Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)
Dezember 2009.
7 H. D. Nelson, K. Tyne, A. Naik et al., »Screening for Breast Cancer: An Update for the U. S. Preventive Services Task Force«, Annals of Internal Medicine 151 (2009): 727–737.
8 Diese Daten stammen aus den »Multiple Cause-of-Death Public-Use«-Akten des National Center for Health Statistics. In diesem Fall verwende ich das derzeitige Risiko, innerhalb von zehn Jahren an Brustkrebs zu sterben, und unterstelle, dass es den Nutzen der Mammografie bereits widerspiegelt. Mit anderen Worten: Ich nehme an, dass aktuell alle amerikanischen Frauen zum Screening gehen. Wenn wir die beobachtete Rate um 25 Prozent steigern, können wir schätzen, wie die Sterberate ohne Mammografie aussähe. (Falls Sie sich fragen, warum ich 25 Prozent statt 20 Prozent verwende, denken Sie daran, dass relative Veränderungen nicht symmetrisch sind: Wenn ich 100 um 20 Prozent verringere, erhalte ich 80; aber ich muss 80 um 25 Prozent erhöhen, um wieder 100 zu bekommen.) Der Unterschied zwischen den erwarteten und beobachteten Raten ist der Nutzen. Siehe dazu S. Woloshin, L. M. Schwartz und H. G. Welch, »The Risk of Death by Age, Sex, and Smoking Status in the United States: Putting Health Risks in Context«, Journal of the National Cancer Institute 100 (2008): 845–853.
9 Das lässt sich am einfachsten so erklären: Denken Sie daran, dass viel mehr Frauen die Diagnose »Brustkrebs« erhalten als daran sterben. Zur Zeit erkranken etwa 125 von 100 000 Frauen an Brustkrebs, und die Sterberate beträgt rund 25 von 100 000. Nehmen wir an, diese Sterblichkeit enthält bereits den Nutzen der Mammografie (das heißt, wir unterstellen wie oben, dass alle amerikanischen Frauen zur Zeit am Screening teilnehmen). Die geschätzte Sterblichkeit ohne Mammografie ist also 25 Prozent höher oder 31 von 100 000. Wenn bei 125 Frauen Brustkrebs diagnostiziert wird, sterben somit etwa 31 daran, und etwa 94 sterben nicht. Daraus lässt sich schließen, dass rund 75 Prozent (94/125) aller Frauen gleich gut behandelt werden können, einerlei, ob die Diagnose beim Screening erfolgte oder nicht. Aber nehmen wir einmal an, dass einige der berichteten Brustkrebsfälle auf Überdiagnosen durch Mammografie zurückzuführen sind, und verwenden wir eine der höheren Schätzungen: 30 Prozent. Das bedeutet, dass es ohne Mammografie immer noch 96 Brustkrebsfälle bei 100 000 Frauen gibt. Von jeweils 96 Frauen mit dieser Diagnose sterben also etwa 31, und etwa 65 sterben nicht. Mit anderen Worten: Selbst unter den konservativsten Annahmen sehen wir, dass zwei Drittel der Frauen gleich gut behandelt werden können, einerlei, ob die Diagnose beim Screening erfolgte oder nicht.
10 Die neuste randomisierte Studie – die Altersstudie, an der 160 000 Vierzigjährige teilnahmen – zeigte in der Tat einen etwas geringeren Nutzen: etwa 0,4 von 1000 Frauen. Trotz des gewaltigen Umfangs der Studie war das Ergebnis statistisch nicht signifikant: Es könnte somit auf Zufall beruhen. Siehe S. M. Moss, H. Cuckle, A. Evans et al., »Effect of Mammographic Screening from Age 40 Years on Breast Cancer Mortality at 10 Years’ Follow-up: A Randomised Controlled Trial«, Lancet 368 (2006): 2053–2060.
11 P. C. Gøtzsche und M. Nielsen, »Screening for Breast Cancer with Mammography«, Cochrane Database of Systematic Reviews 2009, Nr. 4, Artikelnummer: CD001877, Tabelle 1.15.
12 Siehe Fletcher et al., Report of the International Workshop .
13 Y. Shen, Y. Yang, L. Y. Inoue et al., »Role of Detection Method in Predicting Breast Cancer Survival: Analysis of Randomized Screening Trials«, Journal of the National Cancer Institute 97 (2005): 1195–1203.
14 Zum langfristigen Risiko für invasiven Brustkrebs nach einem normalen Mammogramm siehe E. L. Ashbeck, R. D. Rosenberg, P. M. Stauber et al., »Benign Breast Biopsy Diagnosis and Subsequent Risk of Breast Cancer«, Cancer Epidemiology, Biomarkers and Prevention 16 2007): 467–472. Das Risiko ist fast gleich hoch wie in der allgemeinen SEER-Bevölkerung (das ist erstaunlich, weil New Mexico sogar das niedrigste Brustkrebsrisiko aller SEER-Regionen aufweist).
15 J. G. Elmore, M. B. Barton, V. M. Moceri et al., »Ten-year Risk of False Positive Screening Mammograms and Clinical Breast Examinations«, New England Journal of Medicine 338 (1998): 1089–1096.
16 Um das zu schätzen, beginne ich mit der Beobachtung, dass in den Vereinigten Staaten 60 Prozent aller Brustkarzinome bei der Mammografie
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