Die Diener des Boesen
zu ihr. Eine Menge Jungs waren derselben Meinung gewesen.
Genau wie Bruno. Sie konnte es in seinen Augen sehen.
»Du weißt, wo ich wohne?«, fragte sie ihn.
»Klar.«
»Ich werde aufbleiben, wenn du vorbeikommen willst, Bruno. Das wäre schön«, sagte sie und drückte leicht seinen Arm. Er war wirklich ein netter Kerl.
Vienna drängte sich an ihm vorbei und ging davon mit großen Schritten, die ihre langen weißen Beine unter dem viel zu kurzen Rock gut zur Geltung brachten. Sie blickte sich nicht um, aber sie wusste, dass Bruno ihr nachschaute. Vienna lächelte. Morgen, dachte sie, mach ich mich wieder auf die Suche nach einem Job.
Nachdem sie Bruno Frühstück gemacht hatte.
»'n Abend, junge Dame.«
Aus dem Dunkeln hinter den Müllcontainern starrte ein hagerer alter Mann sie lüstern an. Sie ignorierte ihn, hielt ihre Augen starr geradeaus gerichtet und ging etwas schneller. Oberdachloser alter
Perverser, dachte sie.
Dann machte etwas in ihrem Kopf Klick und ihr dämmerte, dass sie ihn kannte. Es war Old Man Sayre. Er wohnte nur ein paar Häuser von ihrer Großmutter entfernt. Sie fragte sich, ob er irgendwelche Schwierigkeiten hatte, und wäre fast stehen geblieben, aber dann schaltete sich ihr Selbsterhaltungstrieb ein. Wenn er sich in dunklen Winkeln versteckte, um Mädchen anzumachen, die nur ein Viertel so alt waren wie er - okay, vielleicht ein Drittel - nun, er mochte kein Obdachloser sein, aber er war eindeutig ein alter Perverser.
Vienna verdrehte die Augen. Da würde sie Oma ja eine schöne Geschichte erzählen können. Sie kicherte leise.
Eine kräftige Hand legte sich wie eine Stahlklammer um ihre Schulter.
»Verdammt! Lassen Sie mich los!«, schrie Vienna und fuhr herum, die Finger zu Klauen verkrümmt, um ihrem Angreifer das Gesicht zu zerkratzen. Aber Old Man Sayres Gesicht hatte sich verändert. Seine Augen waren gelb und leuchteten und seine Zähne ...
Damit ich dich besser fressen kann, mein Kind.
Vienna kreischte.
Old Man Sayre packte sie bei den Haaren und starrte in ihre Augen, während sich sein Mund ihrem Hals näherte. Dann sah sie nur noch das weiße Haar auf seinem Kopf und spürte, wie sich nadelspitze Zähne in das Fleisch ihrer Kehle bohrten.
Ihre Beine gaben nach, aber Old Man Sayre hielt sie aufrecht. Während er sie aussaugte.
Bruno schrie ihren Namen, seine Stimme kam näher.
Zuerst glaubte sie, dass das Donnern, das rhythmische Hämmern von seinen Stiefeln auf dem Pflaster stammte. Sie verlor Blut und alles drehte sich um sie herum, aber bei dem Lärm handelte es sich nicht um bloße Schritte. Er erinnerte mehr an eine alte Dampflokomotive, die mit Höchstgeschwindigkeit dahinraste, wie in den alten Western.
Western.
Nein, kein Zug. Pferde.
Old Man Sayre ließ sie zu Boden sinken. Sie hörte, wie Bruno ihn anschrie, ihn aufforderte, zu verschwinden, und wie er sie fragte, ob sie okay war. Das Wesen, das einst Old Man Sayre gewesen war, erklärte Bruno, dass er sterben würde, weil er es beim Abendessen gestört hatte.
Vienna wollte weinen, aber sie konnte nicht. Und ihr Kopf schmerzte von all dem Donnern. Hörten sie denn nicht die Pferde?
Bruno sagte ganz leise: »Oh, mein Gott.«
Old Man Sayre begann, wie ein verängstigtes Tier zu winseln.
Vienna war gerade dabei, sich trotz ihrer Benommenheit wieder aufzurappeln, und als sie aufblickte, sah sie das Entsetzen im verunstalteten Gesicht des alten Mannes. Der Mund mit den Vampirzähnen formte ein großes O und dann bohrte sich ein dicker mit Federn versehener Holzschaft - ein Pfeil, so unmöglich das auch war - durch Old Man Sayres Brust.
Sie sah, wie er in einer Staubwolke explodierte und der Pfeil klappernd zu Boden fiel. Übelkeit überwältigte sie und sie sank wieder auf die Knie.
Als sie in der Lage war, wieder aufzustehen und sich umzuschauen, hatte sich das Donnern der Hufe weiter die Straße hinunter entfernt.
Bruno war verschwunden.
Vienna stolperte zurück ins Bronze und wartete dort, während jemand einen Krankenwagen rief. Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass sie Bruno niemals wieder sehen würde.
Es war das letzte Mal, dass sie ins Bronze gegangen war.
Sunnydale schlief bereits, als die Jagd durch die Stadtmitte ritt. Hufe donnerten und gespenstische Flammen loderten. Die Hunde bellten. Der Erlkönig brüllte seine Macht hinaus und sang das Lied der Hoffnungslosen. Und die Hoffnungslosen kamen zu ihm.
Er war zufrieden.
Aus einigen von ihnen würden Jäger werden. Aber von
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