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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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einfach in ein Gemach voller Ritter.«

    »Wenn meine Jeanne von der Sache Wind bekommt, könnte ich es ebenso durch den ganzen Palast brüllen, denn alle Leute hier werden es erfahren.«
    »Dann eben Hawisa. Sie wird schweigen.«
    Emma blieb tatsächlich kurz stehen.
    »Und wo steckt deine Hawisa? Du lässt ihr alle Freiheiten, sie treibt sich herum, wann und wo es ihr gefällt.«
    »Sie ist da, wenn ich sie brauche«, erwiderte Marie empört. Doch im Moment wusste Hawisa leider nicht, dass sie gebraucht wurde. Sie vermutete Marie wahrscheinlich noch bei der Königin.
    »Ich kann nach ihr suchen. Vielleicht ist sie in meinem Gemach.«
    »Lass uns nachsehen!«
    Sie liefen eine paar Schritte zurück und öffneten die Tür zu Maries Räumen. Leider waren sie leer.
    »Also müssen wir allein los«, entschied Emma und setzte sich erneut in Bewegung. Wieder folgte Marie mit unguter Vorahnung.
    »Du könntest auch warten. Wir sollten es mit Hawisa besprechen. Sie ist sehr einfallsreich, hätte vielleicht einen Vorschlag, wo du Régnier allein antreffen kannst.«
    »Ich brauche ihren Einfallsreichtum nicht«, zischte Emma. »Ich gehe jetzt, denn wenn ich warte, verlässt mich der Mut. Du kannst mitkommen oder hierbleiben.«
    Sie lief sogleich weiter. Marie stand eine Weile unschlüssig da. Vielleicht war es am vernünftigsten, sich aus allem herauszuhalten, aber sie hoffte, Emma wenigstens von einem unbeherrschten Gefühlsausbruch abhalten zu können, wenn sie an ihrer Seite war. Etwas ruhiger als zuvor folgte sie ihrer Tante deshalb.
    Im Eingangshof des Palastes blieb Emma plötzlich ratlos stehen.

    »Wo sind die Ritter eigentlich untergebracht?«, wandte sie sich an Marie, die mit den Schultern zuckte. Das Zimmer mit der schmutzigen Steppdecke tauchte wieder in ihrer Erinnerung auf. Es war in dem rechten Nebengebäude gewesen, das wusste sie noch, doch half es nicht unbedingt weiter.
    Sie sah sich um. Ein paar Dienstmägde schleppten Eimer mit Wasser, um Bottiche zum Wäschewaschen aufzufüllen. Hinter dem Eingangstor lieferte ein Händler seine Waren ab. Knechte halfen ihm beim Abladen. Sie konnte auch ein paar halbwüchsige Knappen erkennen, die sich für diese Tätigkeit nicht zu schade waren. Ein roter Haarschopf blitzte auf, und bald darauf entdeckte sie ein mit Sommersprossen übersätes, vertrautes Knabengesicht hinter einer Holzkiste. Ohne weiter zu überlegen setzte Marie sich in Bewegung. Etwas in ihr drängte geradezu nach einem Gespräch mit diesem Jungen.
    »Robert de Veizis!«, rief sie zur Begrüßung. Er stellte seine Last ab, wandte sich um und sah sie erstaunt an.
    »Ma Dame Marie«, sagte er und neigte ehrerbietig den Kopf, um sie dann weiter mit unverhohlener Neugier zu mustern.
    »Ich brauche deine Hilfe. Du kannst mir doch sicher sagen, wo ich … wo ich Régnier de Rancon, einen Ritter des jungen Königs Henry finden kann.«
    Sie kam ein wenig ins Schwitzen. Fast hätte sie Jeans Namen genannt. Auch der Junge schien etwas anderes erwartet zu haben.
    »Ich kann Euch zu den Rittern führen, wenn Ihr es wünscht, Ma Dame. Vielleicht sollte ich Euch erst ankündigen.«
    Marie atmete erleichtert auf. Robert war ein kluger Bursche und ihre Rettung in der Not. Wenigstens würde Emma nicht ohne Vorwarnung hereinstürmen. Sie winkte ihrer Tante zu, und gemeinsam folgten sie dem Knappen.

    Es war tatsächlich das rechte Nebengebäude, in dem es immer noch modrig roch. Emmas Gesicht verzog sich angewidert, als sie durch schmutziges Stroh laufen musste. Der Weg schien endlos. Marie spürte, wie ihr Herz pochte. Gewöhnlich genoss sie jede Gelegenheit zu freier Bewegung, nur weckte dieser Weg Erinnerungen an jenen Sommertag, da sie ihn mit Jean zurückgelegt hatte.
    Robert klopfte an eine Tür, und laute Männerstimmen forderten ihn auf, sie einfach zu öffnen. Er verschwand im Türspalt. Gemurmel erklang. Marie wandte sich nach Emma um, die plötzlich kreidebleich aussah und laut atmete. Dann wurden sie von dem Jungen hereingebeten.
    Es roch nach Wein, Schweiß und dem Rauch brennender Kienspäne, der in Maries Augen biss. Sie blinzelte. Ein paar Betten waren mit zerwühlten, fleckigen Tüchern bedeckt. Auf ihnen saßen Männer beim Würfelspiel, umgeben von Schildern, Kettenhemden, eisernen Beinschienen, Helmen und Stiefeln, die völlig ungeordnet herumlagen, sodass Marie befürchtete, über sie zu stolpern, wenn sie nicht aufpasste. Zahllose Augenpaare starrten sie an. Unter den vielen unbekannten Gesichtern

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