Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
und drehte sich auf ihrem Stuhl zu der offenen Tür und dem Lichtschein, der aus dem Zimmer fiel. Sie sah die Umrisse eines Schreibtischs, auf dem ein schwarzer Computer stand. „Ist das Ihr Arbeitszimmer?“
„Sozusagen.“
„Ich störe Sie bei der Arbeit …“
„Es ist nichts Dringendes.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Warum fragen Sie nicht offen, wenn Sie es sich ansehen wollen?“
„Ich würde es gern sehen“, gab sie zu. „Wenn Sie nichts dagegen haben.“
Als Antwort bedeutete er ihr, vor ihm in das Zimmer zu treten.
Es war klein, aber mit einem riesigen Fenster, das einen beeindruckenden Blick auf die Klippen bot. Sie fragte sich, wie sich ein Mensch überhaupt konzentrieren konnte, wenn dieser Blick doch so sehr zum Träumen einlud. Dann lachte sie auf, als sie auf den Computerbildschirm blickte.
„Sie spielen Computerspiele? Das hier kenne ich auch. Meine Schüler sind ganz wild darauf. ‚Das Geheimnis von Myor‘.“
„Spielen Sie denn nicht?“
„Ich bin grässlich schlecht, besonders bei solchen wie diesem hier, weil ich mich so sehr in sie vertiefe. Jeder Schritt ist für mich so real, und dann halte ich die Spannung einfach nicht mehr aus.“ Lachend beugte sie sich vor und studierte die Szene auf dem Bildschirm mit dem hohen Schloss und den Elfen genauer. „Ich bin nur bis zum dritten Level gekommen, wenn Brinda, die Feenkönigin, verspricht, die Zaubertür zu öffnen, wenn man die drei Steine gefunden hat. Einen finde ich, aber dann falle ich mit schöner Regelmäßigkeit in die Vergessenheitsgrube.“
„Es gibt mehr als genug Fallen auf dem Weg zur Erfüllung. Sonst wäre es ja auch verdammt uninteressant, sie zu finden. Wollen Sie es denn nicht noch einmal versuchen?“
„Nein, ich bekomme davon immer ganz feuchte Handflächen. Es ist einfach peinlich.“
„Manche Spiele nimmt man ernst, andere nicht.“
„Ich nehme sie alle viel zu ernst.“ Sie sah auf das CD-Cover und bewunderte die Illustration. Dann blinzelte sie auf einmal, als ihr die leuchtenden Buchstaben ins Auge fielen: „Copyright by The Donovan Legacy“. „Das ist Ihr Spiel?“ Entzückt richtete sie sich auf. „Sie entwickeln Computerspiele? Das ist ja toll!“
„Es ist auf jeden Fall abwechslungsreich.“
„Für jemanden, der gerade die ersten tapsigen Schritte ins Internet macht, ist es das Werk eines Genies. ‚Myor‘ ist eine faszinierende Geschichte. Die Grafik ist umwerfend, aber noch besser gefällt mir die Story selbst. So bezaubernd und voller Magie. Ein anspruchsvolles Märchen mit Belohnungen und Konsequenzen.“
Ihm fiel auf, dass kleine silberne Punkte in ihren Augen tanzten, wenn sie glücklich war. Und ihr Duft wurde intensiver, wenn ihre Begeisterung stieg. Er wusste, wie er diese Begeisterung weiter in die Höhe treiben konnte, wie er noch mehr von diesen silbernen Punkten in ihren Augen heraufbeschwören konnte, die dann in einem Meer von Blau untergingen.
„In allen Märchen kommt beides vor. Mir gefällt Ihr Haar, so wie es jetzt ist.“ Er machte einen Schritt auf sie zu, schob die Finger in Rowans Haare, fühlte. „So wirr.“
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Ich habe mir heute Morgen keinen Zopf geflochten.“
„Der Wind hat mit den Strähnen gespielt.“ Liam nahm vorsichtig eine Hand voll und hob sie an sein Gesicht. „Ich kann ihn riechen. Und das Meer.“ Es war gewagt, das wusste er, aber auch er hatte ge träumt. Und er erinnerte sich an jede einzelne Szene. „Ich könnte beides auf Ihrer Haut schmecken.“
Ihre Knie waren weich geworden. Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
Sie konnte sich nicht bewegen, konnte kaum atmen, nur dastehen und in seine Augen schauen, abwartend.
„Rowan Murray mit den Elfenaugen. Willst du, dass ich dich berühre?“
Er legte eine Hand auf ihr Herz, spürte jeden einzelnen kräftigen Schlag zwischen den sanften Rundungen ihrer Brüste. „So?“ Er spreizte die Finger, umfasste einen der festen Hügel.
Ihr war, als würde sie dahinschmelzen. Ihr Blick wurde verhangen, ihr Atem kam nur noch als leiser Seufzer über ihre Lippen. Die Berührung seiner Finger war leicht, sanft, aber Rowan spürte die Hitze durch ihren ganzen Körper strömen, fühlte sich, als würde sie verbrennen. Noch immer rührte sie sich nicht, entzog sich ihm nicht, schmiegte sich nicht enger an ihn.
„Du musst nur Nein sagen“, murmelte er. „Wenn ich dich frage, ob ich dich schmecken soll.“
Doch ihr Kopf fiel zurück in den Nacken, sie
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