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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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die ihr vergönnt war. Marie nagte an einem Stück Brot. Neben ihrer jungen Tante verblasste sie, wurde kaum beachtet. Dennoch versuchte ein Ritter, ihr Knie zu streicheln. Sie versetzte ihm einen energischen Tritt und wurde nicht mehr belästigt. Der Abend verlief danach recht angenehm. Sie genoss es, im Freien zu sitzen, frische Luft zu atmen und das rege Treiben zu beobachten. Ein Mann mit dunkler Haut trug einen Affen auf seiner Schulter spazieren. Hinter ihm eilte ein halbwüchsiges Mädchen in farbenfrohem Gewand her, das laut verkündete, die Zukunft voraussagen zu können. Ein Fiedelspieler brachte ein paar Leute zum
Singen, während die Wahrsagerin sich plötzlich auf einen Tisch schwang, um einen wilden, stampfenden Tanz zu beginnen. Zuschauer klatschten begeistert im Rhythmus, und der abgewiesene Ritter an Maries Seite versuchte nun, unter die fliegenden Röcke der Tänzerin zu blicken. Marie lächelte nachsichtig. Wie einfach die Bedürfnisse der Männer doch waren! Jede Frau konnte sie erfüllen, warum also sollten sie einer einzigen die Treue schwören?
    Das Zupfen an ihrem Ärmel war zunächst so zaghaft, dass sie es für ein Versehen hielt, doch allmählich wurde es hartnäckiger. Marie wandte den Kopf. Sie blickte in ein blasses Jungengesicht mit vereinzelten Sommersprossen.
    »Ma Dame Marie, dürfte ich einen Moment allein mit Euch reden?«
    Sie stand widerwillig auf. Nach mehreren Bechern Wein fühlte sie sich nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, aber es war ohnehin an der Zeit, in ihr Gemach aufzubrechen. Emma plauderte angeregt mit einem jungen Ritter, dessen Wangen rot im Kerzenlicht glänzten. Marie wusste, dass sie nicht mehr gebraucht wurde.
    »Gut, was willst du mir denn erzählen? Ich glaube, ich kenne dich.« Sie war froh über den noch recht klaren Klang ihrer Stimme.
    »Ich bin Robert de Veizis«, begann der Knabe. »Ihr wolltet wissen, wer Euch verleumdet hat, Ma Dame. Ich kann es Euch sagen.« Seine Augen funkelten vor Aufregung. »Es war nicht Jean, dass müsst Ihr mir glauben. Er hat niemals schlecht von Euch gesprochen oder damit geprahlt, dass … dass Ihr Zeit mit ihm verbracht habt.«
    »Das weiß ich bereits«, erwiderte sie niedergeschlagener als beabsichtigt. Die Geschichte war abgeschlossen, und es tat nur weh, sich wieder mit ihr zu befassen.
    »Aber Jean erzählte mir, dass Ihr ihn verdächtigt habt«,
beharrte Robert. »Und deshalb hörte ich mich um. Es gab tatsächlich Gerüchte. Über Isabelle de Vermandois, deren Betragen aber wirklich Anlass dazu gab. Über Emma d’Anjou und auch über Euch. Aber nicht die Ritter erzählten sie zuerst, sondern Kleriker und Schreiber, auch einige der Troubadoure. Ich habe herausgefunden, auf wen sie wirklich zurückgehen. Fragt mich nicht wie, ich kann gut zuhören und weiß, wann ich die richtige Frage stellen soll.«
    Er reckte sich, sodass er Marie fast bis zur Schulter reichte.
    »Gut, und wer war es dann?«, fragte sie, auch wenn es ihr nicht mehr wichtig war.
    »Ein junger Kleriker, der sich selbst als Dichter versucht. Er neidet Euch die Anerkennung der Königin und scheint Damen im Allgemeinen nicht zu mögen. Sein Name ist …«
    »Denis Piramus«, ergänzte sie ohne nachzudenken. »Aber woher wusste er, dass … Na ja, es ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    Sie strich über Roberts Wange, denn er sah enttäuscht aus, dass seine wichtige Neuigkeit von ihr erraten worden war.
    »Du bist ein kluger, geschickter Junge. Ich werde dich bei der Königin loben und sie bitten, dir bald schon eine gut bezahlte Stellung zu verschaffen«, versprach sie und zauberte so ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht.
    »Aber Ihr solltet vor allem wissen, dass es nicht Jean war«, beharrte er. Marie fragte sich, wie viel ihr einstiger Geliebter seinem jungen Neffen anvertraut hatte.
    »Ich kaufe dir einen Kuchen oder ein Stück Braten, wenn du willst. Und einen Becher Wein kannst du auch haben«, sagte sie und griff nach ihrem Beutel, um die restlichen Münzen zu zählen. Roberts Hand lag in der ihren, als sie gemeinsam im Getümmel verschwanden. Auf einmal fühlte sie sich fröhlich, nahezu beschwingt, einen Verwandten von
Jean an ihrer Seite zu wissen, als sei sie ihm dadurch wieder ein Stück näher gekommen.
     
    Nach dem Morgenmahl, das sie gemeinsam mit Hawisa einnahm, brach Marie auf, um nach Emma zu sehen. Auch ihre Tante hatte ein Recht zu erfahren, wer schuld an den üblen Gerüchten gewesen war. Außerdem wollte Marie ihrem Zorn Luft

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