Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)
was er, ein Brite, von ihr hielt. Sie wollten wissen, ob er beeindruckt war.
»Sie ist sehr eindrucksvoll«, platzte er heraus. »Umso mehr, wenn man den primitiven Entwicklungsstand Asiens in Betracht zieht!«
»Japan ist das Britannien von Asien«, verkündete Oliphant.
»Wir wissen, dass sie nicht viel ist«, sagte Mr. Yukichi. Seine Augen glänzten.
»Nein, sie ist ein Wunderwerk, wirklich«, beharrte Mallory. »Sie könnten Eintritt verlangen.«
»Wir wissen, dass sie nicht viel ist, verglichen mit Ihren großartigen britischen Maschinen. Es ist, wie Mr. Oliphant sagt – wir sind in dieser Welt Ihre jüngeren Brüder.«
»Wir werden lernen«, sagte ein anderer, der sich zum ersten Mal zu Wort meldete. Wahrscheinlich war er derjenige namens Arinori. »Wir haben große Verpflichtung gegen Britannien! Britannien öffnete unsere Häfen mit der eisernen Flotte. Wir sind erwacht und lernten große Lektion, die Sie uns lehrten. Wir haben unseren Shogun und seinen rückständigen bakufu abgeschafft. Mikado wird uns jetzt führen, in herrliches neues Fortschrittszeitalter.«
»Wir werden Verbündete sein«, sagte Mr. Yukichi. »Das Britannien Asiens wird allen Völkern Asiens Zivilisation und Aufklärung bringen.«
»Das ist sehr lobenswert von Ihnen«, erwiderte Mallory. »Aber Zivilisation, der Aufbau eines Reiches, das ist ein hartes und langwieriges Werk. Erfordert mehrere Jahrhunderte, wissen Sie …«
»Wir lernen alles von Ihnen jetzt«, sagte Mr. Arinori. Sein Gesicht war gerötet; der Whisky und die Hitze schienen ein Feuer in ihm entfacht zu haben. »Wir bauen große Schulen und Kriegsflotten, wie Sie. In Choshu haben wir eine Maschine! Wir werden mehr Maschinen kaufen. Wir werden unsere eigenen Maschinen bauen!«
Mallory schmunzelte. Die komischen kleinen Ausländer schienen so jung, so idealistisch – intelligent, und vor allem aufrichtig. Er bedauerte sie. »Nun, junger Herr, es ist ein schöner Traum, und Ihrer würdig! Aber es ist keine einfache Sache. Sehen Sie, wir in Britannien haben auf diese Maschinen große Anstrengungen verwendet – Sie könnten mit gutem Recht sagen, dass sie das zentrale Ziel unserer Nation gewesen sind! Unsere Gelehrten haben seit Jahrzehnten Ingenieurswesen und Maschinenbau weiterentwickelt. Wenn Sie in wenigen Jahren erreichen wollen, was wir getan haben …«
»Wir werden jedes notwendige Opfer bringen«, sagte Mr. Yukichi ruhig.
»Es gibt andere Wege, die Heimat Ihrer Rasse zu verbessern«, versuchte Mallory ihm klarzumachen. »Aber was Sie sich zum Ziel gesetzt haben, ist einfach unmöglich!«
»Wir werden jedes notwendige Opfer bringen.«
Mallory blickte zu Oliphant hinüber, der mit starrem Lächeln dasaß und beobachtete, wie das Aufziehmädchen diesmal Schalen aus Porzellan füllte. Vielleicht war die leichte Kühle in der Luft nur Mallorys Einbildung. Dennoch hatte er das Gefühl, irgendwie einen Fauxpas gemacht zu haben.
Es herrschte Stille, unterbrochen nur vom tickenden Auto maton. Mallory stand auf; die Anstrengung verstärkte das schmerzhafte Pochen in seinem Kopf. »Ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen, Mr. Oliphant. Und auch die Hilfe Ihrer Gäste, natürlich. Aber ich kann nicht bleiben, wissen Sie. Sehr angenehm hier, aber der Drang der Geschäfte …«
»Wollen Sie wirklich schon gehen?«, fragte Oliphant in herzlichem Ton.
»Ja.«
Oliphant hob die Stimme. »Bligh! Der Küchenjunge soll eine Droschke für Dr. Mallory holen.«
Mallorys Nacht verging in schweißdurchnässter Erschöpfung. Er erwachte von einem wirren Traum, in dem er die Katastrophentheorie mit dem hüstelnden Herrn diskutiert hatte, um ein wiederholtes Klopfen an seine Tür zu hören.
»Augenblick!« Er schwang die bloßen Beine aus dem Bett, gähnte benommen und befühlte vorsichtig den Hinterkopf. Die Platzwunde hatte in der Nacht wieder ein wenig geblutet und auf dem Kissenbezug einen rötlichen Fleck hinterlassen, aber die Schwellung schien zurückgegangen zu sein, und er fühlte sich nicht fiebrig. Wahrscheinlich hatte er dies der therapeutischen Wirkung von Oliphants ausgezeichneten Spirituosen zu verdanken.
Er zog ein Nachthemd über seine schwitzende Nacktheit, warf einen Morgenmantel über und öffnete die Tür. Der Concierge, ein Ire namens Kelly, stand mit zwei missmutig blickenden Putzfrauen im Korridor. Sie waren ausgerüstet mit Besen, verzinkten Eimern, schwarzen Gummitrichtern und einem Schiebkarren mit verschlossenen Keramikflaschen.
»Wie spät
Weitere Kostenlose Bücher