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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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man schon mal überreagieren.«
    »Das erklärt nicht, was
Sie mit Ihren Geräten überwachen«, hakte Caroline noch einmal nach.
    Steiner nahm das
Diktiergerät, entfernte die Kassette und drückte sie ihr in die Hand. »Ich bitte
Sie. Ein bisschen was können Sie auch selber rausfinden. Wenn es Ihnen gefällt,
ich nehme Sie gerne auf meine nächste Spionagetour mit. Sagen Sie einfach
Bescheid.«

28
    »Er hat überhaupt nicht
darauf reagiert, dass du seine Sachen durchsuchst?«, fragte Judith ungläubig.
    »Mit keinem einzigen
Wort. Er hat sich benommen, als wäre das ganz normal.«
    Judith staunte nur
noch. Ähnlich wie Caroline war sie früh auf den Beinen. Sie liebte diesen
Moment, der ihr ganz alleine gehörte. Yoga stand auf dem Programm. Wie jeden
Morgen. Die Kühe vom Möller, die auf dem Weg zur Weide am alten Schulgarten
vorbeikamen, nahmen den Sonnengruß persönlich. Sie versammelten sich am Zaun
und vergaßen angesichts der fernöstlichen Verrenkungen gar das Wiederkäuen.
    »Ich bin extrafrüh
aufgestanden, damit niemand mich beobachtet«, beschwerte sich Judith bei
Caroline. Sie machte sich Sorgen. Wie sollte ein Tag, der mit so viel Unruhe
begonnen hatte, bloß enden? »Weißt du, welche Karte ich heute Morgen als
Tageskarte gezogen habe? Wieder die Nummer acht. ›Falsche Person.‹ Das deutet
auf Betrug und Täuschung hin.«
    Caroline schwenkte die
Kassette: »Lass uns mal reinhören.«
    »Wir haben immer noch
keinen Strom«, sagte Judith.
    »Aber einen Traktor«,
wusste Caroline.
    Bei ihrer ersten Tour
über das Anwesen hatten sie die Zugmaschine ausführlich bewundert. Der
Schlüssel steckte noch. Kiki hatte das Gefährt nicht mehr angerührt, seit Max
den Fahrersitz verlassen hatte und nach Berlin geflüchtet war.
    Mit Husten, Sprotzen
und Knallen sprang der Motor an. Wie ein Ferrari klang er nicht gerade. Schon
eher wie ein Seekutter, der den Hafen verlässt, gefolgt von Dutzenden von
hungrigen Möwen, die im Kielsog des Schiffes auf Beute hofften. Es dauerte eine
Weile, bis sie begriffen, dass das Gekreisch der Vögel von Steiners Kassette
kam. Dann brach der Ton ab. Auf dem Band herrschte Stille. Und in die Stille
hinein ertönte das Klopfen eines Spechts und jede Menge Gezwitscher, das keine
von beiden einordnen konnte.
    »Vogelstimmen«, stellte
Judith überrascht fest.
    »Der macht sich lustig
über mich«, behauptete Caroline.
    Judith hatte noch
andere Vorschläge: »Manchmal hinterlegen Tote Nachrichten auf Bändern.
Vielleicht beschäftigt er sich mit okkulten Ideen.«
    »Ich höre weder einen
Menschen noch einen Toten«, konstatierte Caroline nüchtern. »Ich höre nur
Vögel.«
    Judith schauerte: »Ich
habe es immer gespürt. Den Mann umweht eine düstere Aura.«
    Judith hatte den Satz
kaum ausgesprochen, da passierte etwas Unerwartetes. Mit einem Schlag flammte
im Schuppen das Licht auf.

29
    »Cheri, cheri Lady«,
brüllten Modern Talking, so laut sie konnten. Eva schreckte panisch aus dem
Schlaf. Die Musik aus dem Radio, mit dem Eva gestern Abend überprüfen wollte,
ob die Stromversorgung wieder funktionierte, schmerzte in ihren Ohren. »Love is
where you find it. Listen to your heart. Cheri, cheri lady, living in devotion,
it’s always like the first time, let me take a part…«, jaulten die beiden
Herren in aufgesetzter Fröhlichkeit.
    Der Strom war da. Und
der Morgen, von dem Eva geglaubt hatte, er würde nie mehr kommen. Die halbe
Nacht hatte sie wach gelegen, ihren pochenden Fuß gespürt und sich Situationen
ausgemalt, die mindestens so albern waren wie das Lied, das aus dem Radio
schallte. Und kein bisschen jugendfrei. Ihre Gedanken hatten sich
verselbstständigt. Das Schlimmste war: Steiner kam in ihrer nächtlichen
Vorstellungswelt eine prominente Rolle zu. Die innere Unruhe stand in schrillem
Kontrast zu ihrer äußeren Bewegungslosigkeit. Ein verstauchter Knöchel war
wahrlich keine Krankheit, die Eva weiterempfehlen konnte. Jedenfalls nicht
Menschen, die sich gerade vorgenommen hatten, keinen einzigen Tag mehr auf der
Zuschauertribüne des Lebens zu verbringen.
    Es war elf Uhr. Eva
sandte ein Stoßgebet für Kiki in den aufklarenden Himmel. Vermutlich war die
Freundin längst im Genossenschaftsladen und brütete mit Schwarzer über der
Frage, wie man ihr Dach kostensparend reparieren konnte. Warum hatten die
Freundinnen sie nicht geweckt? Sie legte nicht den geringsten Wert darauf, sich
auszuruhen.
    Auf der Sitzfläche des
Rollstuhls, der neben ihrem Bett stand,

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