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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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fünfunddreißigsten Stock stiegen Underwood und ich aus dem Aufzug und betraten einen behaglich ausgestatteten Empfangsbereich, der stark an ein englisches Wohnzimmer erinnerte, samt Standuhr in der Ecke, deren Ticken durch den leeren Raum hallte. Hier gab es so gut wie kein Zeichen von Leben, der Empfangstresen aus Eichenholz neben dem Aufzug war verwaist. Nach der Glas-und-Stahl-Etage hatte ich das Gefühl, in eine Walt-Disney-Version des neunzehnten Jahrhunderts geraten zu sein. Hier gab es keine Türen mit elektronischen Vorrichtungen, um uns aufzuhalten, nur einen langen, spärlich beleuchteten Flur, den man durch einen mahagoniverkleideten Bogen sehen konnte. Als wir ihn entlanggingen, fielen mir an den Wänden dunkle Rechtecke auf, jeweils beleuchtet von einer Messingwandlampe.
    »Harry hatte die alten Meister aus der Kunstsammlung hier hängen. Sie sind jetzt im Lager. Ich will sie nicht«, sagte Underwood.
    Er öffnete eine Holztür am Ende des Flurs und führte mich in einen kleinen Raum mit zwei leeren Schreibtischen, die nebeneinanderstanden, und von dort weiter in ein riesiges Büro. Nach dem düsteren Flur war es ein Schock, hier einzutreten, denn es wurde von zwei Seiten von Licht durchflutet. Es lag auf der Ecke des Gebäudes, von der man nach Süden zum Times Square in die eine Richtung und zum Rockefeller Center und dem East River in die andere Richtung blicken konnte.
    Ich sah mich um. Auf einem Holztisch befanden sich zwei ordentliche Stapel Papier und ein Computer mit zwei Bildschirmen. Darauf blinkten immer noch Zahlen und Diagramme, obwohl er aussah, als wäre er lange nicht benutzt worden. Auf der Seite zum Flur war eine zurückgesetzte Nische voller Bücher, wie eine Art winzige Bibliothek mit Sofa und Sesseln, wo Gäste empfangen werden konnten. Ein Perserteppich, den verblichenen Fäden nach zu urteilen ziemlich alt, dominierte den Fußboden.
    Ich trat hinter den Tisch, um den Raum aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Auf dem Schreibtisch standen zwei gerahmte Fotografien – ein Junge, etwa im Collegealter, der die dicken Schutzpolster und das purpurrote Trikot eines Hockeyspielers trug. Man sah, dass er von anderen Spielern umringt gewesen war, doch sie waren weggeschnitten worden, nur sein Gesicht grinste fröhlich unter dem Helm hervor. Das andere war ein Porträt von Nora – um einiges glücklicher, als ich sie kennengelernt hatte.
    Es war Harrys Schreibtisch.
    Underwood stand auf dem Teppich und wartete darauf, dass mir dämmerte, wo wir waren. »Was sehen Sie von da aus?«, fragte er.
    Ich sah mich um, ließ den Blick durch das leere Büro schweifen und dann aus dem Fenster. »Das Rockefeller Center?«
    Er schnaubte. »Nichts. Das sehen Sie. Absolut gar nichts.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Der Typ lebte in seiner eigenen Welt, abgeschnitten von dem, was passierte, hatte nur ein paar alte Kumpel hier oben um sich geschart. Als Erstes ist Marcus sofort runter in den Börsensaal gezogen, um wirklich mitzukriegen, was passierte.«
    »Wo Sie jetzt sind?«
    »Jemand muss den Laden am Laufen halten. Vielleicht behalte ich den Job – wenn sie ein bisschen Verstand haben, geben sie ihn mir. Marcus wollte die ganze Etage hier leer räumen und ein paar hier reinsetzen, die ihr Geld auch wirklich verdienen, aber er ist nicht mehr dazu gekommen.«
    Ich trat ans Fenster, um die Aussicht zu betrachten, ein funkelndes Panorama des unteren Teils von Manhattan. Underwood nahm meinen Platz hinter dem Schreibtisch ein, setzte sich und legte seine gewienerten Schuhe auf den Tisch. Ein Absatz strich über Noras Foto und verschob es ein paar Zentimeter.
    »Sie meinen also, er hätte der Fusion nicht zustimmen sollen? Er hätte wissen müssen, dass es Probleme gab?«
    Er zuckte die Achseln. »Sieht ganz danach aus. Harry war zu großspurig geworden. Er dachte, er könnte Marcus herumkommandieren. Er war ein Narr – der Typ wusste mehr darüber, wie man Geld macht, als jeder andere, dem ich je begegnet bin. Er war ein phantastischer Geschäftsmann, einer der Besten.«
    »Aber er war gegenüber Mr Shapiro nicht ehrlich, oder? Hat ihm nicht alles gesagt, was er ihm hätte sagen müssen.«
    Underwood lachte laut. »Was hätte er denn sagen sollen, Ben? Wir sind hier an der Wall Street, um Himmels willen. Harry war weder eine Witwe noch ein Waisenkind. Er hat 45 Millionen Dollar bekommen, er hatte eine Gulfstream zu seiner Verfügung. Banker, die Honorare in Millionenhöhe bekommen haben, haben ihm als

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