Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
Vom Netzwerk:
kleiner Halunke mit vorgewölbter Stirn sein«, fragte Mallory, »und mit einem Stilett in der Tasche?«
    Oliphants Augen weiteten sich. »Lieber Himmel«, murmelte er.
    Plötzlich fand Mallory, dass die Geschichte ihm Spaß machte. »Stach mich mit dem Ding, dieser Kerl«, sagte Mallory im breitesten Dialekt von Sussex. »Am Derbytag, bei den Rennen. Ungewöhnlich bösartiger kleiner Gauner …«
    »Was geschah?«
    »Ich schlug den Zuchthäusler nieder.«
    Oliphant starrte ihn an, dann brach er in Gelächter aus. »Sie sind ein Mann von unerwarteten Fähigkeiten, Dr. Mallory.«
    »Ich könnte das Gleiche mit mehr Berechtigung von Ihnen sagen, Sir.« Mallory hielt inne. »Ich muss jedoch hinzufügen, dass ich nicht den Eindruck hatte, der Mann sei hinter mir her gewesen. Er hatte ein Mädchen bei sich, eine Prostituierte, und die beiden hatten eine Dame in ihrer Gewalt …«
    »Bitte fahren Sie fort«, drängte Oliphant. »Das ist ungewöhnlich interessant.«
    »Ich fürchte, dass ich nicht kann«, erwiderte Mallory. »Die fragliche Dame war eine Persönlichkeit.«
    »Ihre Diskretion, Sir, ehrt Sie als einen Herren. Ein Angriff mit dem Messer ist jedoch ein ernstes Verbrechen. Haben Sie nicht die Polizei verständigt?«
    »Nein«, sagte Mallory, der Oliphants unterdrückte Erregung genoss. »Es hat auch wieder mit der Dame zu tun, verstehen Sie? Ich wollte sie nicht kompromittieren.«
    »Vielleicht«, meinte Oliphant, »war alles eine Scharade, ein abgekartetes Spiel, das darauf abzielte, Sie in einen vermeintlichen Streit hineinzuziehen. Eine ähnliche Methode wurde auf Rudwick angewendet – der, wie sie sagten, in einem privaten Wettlokal starb, wo man Hunde- und Rattenkämpfe veranstaltet.«
    »Sir«, sagte Mallory, »die Dame war keine andere als Ada Byron.«
    »Die Tochter des Premierministers?«
    »Es gibt keine andere.«
    »Unzweifelhaft«, sagte Oliphant. »Mir kommt jedoch der Gedanke, dass es jede Menge Frauen gibt, die unserer Lady Ada ähneln, da die Königin der Maschinen auch eine Königin der Mode ist. Tausende von Frauen folgen ihrem modischen Beispiel.«
    »Ich bin nie mit ihr bekannt gemacht worden, Mr. Oliphant, aber ich habe sie in Sitzungen der Royal Society gesehen. Ich habe ihre Vorlesung über Maschinen-Mathematik gehört. Ich täusche mich nicht.«
    Oliphant zog ein ledernes Notizbuch aus der Jacke, legte es auf ein Knie und zog die Kappe von einem Füllfederhalter. »Erzählen Sie mir bitte von diesem Vorfall.«
    »Unter dem Siegel strengster Vertraulichkeit.«
    »Sie haben mein Wort.«
    Mallory gab ihm eine diskrete Version der Tatsachen. Er beschrieb Adas Entführer und die äußeren Umstände so genau, wie es ihm möglich war, ließ jedoch den hölzernen Kasten mit den französischen Lochkarten aus mit Kampfer gesättigter Zellulose unerwähnt. Genau genommen hielt er dies für eine Privatangelegenheit zwischen der Lady und ihm selbst; sie hatte ihn mit der treuhänderischen Verwahrung dieses Gegenstandes beauftragt, und er betrachtete dies als eine heilige Verpflichtung. Der hölzerne Kasten mit Lochkarten, sorgfältig verpackt in weißes Muster-Leinen, lag verborgen unter den versteinerten Fossilien in einem von Mallorys Schränken im Museum für Praktische Geologie, wo er auf seine endgültige Unterbringung wartete.
    Oliphant klappte sein Notizbuch zu, steckte den Füllhalter ein und gab dem Kellner ein Zeichen. Dieser, der Mallory bereits kannte, brachte ihm einen Huckle-buff. Oliphant nahm einen rosa Gin.
    »Ich würde Sie gern mit ein paar Freunden von mir bekannt machen«, sagte Oliphant. »Das statistische Zentralamt unterhält umfangreiche Akten über die kriminellen Klassen – an thropometrische Messungen, Maschinenporträts und so weiter. Es wäre mir lieb, wenn Sie versuchen könnten, Ihren Angreifer und seine Komplizin zu identifizieren.«
    »Einverstanden.«
    »Sie werden auch Polizeischutz bekommen.«
    »Polizeischutz?«
    »Selbstredend keinen gewöhnlichen Polizisten. Jemanden aus dem Büro für Sonderaufgaben. Die sind sehr diskret.«
    »Ich kann nicht leiden, dass mir ständig ein Polizeibeamter auf den Fersen ist«, sagte Mallory. »Was würden die Leute sagen?«
    »Ich sorge mich mehr darum, was sie sagen würden, wenn man Sie aufgeschlitzt in einer Durchfahrt finden würde. Zwei prominente Dinosaurier-Gelehrte, beide geheimnisvoll von Unbekannten ermordet? Die Presse würde sich überschlagen.«
    »Ich brauche keinen Bewacher. Ich fürchte den kleinen Zuhälter

Weitere Kostenlose Bücher