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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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Kapitän Swing!«
    Bartlett schien schockiert; ihr Blick schoss hierhin und dorthin. »Dann sag uns allen, was du zu sagen hast«, befahl sie. »Wir sind hier alle eines Geistes!«
    »Ich weiß, wo der Modus ist, Mrs. Bartlett!«, rief Mallory. »Wollen Sie, dass ich es all diesen Gimpeln und Speichelleckern sage?«
    Stühle klapperten zu Boden, als Männer aufsprangen. Bartlett kreischte etwas, was im plötzlichen Lärm unterging.
    »Ich brauche Swing! Ich muss allein mit ihm reden!« Als er sah, dass er mit seinen Worten nur allgemeines Chaos hervorgerufen hatte, stieß Mallory den leeren Stuhl vor ihm von sich und riss beide Revolver aus dem Gürtel. »Setzt euch hin, ihr Radaubrüder! Der erste von euch Arschlöchern, der sich von der Stelle rührt, kriegt eine Kugel verpasst!«
    Die Antwort war ein wütender Aufschrei, gefolgt von einer Salve ungezielter Schüsse.
    »Nichts wie weg!«, schrie Brian. Er, Tom und Fraser machten sich davon.
    Stühle flogen, zersplitterten zu beiden Seiten von Mallory. Die Zuhörer feuerten auf ihn, zumeist ungezielt, weil sie sich gegenseitig behinderten, aber Mallory wusste, dass es jetzt um Sekunden ging. Er brachte beide Revolver in Anschlag, zielte auf Mrs. Bartlett und drückte ab.
    Keine der beiden Waffen feuerte. Er hatte vergessen, die Hämmer zu spannen. Der Revolver des Markgrafen schien überdies einen vernickelten Sicherungsflügel zu haben.
    Mallory wehrte mit erhobenem Arm einen Stuhl ab, aber dann traf ihn etwas hart gegen das Bein und warf ihn aus dem Gleichgewicht. Er hatte seine Chance gehabt und vertan; jetzt konnte er sein Heil nur noch in der Flucht suchen.
    Doch er schien nicht richtig laufen zu können. Vielleicht war er verletzt. Kugeln pfiffen an ihm vorbei. Fraser winkte ihm aus der Einmündung eines Seitengangs zu. Mallory lief zu ihm, nahm ausgleitend die Kurve und fiel gegen ein Möbelstück.
    Fraser trat kühl aus der Deckung, brachte seinen Pfefferstreuer mit gestrecktem Arm in Anschlag, als wollte er sich duellieren, den Körper seitwärts gedreht, um ein schmales Ziel abzugeben, und feuerte zweimal. Es gab Schreie.
    Fraser kam und nahm Mallory beim Arm. »Hier entlang!« Mallorys Herz zappelte wie ein Kaninchen, und er konnte noch immer nicht richtig laufen. Er hinkte den Seitengang hinunter. Dieser endete unvermittelt. Fraser suchte verzweifelt nach einem Durchschlupf, derweil half Tom Brian auf einen großen, wackligen Stapel von Kartons.
    Mallory kam bei seinen Brüdern zum Stehen, hob beide Revolver und warf einen schnellen Blick auf sein Bein. Wie es schien, hatte er sich ein Schienbein aufgeschlagen, und eine fehlgegangene Kugel musste ihm den Absatz von einem Schuh gerissen haben. Als er wieder aufblickte, sah er ein halbes Dutzend schreiender Banditen in hitziger Verfolgung heranstürmen.
    Ein dumpfes Krachen erschütterte seine Trommelfelle. Aus einer Wolke von Pulverrauch stürzte ein Karton und verschüttete seinen Inhalt, bestehend aus Konservendosen, über den Boden. Mallory beachtete es nicht, er glotzte einfach nur.
    Alle sechs Strolche lagen wie vom Blitz erschlagen in dem Durchgang.
    »Ned!«, rief Brian von seinem Kartonstapel herab. »Hol ihre Waffen!« Er kauerte auf einem Knie, und die russische Pistole rauchte aus ihrer geöffneten Ladekammer. Eilig steckte er eine zweite Patrone aus Messing und rotem gewachsten Papier hinein, so dick wie der Gummiknüppel eines Polizisten.
    Mallory sprang vorwärts, glitt aus und wäre beinahe der Länge nach hingeschlagen. Seine rechte Hand suchte Halt, und die Ballester Molina ging los. Das Geschoss schlug gegen einen Eisenträger über ihnen und kreischte als Querschläger davon. Mallory fing sich, ließ vorsichtig den Hammer herunter, sicherte auch den Revolver des Markgrafen, steckte beide in den Hosenbund und verlor darüber kostbare Sekunden.
    Der Gang war eine einzige Blutlache. Die Schrapnellladung der russischen Handkanone hatte die Männer grässlich zugerichtet. Ein armer Teufel röchelte noch, als Mallory einen Karabiner unter ihm herauszog. Er mühte sich mit Bandelier und Patronentaschen des Mannes, ließ es aber dann zugunsten eines Revolvers mit Wahlnussgriff sein. Etwas stach in seine Handfläche, als er die Waffe herauszog, und er blickte in einfältigem Staunen auf seine verwundete Hand, dann auf den Revolvergriff. Im Holz steckte ein korkenzieherartig gedrehtes heißes Stück Schrapnell, rasiermesserscharf wie ein abgedrehter Stahlspan.
    In einiger Entfernung peitschten

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