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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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sich als Kommunisten verkleiden; Feministinnen, alle Arten von falschen Ideologien, sektiererischen Zellen, die nicht unter der Kontrolle der Kommune stehen …«
    »Verstehe.« Oliphant dachte an das Bündel gelber Maschinenausdrucke, welches das Geständnis von William Collins enthielt.
    Wieder zu Fuß, setzte Oliphant seinen Umweg durch Soho zur Compton Street fort, wo er vor dem Eingang eines Wirtshauses innehielt, das als der Blaue Eber bekannt war.
    » EIN SPORTLICHER HERR «, wurde er von einem großen Plakat informiert, »ein entschiedener Befürworter der Vernichtung dieses Ungeziefers«, war bereit, » EINE GOLDENE REPETIERUHR ALS PREIS FÜR HUNDE UNTER 13¾ PFUND GEWICHT « auszusetzen, die im Kampf ein Dutzend Ratten töteten. Unter dem beschmutzten Plakat verkündete ein bemaltes Holzschild: »Ratten stets vorrätig für Herren, die ihre Hunde erproben wollen.« Er trat ein in den ranzigen Dunst von ungewaschenen Männern, Hunden, Tabakrauch, Bier und heißem Gin, das Glas für einen Penny.
    An der langen Theke drängten sich Männer aus allen Schichten der Gesellschaft, viele von ihnen mit ihren Hunden unter dem Arm. Es waren Bulldoggen, Skyeterrier und kleine braune englische Terrier. Der Raum war niedrig und schmucklos; an den Wänden hingen Bündel von ledernen Hundehalsbändern.
    Oliphant begrüßte Fraser.
    »Sind Sie mit der Droschke gekommen, Sir?«, fragte Fraser.
    »Zu Fuß, von einer Verabredung.«
    »Los, Herrschaften«, rief der Barkeeper, »nicht die Theke blockieren!« Es folgte eine allgemeine Bewegung zum Hinterzimmer, wo ein junger Kellner rief: »Geben Sie Ihre Bestellungen auf, meine Herren!« Mit Fraser an seiner Seite folgte Oliphant den Sportsfreunden und ihren Hunden. Über dem Kaminsims des Hinterzimmers befanden sich Glasvitrinen mit den ausgestopften Köpfen von Tieren, die zu ihren Lebzeiten berühmt gewesen waren. Oliphant bemerkte den Kopf eines Bullterriers, dessen Glasaugen schrecklich vorquollen.
    »Sieht aus, als wäre der da stranguliert worden«, bemerkte Oliphant zu Fraser.
    »Sie haben das Tier beim Ausstopfen verpfuscht, Sir«, sagte der Kellner, ein hellhaariger junger Mann in einer fettigen gestreiften Schürze. »War so gut wie irgendeine in England, diese Hündin. Ich habe selbst gesehen, wie sie zwanzig hintereinander tötete, obwohl sie ihr schließlich doch noch den Garaus machten. Ein Hund kann sich bei den Kanalratten leicht Krebs holen, obwohl wir ihnen die Mäuler immer gründlich mit Pfefferminz und Wasser ausspülen.«
    »Sie sind Sayers’ Junge, nicht wahr?«, fragte Fraser. »Wir hätten gern kurz mit Ihrem Vater gesprochen.«
    »Richtig, ich kenne Sie, Sir! Sie waren hier, um sich nach diesem gelehrten Herrn zu erkundigen …«
    »Ihren Vater, und gleich, wenn es geht«, unterbrach ihn Fraser, bevor der junge Mann den versammelten Sportsfreunden die Ankunft eines Polizeibeamten verkünden konnte.
    »Er ist oben und zündet die Lichter an, Sir«, sagte der Junge.
    »Danke«, erwiderte Oliphant und gab ihm einen Shilling.
    Oliphant und Fraser erstiegen eine breite Holztreppe, die zu einem früheren Gesellschaftszimmer führte. Fraser öffnete die Tür, und sie fanden sich in dem Raum, wo die Rattenkämpfe ausgetragen wurden.
    »Die Grube ist noch nicht geöffnet!«, rief ein fetter Mann mit rotem Backenbart. Oliphant sah, dass die Grube aus einer kreisförmigen Bretterkonstruktion bestand, deren Durchmesser ungefähr zwei Meter betrug und die mit einem hohen Rand in Ellbogenhöhe ausgestattet war. Darüber verzweigte sich ein achtarmiger Gaskronleuchter, der den weiß gestriche nen Boden der kleinen Arena hell ausleuchtete. Mr. Sayers, Eigentümer des Blauen Ebers , stand in Hemdsärmeln und prall gespannter Seidenweste daneben, eine lebende Ratte in der linken Hand. »Ach, Sie sind es, Mr. Fraser. Verzeihen Sie, Sir!« Nachdem er den Kopf der Ratte fest zwischen zwei Fingern hatte, zog er ihr geschickt die vier langen Nagezähne lediglich mithilfe seines dicken Daumennagels. »Bestellung über ein Dutzend mit gezogenen Zähnen.« Er steckte die quietschende, verstümmelte Ratte zu mehreren anderen in einen rostigen Drahtkäfig und wandte sich seinen Besuchern zu. »Womit können wir Ihnen dienen, Mr. Fraser?«
    Fraser zog ein maschinengerastertes Porträt aus dem Leichenschauhaus hervor.
    »Richtig, das ist der Mann«, sagte Sayers mit hochgezogenen Brauen. »Großer Kerl, mit langen Beinen. Und tot, wie es aussieht.«
    »Sind Sie ganz sicher?«

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