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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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nicht?«
    »Bist du verletzt, Junge?«, fragte Mallory.
    »Kratzer«, sagte Brian und stand auf. »Sieh her, was ich dir mitgebracht habe, Ned.«
    Er schob Mallory den glatten, schweren Kolben eines Gewehrs in die Hände. Mallory betastete die Waffe, ein großkalibriges Gewehr, wie es seines Wissens für die Großwildjagd verwendet wurde.
    »Von diesen Dingern haben sie hier eine ganze Kiste«, sag te Brian. »Draußen in einem engen, kleinen Büro. Und Muni tion dazu, obwohl ich nur zwei Schachteln tragen konnte.«
    Mallory lud das Gewehr; eine schwere Messingpatrone nach der anderen klickte mit der Präzision eines feinen Uhrwerks in das Magazin.
    »Ich glaube, sie wussten nicht, dass ich zwischen ihnen herumlief«, sagte Brian. »Kein richtiges Gefühl für Strategie. Es scheint keine Deserteure unter diesem Gesindel zu geben.«
    »Diese Handkanone ist ein wahres Wunderding«, sagte Fraser.
    Brian grunzte. »Nicht mehr, Mr. Fraser. Ich hatte nur zwei Patronen und wollte die zweite aufsparen, doch als ich diese Chance für vernichtendes Flankenfeuer sah, musste ich sie wahrnehmen.«
    »Mach dir nichts draus.« Mallory streichelte den Walnusskolben des Gewehrs. »Wenn wir vier von diesen Dingern hätten, könnten wir uns das Gesindel die ganze Woche lang vom Leibe halten.«
    »Es tut mir leid, aber ich werde nicht mehr viel gewaltsame Aufklärung machen können. Sie haben mich ein bisschen angeschossen.«
    Ein Streifschuss hatte Brians Schienbein aufgerissen. Weißer Knochen zeigte sich in der flachen Wunde, und sein schmutzverkrusteter Stiefel war voll Blut. Fraser und Tom verbanden die Wunde mit sauberer Baumwolle, während Mallory mit dem Gewehr Wache hielt.
    »Genug«, protestierte Brian schließlich. »Ihr legt es wohl darauf an, Lady Florence Nightingale zu übertreffen. Hast du was gesehen, Ned?«
    »Nein«, antwortete Mallory. »Aber ich höre, wie sie beraten und neues Unheil planen.«
    »Sie hatten einen Versammlungspunkt außerhalb unserer Schusslinie«, sagte Brian. »Aber dort erwischte ich sie mit dem Zarenschrapnell. Ich bezweifle, dass sie uns wieder angreifen werden. Sie haben jetzt nicht mehr den Nerv dafür.«
    »Was werden sie dann tun?«
    »Barrikaden vorschieben«, sagte Brian. »Vielleicht etwas auf Rädern.« Er räusperte sich. »Ich muss was zu trinken haben. Seit Lucknow war meine Kehle nicht mehr so ausgetrocknet.«
    »Tut mir leid, aber wir haben nichts«, sagte Mallory.
    Brian seufzte. »In Indien hatte unser Regiment einen tadellosen Wasserjungen. Dieser verdammte kleine Hindu war mehr wert als zehn von diesen Strolchen!«
    »Haben Sie die Frau gesehen?«, fragte ihn Fraser. »Oder Kapitän Swing?«
    »Nein, ich hielt mich versteckt und schlich herum. Hauptsächlich auf der Suche nach besseren Feuerwaffen mit Reichweite. Neds Großwildbüchse fand ich wie gesagt in einem kleinen Büro. Keine Seele darin, nur ein kleiner Buchhaltertyp, der an einem Schreibtisch schrieb. Ein paar Kerzen brannten, überall war Papier verstreut. Und Kisten mit Gewehren für den Export. Warum sie diese feinen Repetiergewehre bei einem Buchhalter lassen und Einzellader ausgeben, liegt außerhalb meines beruflichen Begriffsvermögens.«
    Mallory sah einen Bewaffneten, der in einer Seilschlinge saß und sich Hand über Hand mit einem Flaschenzug in die Höhe zog. Mallory zielte, atmete auf und drückte ab. Der Mann kippte rückwärts, baumelte an den Kniekehlen eingehängt und hing schlaff nach unten.
    Das Gewehrfeuer lebte wieder auf. Kugeln fuhren in die Baumwollballen. Mallory zog den Kopf ein.
    »Feine Deckung, Baumwollballen«, sagte Brian mit Befriedigung. »Jackson versteckte sich in New Orleans auch dahinter und gab uns eine Abreibung.«
    »Was konntest du noch in dem Büro sehen, Brian?«, fragte Tom.
    »Der Mann drehte sich eine Art Papyrossi«, sagte Brian. »Zuerst nahm er aber ein paar Tropfen aus einem Medizinfläschchen, träufelte sie auf das Papier und streute dann das geschnittene Blatt aus einem Marmeladenglas darauf. Als er sich die Zigarette an der Kerze anzündete, konnte ich sein Gesicht besser sehen. Er hatte einen sehr geistesabwesenden Blick, wie Bruder Ned hier, wenn ihn eines seiner gelehrten Probleme beschäftigt!« Brian lachte. »Schien mir nicht angebracht, seine Betrachtungen zu stören, also nahm ich ein Gewehr und ein paar Schachteln und stahl mich wieder hinaus.«
    »Du konntest ihn deutlich sehen?«, fragte Mallory.
    »Sicher, mehr von hinten und schräg von der

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