Die Diener des Boesen
erhaschte, die hinter einer der Umkleidekabinen verschwand.
Buffy lief los und riss den Vorhang zur Seite, aber da war niemand. Allerdings hatte sich die Rückwand der Umkleidekabine gelöst und einen Durchschlupf freigegeben. Buffy zwängte sich durch den Spalt und fand sich in einem Lagerraum wieder. Ganze Reihen von
Renaissancekostümen, in Plastikfolie eingeschweißt, hingen von der Decke.
Und die Tür - eine richtige Tür -, die aus diesem Raum hinausführte, stand offen.
Buffy zögerte, aber sie hörte, wie Cordelia ihre Schimpfkanonade fortsetzte, und schätzte, dass sie die Frau noch ein paar Minuten länger beschäftigen würde.
Buffy trat durch die Tür.
Wow, der berühmte Blick hinter die Kulissen.
Sie befand sich in einer Art Gasse, die von den Rückwänden der Buden gebildet wurde, die sich in zwei Reihen über den Platz zogen. Hier standen die Plastikmülleimer mit dem überquellenden Abfall und dem Verpackungsmaterial. Auf einem Sonnenstuhl lag ein Paar Gummisandalen, daneben ein Bier und eine Ausgabe der Sunnydale Press. Plötzlich schien die Atmosphäre des Festes ein wenig an Bedrohlichkeit zu verlieren.
Auf Betonblöcken stand ein alter Grill, auf dem eine Reihe von Hotdogs brutzelten, die bereits aufgeplatzt und angebrannt waren. Der Koch war nirgendwo zu sehen, aber alles deutete darauf hm, dass er jeden Moment zurückkommen musste. Es machte die Leute vom Fest in Buffys Augen ein wenig realer, und sie atmete auf. Real. Greifbar. Was bedeutete, dass sie im Notfall kein Problem haben würde, einen Schausteller in den Hintern zu treten, wenn er irgendwelchen Ärger machte.
»Wenn es blutet«, flüsterte sie, »können wir es töten.«
Von links erklang leises Bimmeln. Sie folgte dem Geräusch, vorsichtiger jetzt, ungewiss, ob es eine Falle oder ein Ablenkungsmanöver war, unsicher, ob sie weitergehen oder zu Cordelia zurückkehren sollte.
»Wie bitte?«, hörte sie Cordelia schreien.
Buffy hätte fast kehrtgemacht. Cordy schien nichts zu erreichen, und wenn sie ohne Arger von hier verschwinden wollten, sollte sie besser zu ihr zurückkehren. Aber dieser arme Kerl in dem Narrenkostüm hatte so ... traurig gewirkt. Buffy ging weiter und folgte dem Klang der bimmelnden Glöckchen.
Roland, der Narr, trat mit einem purpurnen Stoffbündel in die Gasse. Es war König Richards Robe.
Er entdeckte Buffy, und für einen Moment blieb er wie gelähmt stehen und starrte sie an. Er sah in seinem Narrenkostüm, ohne Kappe, auf eine traurige Weise komisch aus. Dann faltete er die Robe auseinander und warf sie über eine Wäscheleine. Er griff nach einem dicken Holzstock, schlug auf das Kleidungsstück ein und klopfte den Staub aus dem Stoff. Seine Bewegungen waren unbeholfen und langsam, als wäre er erschöpft.
Buffy trat zu ihm. Für einen Moment betrachtete sie ihn schweigend. Hübsches braunes Lockenhaar, große braune Augen. Eigentlich hätte er ein gut aussehender Bursche sein müssen, doch irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Sie konnte es nicht genau benennen, aber es schien, als ob seine Haut nicht richtig zu ihm zu passte. Er wirkte alt ohne es zu sein.Vielleicht lag es an der Art, wie er blinzelte, oder an der Schwerfälligkeit, mit dem er die Robe ausklopfte. Staub stieg in einer kleinen Wolke auf, und Buffy hustete in ihre Hand. Er sah sie fragend an und senkte den Stock.
»Früher dachten wir, ich wäre allergisch auf Hausstaub«, erklärte sie ihm. »Also haben meine Eltern unser Haus in eine staubfreie Zone verwandelt und jede einzelne Flocke verbannt. Ich hatte immer noch eine laufende Nase. Es stellte sich heraus, dass es unsere Katze war.«
Sie erwartete zumindest ein höfliches Lächeln. Sie wurde enttäuscht. Er sah sie an, als wäre sie ein Wesen von einem anderen Planeten. Fast hätte sie gesagt: »He, warum habt ihr die Rinder verstümmelt?«
Stattdessen sagte sie: »Tut es nicht weh, wenn man dich so durch die Gegend schleudert?«
Zu ihrer Überraschung und akuten Beunruhigung zuckte er zusammen, seine braunen Augen bekamen einen abwesenden Ausdruck und er senkte den Kopf und sagte: »Doch.«
»Aber, äh, warum lässt du es dann mit dir machen?«
»Es gibt sonst nichts anderes zu tun.«
Hmm. Interessante Antwort. Sie legte eine Hand auf ihre Hüfte und sagte: »Nun, das Gaststättengewerbe bietet beste Aufstiegschancen. Und du bekommst so viele kostenlose Haarnetze, wie du willst.«
Sie entlockte ihm noch immer kein Lächeln. Er starrte sie nur mit sanften, traurigen
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