, ein Bildteppich an der Wand. Ihre Yogamatte lag am Fuß des Betts, und auf einer Kommode lag
Weitere Kostenlose Bücher