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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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ist
Strafverteidigerin«, tröstete Steiner seine Tochter. »Kluge Dame, leider sehr
hartnäckig. Wenn ich nicht aufpasse, fliegt alles auf, bevor die Sache
abgeschlossen ist.«
    Welche Sache? Wovon
sprach er? Leider wechselte er das Thema.
    »Ich will für ein
Stündchen im Naturpark vorbei. Und dann verschwinde ich. Ich habe alles
zusammen, was ich brauche.«
    Über Eva und den
gestrigen Abend verlor er kein Wort. Steiner stieg in sein Auto und fuhr los.
Er hatte es eilig.
    Caroline zitterten die
Knie. Sie mochte den Mann, mit dem sie am frühen Morgen Vögel beobachtet hatte,
den Mann, der sie beim Werwolfspiel so intensiv ansehen konnte, dass ihr mehr
als warm wurde, sie mochte seine Art zu tanzen. Und gleichzeitig nahm er Eva
mit auf Ausflüge, turtelte mit ihr am Feuer und hatte eine geheime Mission.
    Sie musste bei ihrer
Besichtigung der Fischerhütte etwas übersehen haben, einen wichtigen Hinweis,
den entscheidenden Hinweis. Sie hatte sich von Steiner hinters Licht führen
lassen. Sie war so beeindruckt von seiner Vorwärtsverteidigung gewesen, dass
sie nicht begriffen hatte, wie sehr er ihre improvisierte Durchsuchung in die
Bahnen geleitet hatte, die ihm genehm waren. Zeit für einen zweiten Anlauf.
Diesmal, da war sie sich sicher, würde sie etwas finden.

48
    Gemeinsam mit Kiki machte
Caroline sich auf den Weg zur Fischerhütte. Mit dem Zweitschlüssel und Greta.
Kiki zog die kleine Tochter an einem Seil auf ihrem Bobby-Car hinter sich her.
Im Anhänger transportierte Greta eine Quietscheente. Das kleine Mädchen freute
sich, weil es so schnell ging.
    Kiki war noch nicht
ganz wach: »Und das noch vor dem Frühstück«, klagte sie.
    Mittwochs gab es
frisches Brot im Genossenschaftsladen. Estelle hatte sich bereit erklärt, auf
ihrem morgendlichen Rundgang mit Oskar an der Tankstelle vorbeizugehen.
    »Du stehst Schmiere«,
wies Caroline die Freundin an. »Wer weiß, wie schnell Steiner zurückkommt.«
    Den Fehler vom ersten
Mal würde sie auf keinen Fall wiederholen.
    »Wenn er kommt, dann
pfeifst du einfach.«
    Kiki zuckte mit den
Achseln: »Pfeifen kann ich nicht. Ich hatte es nie wirklich nötig, jemandem
hinterherzupfeifen.«
    Greta drückte mit
Inbrunst auf die Hupe ihres Bobby-Cars.
    »Hupen geht auch«,
beschied Caroline.
    Kiki war froh. »Endlich
einmal Geld richtig angelegt. Die neue Hupe habe ich erst letzte Woche auf
einem Flohmarkt gekauft. Für 20   Cent.«
    Vorsichtshalber sah
Caroline sich noch einmal um, bevor sie zum zweiten Mal die Fischerhütte
betrat. Steiner hatte seinen Abmarsch bereits vorbereitet. Seinen Laptop
anzuschalten probierte Caroline erst gar nicht. Sie war sich sicher, dass
Steiner über ein einbruchsicheres Passwort verfügte. Das wäre eine schöne
Aufgabe für Frido jr. gewesen. Steiners Gepäck stand fix und fertig gepackt in
einer Ecke. Erstaunlicherweise war der Lederkoffer nicht abgeschlossen. Das
alte Bügelschloss schnappte problemlos auf. Steiners Hosen waren entlang der
Bügelfalte perfekt symmetrisch zusammengelegt, die Hemden penibel gefaltet mit
der Knopfleiste nach unten und fein säuberlich mit Seidenpapier umwickelt, die
Hosengürtel sorgsam aufgerollt. Steiner konnte jeder Lebenskrise knitterfrei
begegnen. Vorsichtig hob sie die Kleidung aus dem Koffer. Ganz unten fand
Caroline eine Mappe. Eilig blätterte sie durch die Papiere. Steiners Weg der
letzten Wochen ließ sich mühelos verfolgen: die gefahrenen Kilometer, seine
Vorliebe für anonyme Hotels großer Ketten, Barzahlung und Restaurants mit
gutbürgerlicher Küche. Dazwischen Eintrittskarten für Museen, Kinotickets,
Voucher für Internetzugang und diverse Zeitungsartikel. Der erste beschäftigte
sich mit einem Frankfurter Psychiater. Noch bevor sie weiter durch die
Zeitungsausschnitte blättern konnte, ertönte Gretas Hupe. Mehrmals
hintereinander. Im aufgeregten Stakkato. Caroline schrak zusammen. Die
Kleidung. In den Koffer. Zurück. So schnell wie möglich. Sie musste
feststellen, dass es eine eitle Hoffnung war, die Sachen jemals so ordentlich
wie Steiner zusammenlegen zu können.
    Von draußen tönte Kikis
fröhliche Stimme: »Das war Probealarm«, rief sie. »Ich wollte sicher sein, dass
du die Hupe wirklich hörst.« Kiki war zum Hobbydetektiv nicht geeignet. Genauso
wenig wie sie selber.

49
    Kiki sah sich hektisch um.
Es lag ihr fern, jemandem hinterherzuspionieren. Leben lassen und schweigen,
das war ihre Devise. Man musste nicht immer alles wissen. Das Wesentliche, das
hatte sie immer

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