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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Der Sohn des Arztes nickte schließlich doch, und Richard öffnete eine Tür, hinter der sich seine Waffen verbargen. Diese stumme Art der Verständigung hatte Marie bisher nur unter Menschen gesehen, die sich seit vielen Jahren kannten.
    Meir half seinem Freund, das Kettenhemd und die eisernen Beinschienen anzulegen. Dann schnürte Richard sich selbst den Gürtel mit dem Schwert um die Taille.
    »Ich bin bald wieder hier. Versuche ja nicht, die Figuren auf dem Brett zu verschieben, das merke ich sofort!«, rief er Meir zu, bevor er den Helm ergriff und mit Marie in den Palastgang trat.
     
    Knechte auf dem Hof besorgten ihnen Pferde, ein Schlachtross für Richard und den üblichen Zelter, auf dem eine Dame ritt. Marie trieb das gemütliche Tier zum Galopp. Sie erreichten die Wiese, wo das Turnier in vollem Gange war, jagten auf das Waldstück zu, bis endlich die Lichtung sich vor ihnen auftat.
    Jean war bereits aus dem Sattel gefallen, doch hielt er mit beiden Händen das Schwert umklammert und verteidigte sich entschlossen gegen seine Angreifer. Ein Baumstamm bot ihm Rückendeckung. Marie schrie auf, als sie sah, wie eine Lanzenspitze sich durch die Panzerung in sein Knie bohrte. Einer der Angreifer setzte entschlossen zum nächsten Schwerthieb an, wurde jedoch von Richards Lanze zur Seite gefegt. Für einen Augenblick hielten die Kämpfenden inne, um den neu hinzugekommenen Ritter anzustarren. Richard hob sein Schwert.
    Marie hatte es niemals große Freude bereitet, bei Turnierkämpfen zuzusehen, doch in jeder von Richards Bewegungen lag eine kraftvolle, klare Präzision, die sie fesselte. Ihr wurde
klar, dass hinter all dieser Gewalt Überlegung und Geschick standen. Bald schon hatte der Königssohn die Angreifer zur Seite gedrängt, sodass Jean wieder in den Sattel seines Rosses klettern und Richard zur Seite stehen konnte. Das ohrenbetäubende Krachen und Splittern ging weiter, doch wurden die Angriffe immer schwächer. Drei von Régniers Männern wurden vom Pferd gestoßen und krochen rasch in den Schutz des Waldes, um Hieben oder Huftritten zu entkommen. Schließlich hob einer der Ritter seine Hand und winkte zum Rückzug. Hufgetrappel ertönte, dann war es endlich still. Marie rang nach Luft. Die Chemise klebte an ihrem schweißnassen Körper. Richard öffnete den Mundschutz seines Helms.
    »Nun können wir wieder zum Palast reiten«, meinte er und trieb sogleich sein Ross an. Marie fühlte Jeans Blick auf ihrem Gesicht ruhen, doch hinter den Schlitzen des Helms schienen seine Augen zu fremd und dunkel, um irgendein Gefühl preiszugeben. Trotz aller Sehnsucht, sich mit ihm auszusprechen, brachte sie kein Wort heraus, sondern riss verlegen ihr Pferd herum und folgte Richard. Sobald hinter ihr das Getrappel von Jeans Reittier zu hören war, atmete sie erleichtert auf.
    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie die Stadt durchquert hatten und in den Hof des Palastes gelangt waren. Richard übergab sein Ross wieder den Knechten, zog den Helm vom Kopf und schüttelte sein rötliches Löwenhaar. Marie hörte Jean aufstöhnen, als er ehrerbietig in die Knie sank, ohne auf seine Verletzung zu achten.
    »Ich danke für Eure Hilfe, Hoheit«, sagte er und erntete ein nachsichtiges Lächeln.
    »Gehen wir einfach hinein«, entgegnete der Königssohn. Marie folgte. Sie sah Jean humpeln und unterdrückte den Wunsch, ihn zu stützen, denn vor der Palastwache wäre ihm
dies vielleicht unangenehm gewesen. Er schaffte die Stufen hinauf zu dem Stockwerk, wo sich Maries Gemächer befanden. Dort blieb Richard stehen.
    »Wie ist Euer Name, Ritter?«
    Jean entfernte seinen Helm. Sein Gesicht war mit glänzendem Schweiß bedeckt, und aus einer Wunde unter dem rechten Auge sickerte Blut.
    »Jean de Veizis, Hoheit.«
    Richard neigte kurz den Kopf.
    »Ihr habt Euch gut gegen all diese hinterhältigen Männer geschlagen und die Ehre meiner Verwandten verteidigt. Ich bin froh, Euch unter meinen Rittern zu wissen, und werde mir Euren Namen merken«, meinte er anerkennend. Dann huschte ein Lächeln über sein ernstes Gesicht.
    »Jetzt verschwindet rasch in dem Gemach meiner Cousine, bevor der ganze Palast seinen Rausch ausgeschlafen hat und der Gang voller Menschen ist. Sie wird Euch pflegen wollen. Seid nett zu unserer Dichterin, sie hat eine Schwäche für Euch.«
    Mit schwungvollen Schritten stieg Richard weiter Stufen hoch. Marie musterte seine hohe, kraftvolle Gestalt voller Bewunderung. Wieder musste sie an einen jungen Löwen

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