Die Doppelgaengerin
wohl Löcher in den Behälter stechen müssen.«
»Siehst du, genau darum haben Männer keine Pflanzen. Sie machen zu viel Arbeit und sind entschieden zu kompliziert.«
»Aber sie tragen dazu bei, dass ein Haus hübsch aussieht und gemütlich wird, und sie frischen die Luft auf. Ich glaube nicht, dass ich jemals in einem Haus ohne Pflanzen leben könnte.«
Er seufzte. »Schon gut, schon gut. Ich bohre ein paar Löcher in den Eimer.«
Mein Held.
Er nahm einen langen Schraubenzieher, um das Plastik zu durchstechen, und wenig später saß die zerzauste Pflanze in ihrem Eimer in der Spüle im Waschraum, wo der Wurzelballen Wasser aufnehmen konnte, ohne darin zu stehen. Ich hoffte, dass sie sich bis zum Morgen einigermaßen erholt haben würde. Dann schaltete ich Wyatts übergroßen Ofen ein und begann alles zusammenzustellen, was ich für meine Kuchen brauchen würde.
Er nahm mich an den Schultern und drückte mich mit sanfter Gewalt auf einen Stuhl. »Setz dich hin«, sagte er, was völlig überflüssig war, weil er schon dafür gesorgt hatte, dass ich saß. »Ich mache den Kuchen. Du musst mir nur sagen, was ich tun soll.«
»Warum? Du hörst sowieso nie zu.« Ehrlich, hätte ich diesem Satz irgendwie widerstehen können?
»Ich werde mir Mühe geben«, antwortete er trocken. »Wenigstens dieses eine Mal.«
Einfach toll, wie? Angesichts dessen, was ich heute durchgemacht hatte, hätte er wenigstens versprechen können, dass er bis in alle Ewigkeit auf das hören würde, was ich sagte.
Und so überwachte ich das Kuchenbacken, was wirklich simpel ist, und während er die Donuts in Stücke riss, bat er: »Eines musst du mir erklären. Dieses Paar, von dem deine Mutter erzählt hat: Warum ergreift ihr alle Partei für die Frau, wenn der Mann ihr eine Freude machen wollte und sie ihn dafür umzubringen versucht?«
»Eine Freude?«, wiederholte ich und schaute ihn entsetzt an.
»Er hat ihr zuliebe das Schlafzimmer von einer Innenarchitektin gestalten lassen. Warum hat sie ihm die Geste nicht gedankt, selbst wenn ihr der Stil nicht gefallen hat?«
»Findest du es etwa nett, wenn er nach fünfunddreißig Jahren Ehe so wenig Interesse an ihr zeigt, dass er keine Ahnung hat, wie lange und wie sehr sie sich abgemüht hat, um ihr Schlafzimmer einzurichten, und wie gut es ihr gefallen hat? Ein paar von den antiken Stücken, die sie aufgetrieben hatte und die jetzt verkauft wurden, ehe sie irgendwas davon zurückkaufen konnte, waren zukünftige Erbstücke und sind unersetzlich.«
»Aber selbst wenn sie die Sachen so geliebt hat, so waren es doch nur Möbel. Er ist ihr Mann; meinst du nicht, dass er was Besseres verdient hat, als überfahren zu werden?«
»Sie ist seine Frau«, gab ich zurück. »Meinst du nicht, dass sie was Besseres verdient hat, als ihre geliebten Möbel zu verlieren und stattdessen irgendwas hingestellt zu bekommen, das ihr total gegen den Strich geht? Meinst du nicht, er sollte nach fünfunddreißig Jahren an ihrer Seite zumindest in der Lage sein, der Innenarchitektin zu sagen, dass Sally nicht auf Glas und Stahl steht?«
Seine Miene ließ erkennen, dass er ebenfalls wenig von ultramodernen Schlafzimmern hielt, auch wenn er es nicht so ausgedrückt hätte. »Sie ist also sauer, weil er nicht weiß, welchen Stil sie mag?«
»Nein, sie ist verletzt, weil sie erkannt hat, dass er sie nicht beachtet. Sauer ist sie, weil er ihre Sachen verkauft hat.«
»Waren es nicht auch seine Sachen?«
»Hat er monatelang nach jedem einzelnen Stück gesucht? Hat er jedes Möbel von Hand aufbereitet? Ich würde sagen, es waren ihre Sachen.«
»Na schön. Das gibt ihr noch lange nicht das Recht, ihn umzubringen.«
»Mal im Ernst, sie hat doch gar nicht versucht, ihn umzubringen. Er sollte nur halb so viel leiden wie sie.«
»Dann hätte sie, genau wie du gesagt hast, einen Rasenmäher-Traktor und nicht das Auto nehmen sollen. Wenn sie ihn wirklich umgebracht hätte, hätte ich sie wegen Mordes verhaftet, ganz gleich, wie verletzt sie sich fühlt.«
Ich ließ mir das durch den Kopf gehen und antwortete schließlich: »Manche Dinge sind es wert, dass man dafür verhaftet wird.« Ich persönlich wäre nicht so weit gegangen wie Sally, aber das würde ich Wyatt nicht auf die Nase binden. Wir Frauen müssen zusammenhalten, und für ihn war das eine gute Lektion aus zweiter Hand: Niemand vergreift sich an den Sachen einer Frau. Wenn Wyatt erst einmal seine Marotte, alles nach möglichen Gesetzesbrüchen zu
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