Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
oben!“
„Wage es ja nicht, ihn zu schlagen.“ Resolut riss sie Alan die Lampe aus der zitternden Hand. „Er wollte mich doch nur beschützen. Er dachte, du würdest mir Gewalt antun.“
„Dich beschützen? Herrgott noch mal, Rowan, das ist ein Wolf!“
Sie wich zurück, als er nach ihr greifen wollte, und ihrem Instinkt folgend, log sie zum ersten Mal in ihrem Leben ganz bewusst. „Natürlich ist das kein Wolf. Mach dich nicht lächerlich. Es ist ein Hund.“ Ob dieser Bezeichnung glaubte sie den Wolf unter ihrer Hand zusammenzucken zu spüren. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er den Kopf hob und … nun, sie verärgert anfunkelte. „Mein Hund“, log sie weiter. „Und er hat genau das getan, was man von einem gut trainierten Hund erwartet. Er beschützt mich mit aller Kraft vor jedem, den er als Bedrohung für mich ansieht.“
„Ein Hund?“ Verblüfft und keineswegs davon überzeugt, dass er nur knapp dem Schicksal entronnen war, die Kehle durchgebissen zu bekommen, blickte Alan zu ihr hin. „Du hast einen Hund?“
„Ja.“ Langsam glaubte sie an dieser Lüge ersticken zu müssen. „Und, äh, wie du siehst, kann ich mich hier absolut sicher fühlen. Mit ihm.“
„Was für ein Hund ist das denn?“
„So genau weiß ich das nicht.“ Oh, sie war eine miserable Lügnerin.
„Aber er ist ein wundervoller Gesellschafter, und ich brauche mich nicht zu fürchten, wenn ich allein bin. Wenn ich ihn nicht zurückgerufen hätte, hätte er dich gebissen.“
„Er sieht aber wie ein Wolf aus.“
„Also wirklich, Alan.“ Sie gab ihr Bestes, um ein Lachen hervorzubringen, aber es klang trotzdem dünn und schrill. „Hast du jemals davon gehört, dass ein Wolf durch ein Fenster springt, oder dass er einer Frau gehorcht? Ach, er ist so wunderbar.“ Sie schmiegte ihr Gesicht in das Fell.
„Und so sanft zu mir wie ein Bernhardiner.“
Der Wolf warf ihr einen angeekelten Blick zu, dann ging er hinüber zum Feuer und ließ sich auf dem Teppich nieder.
„Siehst du?“ Zu gern hätte sie einen erleichterten Seufzer ausgestoßen, aber sie hielt sich zurück.
„Du hast nie etwas davon gesagt, dass du dir einen Hund anschaffen willst. Außerdem glaube ich, ich bin allergisch.“ Alan kramte ein Taschentuch hervor und nieste hinein.
„Ich habe viele Dinge nicht gesagt.“ Rowan ging zu ihm, legte eine Hand auf seinen Arm. „Und dafür muss ich mich entschuldigen. Ich muss mich entschuldigen, weil ich nie wusste, was ich hätte sagen sollen und wie ich es hätte sagen müssen. Bis jetzt.“
Alans Blick wanderte immer wieder unstet zu dem Wolf hinüber.
„Könntest du ihn vielleicht nach draußen bringen?“
Rowan fühlte ein zittriges Lachen in ihrer Kehle. Den Wolf konnte man nicht „nach draußen bringen“. Er kam und ging, wie es ihm beliebte. „Er tut dir nichts, sei ganz beruhigt. Komm, setz dich, du bist immer noch mitgenommen.“
„Kein Wunder“, murmelte Alan. Er hätte ja gern um einen Brandy gebeten, aber er nahm an, dass Rowan dann das Zimmer verlassen musste, um ihn zu holen. Und er wollte es nicht riskieren, mit diesem riesigen schwarzen Untier allein im Raum zu bleiben, ohne dass Rowan eingreifen konnte.
Und wie um diese weise Entscheidung zu bestätigen, bleckte der Wolf die Zähne.
„Alan.“ Rowan setzte sich neben ihn auf die Couch, nahm seine Hände in ihre. „Es tut mir leid. Dass ich mich selbst nicht rechtzeitig verstanden habe, damit du verstehen kannst. Dass ich nicht das sein kann, was du dir erhofft hast. Aber das kann ich jetzt nicht mehr ändern, und ich kann auch nicht zu dem zurückkehren, was einmal war.“
Alan strich sich erneut das volle Haar aus der Stirn. „Rowan, sei doch vernünftig.“
„Ich bin so vernünftig, wie ich nur sein kann. Mir liegt viel an dir, Alan, so viel. Du warst immer ein wunderbarer Freund für mich. Dann sei jetzt bitte auch ein Freund und sei ehrlich. Du hast mich nie wirklich geliebt. Es war einfach nur selbstverständlich, dass es so sein müsste.“
„Natürlich liebe ich dich, Rowan.“
Ihr Lächeln war ein wenig traurig, als sie sich das Haar zurückstrich.
„Würdest du mich wirklich lieben, hättest du nicht so vernünftig sein und es akzeptieren können, nicht mehr mit mir zu schlafen.“ Ihr Lächeln zeigte jetzt echte Zuneigung, als er unruhig auf seinem Sitz hin- und herrutschte. „Alan, wir waren sehr gute Freunde, aber nur mittelmäßige Liebhaber. Zwischen uns gab es keine Leidenschaft, kein sehnsüchtiges
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