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Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Titel: Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Gilbert Welch , Lisa M. Schwartz , Steven Woloshin
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wurden, auf 48 Prozent (siehe G. Draisma, R. Boer, S. J. Otto et al., »Lead Times and Overdetection due to Prostate-specific Antigen Screening«, Journal of the National Cancer Institute 95 (2003): 868–878). Wenn wir diese Schätzung auf das gesamte Vorkommen von 82/1000 in der untersuchten Gruppe übertragen, kommen wir auf eine Überdiagnoserate von 39/1000. Das sind 55 Männer mit Überdiagnose auf einen Mann, dessen Tod verhindert wurde (das ist gleich dem Produkt der Zahl jener Männer, die wir untersuchen müssen, um einen Tod durch Prostatakrebs zu verhindern, und der Zahl der Überdiagnosen: 1410 × 39/1000).
    Andere wenden vielleicht ein, fünfzig sei aus zwei Gründen eine zu niedrige Schätzung der Zahl der Überdiagnosen in den Vereinigten Staaten. Erstens erfasste die europäische Studie ein Screening, das weniger gründlich war, als es in den USA üblich ist: Die Teilnehmer der europäischen Studie wurden alle vier Jahre untersucht; in den USA ist jährliches Screening die Regel, was die Zahl der Überdiagnosen nur erhöhen kann. Zweitens ist der Nutzen ungewiss: Je weniger Todesfälle verhindert werden, desto niedriger ist offensichtlich das Verhältnis zwischen Nutzen und Überdiagnosen (bei einem Nutzen von null ist der Quotient eins zu unendlich). Um beiden Bedenken Rechnung zu tragen, schlage ich eine Bandbreite vor: Auf jeden Mann, dessen Tod durch Prostatakrebs verhindert wird, kommen dreißig bis hundert Männer, die durch Überdiagnosen und unnötige Behandlungen Schaden erleiden.
    23 A. Bill-Axelson, L. Holmberg, F. Filén et al., für die skandinavische Prostatakrebs-Studiengruppe 4, »Radical Prostatectomy Versus Watchful Waiting in Localized Prostate Cancer: The Scandinavian Prostate Cancer Group-4 Randomized Trial«, Journal of the National Cancer Institute 100 (2008): 144–154; A. V. D’Amico, M. H. Chen, A. A. Renshaw et al., »Androgen Suppression and Radiation vs. Radiation Alone for Prostate Cancer: A Randomized Trial«, Journal of the American Medical Association 299 (2008): 289–295; B. Schmitt, C. Bennett, J. Seidenfeld et al., »Maximal Androgen Blockade for Advanced Prostate Cancer«, Cochrane Database of Systematic Reviews 2000, Nr. 2; DOI: 10.1002/14651858.CD001526.
    24 Richard J. Ablin, »The Great Prostate Mistake«, New York Times , 10. März 2010, www.nytimes.com/2010/03/10/opinion/10Ablin.html?pa.
    Kapitel 5: Wir suchen intensiver nach anderen Krebsarten
    1 Die Schilddrüse ist eine Drüse im unteren Teil des Halses. Sie bildet Hormone, die verschiedene Stoffwechselprozesse steuern.
    2 S. Ezzat, D. A. Sarti, D. R. Cain et al., »Thyroid Incidentalomas: Prevalence by Palpation and Ultrasonography«, Archives of Internal Medicine 154 (1994): 1838–1840.
    3 Jedes Mal, wenn im Krankenhaus eine Autopsie vorgenommen wurde, untersuchten die Wissenschaftler die Schilddrüse systematisch. Das bedeutet u. a., dass die Patienten nicht wegen irgendwelcher ungewöhnlicher Merkmale ausgesucht wurden. Siehe H. R. Harach, K. O. Franssila und V. Wasenius, »Occult Papillary Carcinoma of the Thyroid: A ›Normal‹ Finding in Finland. A Systematic Autopsy Study«, Cancer 56 (1985): 531–538.
    4 Ihre Argumentation lässt sich etwa so zusammenfassen: Da die Scheiben alle zwei Millimeter entnommen wurden, konnte kein größeres Karzinom übersehen werden. Aber was ist mit einem Karzinom, das einen Millimeter dick war? Manchmal wäre es in einer Scheibe enthalten, manchmal nicht. Wenn die Scheiben alle zwei Millimeter entnommen wurden, wurde ungefähr die Hälfte der einen Millimeter dicken Karzinome erfasst. Eine formellere Erklärung wäre: Die Wahrscheinlichkeit, ein kleines Karzinom zu entdecken, ist gleich dessen Durchmesser geteilt durch die Entfernung zwischen den Scheiben (hier 1 mm / 2 mm = 0,5). Mit anderen Worten: Sie fanden nur die Hälfte der einen Millimeter dicken Karzinome. Sie entdeckten auch viel kleinere Karzinome, sogar manche, die zwei Zehntelmillimeter dick waren. Aber wie viele davon übersahen sie? Nach der gleichen Berechnungsweise fanden sie 10 Prozent davon (0,2 mm / 2 mm = 0,1) und übersahen 90 Prozent. Eine genauere Darstellung ihrer Argumentation sowie einige Diagramme finden Sie bei H. G. Welch, Should I Be Tested for Cancer? (Berkeley: University of California Press, 2004) 79–82.
    5 Siehe Guide to Clinical Preventive Services , 2. Aufl., 1996; www.ahrq.gov/clinic/2ndcps/thyrdcan.pdf.
    6 Diese Zunahme wird bei den Teil-B-Inanspruchnahmen von

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