Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
sie ein Paar geworden waren, gewusst, dass sie mit ihm nie diese leidenschaftliche Aufregung, diese erdrückende Sehnsucht oder dieses unerträgliche Verlangen verspüren würde.
Sie hatte es versucht. Für ihre Eltern war Alan der perfekte Schwiegersohn, also schien es nur logisch, dass sie ihn mit der Zeit auch lieben lernen und ein sicheres, beschauliches Leben mit ihm führen würde.
Aber war es nicht genau diese Vorstellung gewesen, der Gedanke an ein ruhiges Leben, der ihr schließlich genügend Angst eingejagt hatte, um die Flucht zu ergreifen?
Jetzt konnte sie behaupten, dass sie richtig gehandelt hatte. Es wäre falsch gewesen, sich damit zufrieden zu geben. Mit weniger, als sie bis jetzt schon gefunden hatte. Ihren Platz, ihre Wünsche, ihre Makel und ihre Talente.
Sie würden das nicht verstehen – noch nicht. Aber mit der Zeit. Dessen war Rowan sicher. Wenn sie erst in einem eigenen Haus lebte, Karriere machte, dann würden sie es sehen. Und vielleicht würden sie sogar ein kleines bisschen stolz auf sie sein.
Rowan sah zum Telefon hinüber, überlegte, dann schüttelte sie den Kopf. Nein, noch war es zu früh. Sie würde ihren Eltern noch nicht erzählen, was sie vorhatte. Sie wollte die Zweifel, die Sorgen, die sorgfältig maskierte Ungeduld in ihren Stimmen nicht hören müssen. Das würde nur diesen glorreichen Moment verderben.
Und es war doch ein so glorreicher, so wundervoller Moment.
Sie zuckte zusammen, als sie das Klopfen an der Tür vernahm. Das war Liam, musste Liam sein. Oh, es war einfach perfekt. Er hatte mehr Arbeit für sie, sie würden zusammen in der Küche sitzen und Gedanken austauschen, mit Ideen spielen, diskutieren.
Sie würde Tee machen müssen. Anderthalb Gläser Wein waren genug, ihr Verstand musste klar bleiben. Ihr war noch etwas eingefallen zu dem Land der Spiegel, auf dem Weg zurück zu ihrer Hütte.
Sie eilte durch das Haus, um die Tür zu öffnen, sie konnte es kaum erwarten, ihm von ihrer Idee zu erzählen.
Ihr Lächeln erstarrte und wich plötzlich einem schockierten Ausdruck.
„Rowan, du solltest nie die Tür öffnen, bevor du nicht nachgesehen hast, wer da draußen auf deiner Schwelle steht.“
Alan trat ein und brachte die Frühlingsbrise von draußen mit.
7. KAPITEL
A lan, was machst du denn hier?“ Rowan bereute die Frage sofort. Ihr Ton war knapp und wenig willkommen heißend gewesen. Vielmehr anschuldigend. Sie sah es an Alans verletztem Gesichtsausdruck.
„Es sind jetzt über drei Wochen, Rowan. Wir dachten uns, du könntest dich über ein wenig Gesellschaft vielleicht freuen. Und, ehrlich gesagt …“, er strich sich das dichte blonde Haar aus der Stirn, „… dein letzter Anruf bei deinen Eltern hat sie doch ein wenig beunruhigt.“
„Beunruhigt?“ Sie schnaubte und bemühte sich dann reumütig um ein Lächeln. „Ich sehe nicht, warum. Ich habe ihnen erzählt, dass ich mich hier häuslich eingerichtet habe und mich sehr wohl fühle.“
„Vielleicht ist es ja genau das, was ihnen Sorgen macht.“
Der ernste Blick aus seinen braunen Augen brachte ihr die ersten Gewissensbisse. Dann zog er seinen Mantel aus, legte ihn ordentlich über das Treppengeländer und löste eine ganze Lawine von Schuldgefühlen aus.
„Niemand von uns weiß, was du hier oben eigentlich tust. Oder was du dir davon erhoffst, dich hier abzukapseln.“
„Das habe ich doch alles schon erklärt.“ Jetzt mischte sich auch Entmutigung in die Schuld. Es waren ihre Hütte und ihr Leben. Und beide wurden mit Beschlag belegt und infrage gestellt. Doch Rowans gute Manieren ließen sie Alan automatisch auffordern, sich zu setzen. „Möchtest du vielleicht einen Tee? Oder Kaffee?“
„Nein, danke.“ Er setzte sich jedoch. Eine Gestalt, die seltsam steif und fehl am Platze wirkte, mit dem tadellos sitzenden grauen Anzug, dem weißen Hemd und der Krawatte. Welche makellos gebunden war. Alan wäre nie auf die Idee gekommen, sie zu lockern, nicht einmal für die lange Autofahrt hierher.
Er sah sich im Zimmer um, während er sich in einen Sessel beim Feuer setzte. Seiner Ansicht nach war das Blockhaus sehr rustikal und viel zu abgelegen. Wo war denn hier die Kultur? Die Museen, die Büchereien, die Theaterbühnen? Wie hielt Rowan es nur aus, sich wochenlang irgendwo in den einsamen Wäldern zu vergraben?
Er war sicher, sie brauchte nur einen kleinen Anstoß, und sie würde ihre Sachen zusammenpacken und mit ihm kommen. Ihre Eltern waren derselben Meinung gewesen.
Er
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