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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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eingeschlagen, der verzogene Parkettboden mit Sand und Wasser bedeckt. Mallorys angehäufte Zeitschriften und seine umfangreiche Korrespondenz mussten ein sehr kräftiges Feuer entfacht haben, denn es hatte seinen Schreibtisch und ein großes, geschwärztes Stück Teppich verbrannt. In der Wand hinter dem Schreibtisch und der Decke darüber gähnte eine riesige verkohlte Öffnung, durch die verkohlte Querbalken und Sparren zu sehen waren, und Mallorys Kleiderschrank, gefüllt mit all seinen guten Sachen, von Wäsche über die Schuhe bis zu seinen Anzügen, war zu verkohlten Lumpen und zerplatztem Spiegelglas verbrannt. Mallory war außer sich vor Zorn und einer tiefen ahnungsvollen Scham.
    »Sie sperrten Ihre Tür zu, Sir?«, fragte Fraser.
    »Das tue ich immer. Immer!«
    »Darf ich Ihren Schlüssel sehen?«
    Mallory gab Fraser seinen Schlüsselring. Fraser kniete neben der zersplitterten Tür nieder, untersuchte sorgfältig das Schlüsselloch, stand dann auf.
    »Wurden unten im Foyer irgendwelche verdächtigen Personen beobachtet?«, fragte er Kelly.
    Kelly war empört. »Darf ich fragen, wer Sie sind, dass Sie danach fragen, Sir?«
    »Inspektor Fraser, Bow Street.«
    »Nein, Inspektor. Keine verdächtigen Gestalten. Nicht, soweit mir bekannt!«
    »Sie werden diese Angelegenheit vertraulich behandeln, Mr. Kelly. Ich nehme an, dass Sie, wie andere Einrichtungen der Royal Society, nur Gäste aufnehmen, die Mitglieder der Society und anerkannte Gelehrte sind?«
    »Das ist unsere entschiedene Politik, Inspektor.«
    »Aber Ihre Gäste dürfen Besucher empfangen?«
    »Männliche Besucher, Sir. Damen in schicklicher Begleitung – nichts Skandalöses, Sir!«
    »Ein gut gekleideter Einbrecher und Brandstifter«, folgerte Fraser. »Als Brandstifter weniger gut denn als Einbrecher, denn es war ziemlich ungeschickt, diese Papiere unter dem Schreibtisch und dem Kleiderschrank anzuhäufen. Er hatte einen Dietrich für dieses Türschloss. Musste ein bisschen herumkratzen, aber ich glaube nicht, dass er volle fünf Minuten zum Öffnen brauchte.«
    »Man möchte es nicht glauben«, murmelte Mallory.
    Kelly war den Tränen nahe. »Ein Gast, ein Gelehrter, ausgebrannt aus seinem Zimmer! Ich weiß nicht, was ich sagen soll! Von solch einer Bosheit habe ich seit den Tagen Ludds nicht gehört! Es ist eine Schande, Dr. Mallory – eine elende Schande!«
    Mallory schüttelte den Kopf. »Ich hätte Sie vor so etwas warnen sollen Mr. Kelly. Ich habe Feinde, die vor nichts zurückschrecken.«
    Kelly schluckte. »Wir wissen es, Sir. Unter dem Personal ist viel davon gesprochen worden, Sir.«
    Fraser untersuchte die Überreste des Schreibtisches, stocherte mit der verbogenen Messingkleiderstange aus dem Kleiderschrank im Brandschutt herum. »Talg«, stellte er fest.
    »Wir sind versichert, Dr. Mallory«, sagte Kelly hoffnungsvoll. »Ich weiß nicht, ob unsere Police genau diese Art von Schaden abdeckt, aber ich hoffe wirklich, dass wir Ihre Verluste gutmachen können! Bitte nehmen Sie mein aufrichtiges Bedauern entgegen!«
    »Es ist ein großer Verlust für mich«, sagte Mallory, während er in dem verwüsteten Zimmer umherblickte. »Aber nicht so groß, wie die Täter vielleicht hofften! Meine wichtigsten Papiere habe ich alle im Tresor. Und natürlich lasse ich hier niemals Geld zurück.« Er stutzte. »Ich nehme an, der Tresor ist unbeeinträchtigt geblieben, Mr. Kelly.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Kelly. »Oder vielmehr – ich will sofort nachsehen, Sir.« Er eilte nach einer knappen Verbeugung hinaus.
    »Ihr Freund, der Derbybesucher mit dem Stilett«, erklärte Fraser. »Heute wagte er nicht, Ihnen zu folgen, aber sobald wir gegangen waren, schlich er hier herauf, verschaffte sich Zugang und zündete zwischen ihren aufgehäuften Papieren Talgkerzen an. Als Alarm geschlagen wurde, war er längst fort und in Sicherheit.«
    »Er muss eine Menge über meine Tageseinteilung und meine Lebensgewohnheiten wissen«, meinte Mallory. »Wahrscheinlich weiß er alles über mich. Er hat meine Nummer geplündert. Er hat alles über mich ausgekundschaftet.«
    Fraser warf die Messingstange beiseite. »Er ist ein Amateur. Ein geschickter Brandstifter verwendet flüssiges Paraffin, das sich selbst und alles verzehrt, was es berührt.«
    »Ich werde heute Abend nicht zum Essen mit dem AVJM gehen können, Fraser. Ich habe nichts anzuziehen!«
    Fraser sagte: »Ich sehe, dass Sie sich im Unglück sehr tapfer verhalten – wie ein Gelehrter und ein Herr, Dr.

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