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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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Seite.«
    »Hatte der Kerl so eine vorgewölbte Stirn, mit einem Buckel hier?«
    »Richtig, hatte er!«
    »Das war Kapitän Swing«, murmelte Mallory.
    »Dann bin ich ein Hornochse!«, rief Brian aus. »Schien mir nicht richtig, einem Mann in den Rücken zu schießen, aber wenn ich gewusst hätte, dass er es war, hätte ich ihm die Knolle weggeblasen!«
    »Dr. Edward Mallory!«, rief eine Stimme aus dem Halbdunkel unter ihnen.
    Mallory spähte um einen Ballen. Der Markgraf von Hastings stand unter ihnen, den Kopf bandagiert und eine Laterne in der Hand. Er schwenkte ein weißes Taschentuch an einem Stock.
    »Mallory, ein Verhandlungsangebot!«, rief der Markgraf.
    »Sprechen Sie«, sagte Mallory distanziert, auch sorgsam darauf bedacht, sich keine Blöße zu geben.
    »Sie sind hier in der Falle, Dr. Mallory! Aber wir haben ein Angebot. Wenn Sie uns sagen, wo Sie einen gewissen Wert gegenstand versteckt haben, den Sie stahlen, werden wir Ihnen und Ihren Brüdern freien Abzug gewähren. Aber Ihr Polizeispitzel von der Sonderabteilung muss bleiben. Wir haben noch Fragen an ihn.«
    Mallory lachte verächtlich. »Hören Sie, Hastings, und alle anderen von euch! Schicken Sie uns Swing, diesen Wahnsinnigen, und seine Giftmischerin mit gebundenen Händen! Dann werden wir Sie und alle anderen hier herauskriechen lassen, bevor die Armee kommt.«
    »Mit einer Zurschaustellung von Unverschämtheiten gewinnen Sie nichts«, erwiderte der Markgraf. »Wir werden die Baumwolle in Brand stecken, und Sie werden geröstet wie Spanferkel!«
    Mallory wandte sich um. »Kann er das?«
    »Baumwolle brennt nicht gut, wenn sie so fest gepackt ist«, meinte Brian.
    »Gewiss, zünden Sie sie an!«, rief Mallory. »Brennen Sie das ganze Lagerhaus nieder und ersticken Sie im Rauch.«
    »Sie sind sehr kühn gewesen, Dr. Mallory, und haben viel Glück gehabt. Aber unsere vortrefflichsten Männer patrouillieren jetzt durch die Straßen von Limehouse und liquidieren die Polizei! Bald werden sie zurückkehren, kampferfahrene Sol daten, Veteranen von Manhattan! Sie werden Ihr kleines Versteck im Sturm nehmen, mit aufgepflanztem Bajonett! Kommen Sie jetzt heraus, solange Sie noch eine Chance haben!«
    »Wir fürchten kein Yankeegesindel! Soll es nur kommen, wenn es eine Kostprobe vom Schrapnell haben will!«
    »Wir haben unser Angebot gemacht! Überlegen Sie es sich, wie es sich für einen richtigen Gelehrten geziemt!«
    »Gehen Sie zum Teufel!«, rief Mallory. »Schicken Sie mir Swing! Ich will mit Swing reden! Von Ihnen habe ich genug, Sie kleiner Verräter.«
    Der Markgraf zog sich zurück. Nach einigen Augenblicken begann das Gewehrfeuer von Neuem. Mallory verschoss eine halbe Schachtel Patronen, indem er auf das Mündungsfeuer der Belagerer zielte.
    Nun verlegten sich die Anarchisten darauf, eine Belagerungsmaschine gegen den Baumwollstapel vorzuschieben. Sie bestand aus einer improvisierten Phalanx von drei schweren Transportkarren, deren Frontseiten mit einer schräg gestell ten Panzerung aus marmornen Tischplatten versehen war. Das gepanzerte Monstrum war zu breit für die Gasse zu den Baum wollballen, und die Belagerer mussten die aufgehäuften Waren zu beiden Seiten abtragen, um Platz zu schaffen. Geeignete Gegenstände stapelten sie an den Flanken der Transportkarren auf. Mallory verwundete zwei Männer bei ihrer Arbeit, aber die anderen lernten aus der Erfahrung, und bald hatten sie hinter der vorrückenden Belagerungsmaschine einen gedeckten Weg errichtet.
    Inzwischen schienen viel mehr Männer im Lagerhaus zu sein. Es war auch dunkler geworden, aber da und dort zeigte sich Laternenschein, und die Eisenträger waren voll von Heckenschützen. Es wurde laut geredet und gestritten.
    Die Belagerungsmaschine kroch näher. Sie kam in Mallorys Schusslinie und in den toten Winkel. Wenn er sich aufrichtete und über die Brustwehr beugte, würden die Heckenschützen ihn schwerlich verfehlen.
    Bald war die Basis des Baumwollstapels erreicht. Mallory hörte reißende, zerfetzende Geräusche.
    Eine gedämpfte und verzerrte Stimme – vielleicht unterstützt durch ein Megafon – ertönte aus dem Inneren der Belagerungsmaschine. »Dr. Mallory!«
    »Ja?«
    »Sie haben nach mir verlangt – hier bin ich! Wir bringen die Wand Ihres Palastes zum Einsturz, Dr. Mallory. Bald werden Sie ganz ohne Deckung sein.«
    »Harte Arbeit für einen berufsmäßigen Spieler, Kapitän Swing! Geben Sie acht, dass Ihre zarten Hände keine Blasen bekommen!«
    Tom und Fraser

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