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Die Dilettanten

Titel: Die Dilettanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Wieczorek
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Sozialkapitalismus.
    Seit 1982 ist er in der CDU, seit 1984 im Kreisvorstand der CDU Rhein-Sieg, von 1992 bis 1996 JU-Chef Nordrhein- Westfalen, seit 1993 Rechtanwalt, seit 1994 im Bundestag, von Oktober 2002 bis 2005 rechtspolitischer Fraktionssprecher, seit Februar 2005 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSUFraktion.
    An Norbert Röttgen scheiden sich die Geister und Geschmäcker.Für die einen ist er ein Vorkämpfer für die Renaissance der sozialen Marktwirtschaft, für die anderen ein Sprücheklopfer. Erstmals bekannt wird Röttgen Mitte 2006, als er Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) werden und gleichzeitig sein Bundestagsmandat behalten will. Peinlicherweise scheitert das Vorhaben nicht an der Einsicht Röttgens oder seiner Partei, sondern an der scharfen Kritik in Gestalt eines offenen Briefes der früheren BDI-Präsidenten Michael Rogowski und Hans Olaf Henkel.
    Jedenfalls zählt Röttgen seit seiner Mitarbeit an Merkels Wahlkampfprogramm 2005 zu ihren engsten Vertrauten, wäre fast Kanzleramtsminister geworden, und entsprechend äußert er sich als ihr Sprachrohr mal marktradikaler, mal sozialstaatlicher. Während er zum Beispiel noch 2005 Franz Münteferings – zugegebenermaßen – unterirdischen, nationalistischen und wahlkampfmotivierten »Klassenkampf gegen die Heuschrecken« (
Berliner Zeitung
) als »übles Geschäft mit den Ängsten« abtut, geriert er sich am 1. Oktober 2008 in
Hart, aber fair
als »Oberregulierer« und fordert staatliche Rating-Agenturen.
    Nicht zufällig taucht Norbert Röttgen seit geraumer Zeit verstärkt in den Medien auf. Schon aufgrund seines freundlichen Auftretens – das englische »smart« wirkt laut
Rheinischem Merkur
»wie für Röttgen erfunden« – könnten simpel gestrickte Wählerinnen und Wähler eher ihm als anderen Unions-Granden die Sorgen der CDU für die Belange der kleinen Leute abnehmen.
    Nun muss das Kalkül der CDU-Spitze noch lange nicht das von Norbert Röttgen sein. Selbstverständlich rücken gerade Politiker mit christlichem Anspruch auch innerlich vom skrupellosen Turbokapitalismus ab. Jedenfalls empfindet Röttgen es keinesfalls als Rufmord, dass man ihn immer häufiger als Anhänger von Heiner Geißler bezeichnet.

7. Flexible Karrieristen
    Einige Politiker sind wie
Superstar
-Kandidaten: Unbelastet von irgendwelcher Sachkenntnis auf irgendeinem Gebiet, wollen sie um buchstäblich
jeden
Preis Karriere machen. Und wer auf keinem Fachgebiet mehr weiß, als
Focus
oder
Tagesthemen
verraten, für den ist es ja völlig unwichtig, in welchem Ressort er durch Blindekuhspiel seine Geltungsgelüste und Machtphantasien auf Kosten des Steuerzahlers ausleben kann. Die hier erwähnten Herrschaften stehen also nur stellvertretend besonders für jene Spitzenpolitiker, deren faszinierende Mischung aus Inkompetenz und Karrieretrieb an anderer Stelle beschrieben wird.
Sigmar Gabriel (SPD), Lehrer, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
    Meister der Luftnummern
     
    Sigmar Gabriel, geboren am 12. September 1959 in Goslar, macht fast alles, wenn es der Karriere nützt.
    Seit 1977 ist er in der SPD, seit 1979 in der ÖTV, später in der IG Metall und der Arbeiterwohlfahrt, von 1983 bis 1988 Dozent in der politischen Erwachsenenbildung von ÖTV und IG Metall, ab 1987 im Kreistag Goslar. Nach dem Examen als Studienrat für Englisch 1988 ist er ab 1989 Volkshochschullehrer, ab 1990 im Niedersächsischen Landtag und im Umweltausschuss, ab 1994 innenpolitischer Fraktionssprecher, ab 1997 Vize- und ab 1998 Fraktionschef, ab 1999 im Parteivorstand, ab 1999 Ministerpräsident und nach verlorener Wahl ab 2003 Fraktionschef und Pop-Verantwortlicher der Bundespartei, seit 2005 im Bundestag und Umweltminister.
    Ende 2005 werden Bestechungsvorwürfe laut: Am 1. November2003 habe der VW-Personalvorstand Peter Hartz einen Auftrag an die Lutz Lehmann & Sigmar Gabriel GbR erteilt – genau an diesem Tag sei Gabriel als geschäftsführender Gesellschafter eingestiegen. Im Gegenzug habe Gabriel mehrmals in Brüssel gegenüber hochrangigen EU-Vertretern die VW-Interessen vertreten. Mangels »Anfangsverdacht einer Straftat« gibt’s jedoch nicht einmal ein Ermittlungsverfahren. Im November 2007 fällt er bei der Wahl ins SPD-Präsidium durch.
    Als Umweltminister produziert er Pfusch in Serie. Ausgerechnet ihn, der im April 2003 der rot-grünen Regierung völlig zu Recht »ausschweifenden Dilettantismus in Sachen

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