Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
Weile auf. Ich …“ Sie grinste und biss in den nächsten Keks. „Ich frühstücke gerade.“
„Freut mich, das zu hören. Du lässt zu viele Mahlzeiten aus und isst nicht regelmäßig genug.“
Rowan steckte sich den restlichen Keks in den Mund. „Nun, jetzt nicht mehr. Das muss an der frischen Luft liegen …“ Sie schluckte den Bissen hinunter. „Die regt den Appetit an.“
„Du hörst dich irgendwie so anders an, Rowan, so kenne ich dich nicht.“
„Wirklich?“ Ich habe mich auch verändert, hätte sie am liebsten gesagt.
Ich bin schon viel besser geworden. Und es gibt noch viel zu tun.
„Du hörst dich so überdreht an. Geht es dir auch gut?“
„Mir geht es sehr gut sogar, einfach wunderbar.“ Wie konnte sie diesem ernsten und bodenständigen Mann mit der besorgten Stimme erklären, dass sie gerade Kekse essend durch die Küche tanzte, nachdem ein Wolf die Nacht über bei ihr im Bett geschlafen und sie erotische Träume von einem Mann gehabt hatte, den sie kaum kannte?
Und dass sie diese Erfahrung für keinen Preis der Welt aufgeben wollte?
„Ich komme endlich dazu, in Ruhe zu lesen“, sagte sie stattdessen.
„Mache lange Spaziergänge, zeichne. Ich hatte ganz vergessen, wie gern ich zeichne. Es ist ein wundervoller Morgen, der Himmel ist hier unglaublich blau.“
„Ich habe gestern den Wetterbericht gehört. Für eure Gegend waren schwere Gewitter und Sturm angesagt. Ich habe versucht, dich anzurufen, aber die Leitungen waren tot.“
„Ja, hier gab es gestern ein Gewitter. Wahrscheinlich ist deswegen die Luft heute Morgen so klar.“
„Ich habe mir Sorgen gemacht, Rowan. Wenn ich dich jetzt nicht erreicht hätte, hätte ich einen Platz in der nächsten Maschine nach Portland gebucht und wäre zu dir herausgefahren.“
Allein der Gedanke daran, dass Alan hier in ihre kleine magische Welt eindringen würde, versetzte sie in Panik. Sie musste sich zusammennehmen, damit man es ihrer Stimme nicht anhörte. „Oh Alan, es gibt absolut keinen Grund zur Sorge. Mir geht es bestens, wirklich.
Eigentlich war das Gewitter sogar aufregend. Außerdem gibt es hier einen Notgenerator und Gasleuchten.“
„Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass du da oben ganz allein bist, in dieser Hütte mitten im Nirgendwo. Was, wenn du dich verletzt oder krank wirst? Oder einen platten Reifen hast?“
Ihre gute Laune begann abzuflauen, sie spürte es, Grad um Grad. Er hatte die gleichen Worte schon vorher zu ihr gesagt, genau wie ihre Eltern, in genau dem gleichen Tonfall, in dem völliges Unverständnis, leichter Tadel über eine solche Verrücktheit und Sorge mitschwang.
„Alan, es ist ein sehr solides und geräumiges Blockhaus und keine heruntergekommene Hütte. Die nächste Stadt, übrigens eine sehr hübsche kleine Stadt, liegt gerade mal fünf Meilen entfernt. Sollte ich krank werden, gehe ich zum nächsten Arzt. Und bei einem platten Reifen werde ich wohl herausfinden können, wie man ihn wechselt.“
„Trotzdem, du bist allein, Rowan. Und gestern Nacht hat bewiesen, wie leicht du völlig von der Außenwelt abgeschnitten werden kannst.“
„Wieso? Das Telefon funktioniert doch wieder“, sagte sie mit zusammengepressten Zähnen. „Außerdem habe ich ein Autotelefon im Rover.
Zusätzlich kann ich mich auf eine recht hohe Intelligenz verlassen und erfreue mich bester körperlicher Gesundheit. Alan, ich bin siebenundzwanzig Jahre alt, und der Grund, warum ich hier bin, ist genau der, allein zu sein.“
Am anderen Ende blieb es still, gerade lange genug, damit sie merken konnte, dass sie seine Gefühle verletzt hatte. Und länger als nötig, um ihr ein schlechtes Gewissen einzuflößen.
„Alan …“
„Ich hatte wirklich gehofft, dass du bereit bist, nach Hause zu kommen, aber das ist anscheinend nicht der Fall. Du fehlst mir, Rowan. Deine Eltern vermissen dich. Ich wollte dich das nur wissen lassen.“
„Es tut mir leid.“ Wie oft in ihrem Leben hatte sie diese Worte schon gesagt? Sie presste eine Hand gegen die Schläfe, hinter der sich ein dumpfer Schmerz bildete. „Ich wollte nicht unhöflich sein, Alan.
Wahrscheinlich habe ich einfach das Gefühl, mich verteidigen zu müssen.
Nein, ich bin noch nicht bereit zurückzukommen. Wenn du noch mit meinen Eltern sprechen solltest, sage ihnen bitte, dass es mir gut geht und ich sie heute Abend anrufen werde.“
„Ich treffe mich später mit deinem Vater.“ Seine Stimme klang jetzt steif, es war seine Art, sie wissen zu lassen,
Weitere Kostenlose Bücher