Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
Vom Netzwerk:
weicher, er setzte sich und atmete ungleichmäßig.
    »Sie wissen nicht, was Sie da reden. Sie wissen gar nichts«, sagte er, wie um sich zu beruhigen.
    »Dann erzählen Sie es mir. Was ist schiefgegangen?«, fragte ich. »Als wir uns in East Hampton unterhalten haben, haben Sie gesagt, es hätte was mit Hypothekenpfandbriefen zu tun.«
    Er hatte die Zähne fest zusammengebissen, doch die Frage schien ihn zu beruhigen, als wäre es tröstlich, wieder auf sicherem Finanzterrain zu sein und nicht Andeutungen auf Lauren abschmettern zu müssen.
    »Wir interessieren uns also für die Wall Street?«, sagte er mit einer Stimme wie Batteriesäure. »Sie würden das doch gar nicht verstehen, selbst wenn ich es Ihnen erklären würde.«
    »Stellen Sie mich auf die Probe.« Ich hatte es aufgegeben, höflich zu sein.
    Er sah mich eindringlich an, als hätte ich ihn gezwungen zu zeigen, dass ich keine Ahnung hatte, aber er fing an zu reden. Ich interessierte mich nicht wirklich für Hypotheken – ich wollte nur, dass er eine Weile von seinem Zorn runterkam und sich beruhigte, bevor wir zu dem Thema kamen, wegen dem ich hier war –, aber ich versuchte doch, ihm zu folgen, während er sprach.
    »Grayridge war groß in der Verbriefung von Hypothekenforderungen. Sie haben Hypotheken an Kreditnehmer mit geringer Bonität, sogenannte Subprime-Hypotheken, aus Texas und Kalifornien genommen und die Titel zu CDOs, also besicherten Schuldverschreibungen, gebündelt. Damit haben sie Geld gemacht, also haben sie mit synthetischen CDOs angefangen, aus Kreditderivaten zusammengesetzt. Ich will gar nicht erst versuchen, Ihnen das zu erklären. Sie hatten jede Menge davon, die nach Elementen benannt waren, Kobalt, Gallium, Radon.«
    »Nach Elementen?«, hakte ich nach.
    »Ja. Fragen Sie mich nicht, warum. Der Typ, der die Abteilung Kreditbereitstellung leitete, hatte ein Faible für Chemie.« Er lachte grimmig. »Das war quasi umgekehrte Alchemie. Die Substanz, in die sich die Elemente verwandelten, war Mist.«
    »Doch wenn die Elemente Mr Greenes Verantwortung unterlagen, warum hat die Bank ihn dann nicht rausgeworfen, als sie den Bach runterging? Warum Sie?«, fragte ich in aller Unschuld.
    Harry starrte mich an. »Gute Frage. Aber Sie fragen den Falschen. Ich meine, sehen Sie sich doch um.« Er wies mit einer großzügigen Geste auf den winzigen Raum. »Sieht das hier aus wie die US-Notenbank? Oder das Finanzministerium?«
    »Wen soll ich fragen? Tom Henderson?«
    Harrys Blick verriet mir, dass ihm allmählich aufging, dass ich irgendetwas wusste. »Vielleicht.«
    »Sie haben gesagt, Sie wollten Ihre Bank so groß machen wie Rosenthal, aber ›sie‹ hätten es nicht zugelassen. Ich fand das damals eine seltsame Formulierung, aber inzwischen habe ich ein wenig recherchiert. Ich habe herausgefunden, dass Henderson früher bei Rosenthal war. Sie haben mir erzählt, Greene hat auch dort gearbeitet. Das ist doch Zufall, oder?«
    Harry lachte bitter. »Meinen Sie? Mehr brauchen Sie über die Wall Street und die Zahlenspiele bei CDOs nicht zu wissen. Rosenthal beherrscht den Laden, das war schon immer so. Warum, meinen Sie, ist Henderson Finanzminister? Zählen Sie mal, wie viele Finanzminister die hatten. Die haben auch Washington in der Tasche.«
    Ich hatte viele Leute sagen hören, die Wall Street sei ein einziger Klüngel. Dass einer von ihnen es sagte, wenn auch im Gefängnis, war etwas anderes. War Harry paranoid?, fragte ich mich nicht zum ersten Mal. Er hatte etwas fast Besessenes an sich, aber vielleicht war er auch in die Obsession hineingetrieben worden. Ich dachte an Hendersons kontrollierte Ruhe auf dem C-SPAN-Video.
    »Ich bin zum Vorstand gegangen und habe ihnen von den Problemen berichtet, die wir mit Grayridge hatten, dass er uns den ganzen Mist an den Hals gehängt hat. Damals kannte ich noch nicht die ganze Geschichte. Ich …« Er unterbrach sich und schien es sich anders zu überlegen. »Sie haben mir nicht zugehört. Die ganze Chefetage hatte einen Anruf von Henderson bekommen, und der hatte gesagt, er wolle mich raushaben.«
    »Konnte er das?«
    »Er konnte tun und lassen, was er wollte. Sie waren auf das Geld aus der Staatskasse angewiesen. Feiglinge, alle miteinander.«
    Der Augenblick war gekommen, für den ich nach Riverhead gekommen war.
    »Mr Greene ist also tot, aber Mr Henderson macht munter weiter, nicht wahr? Wie geht es Ihnen damit?«, fragte ich.
    Harry verzog das Gesicht, stand auf und ging die paar Schritte

Weitere Kostenlose Bücher