Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
unterbrechen? Mich interessiert vor allem, mit welcher Frau du vor mir zusammen warst. Wahrscheinlich hast du sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, um mir nachzujagen.«
    Er mahlte sekundenlang schweigend mit den Zähnen. Ich weiß das, weil ich sie knirschen hörte. Dann sagte er: »Wie kommst du darauf, dass ich mit jemandem zusammen war?«
    Ich verdrehte die Augen. »Ich bitte dich. Du weißt genau, was für ein toller Hecht du bist. Wahrscheinlich stehen die Weiber bei dir Schlange.«
    »Als würden die Frauen bei mir – Du findest, dass ich ein toller Hecht bin?«
    Das schien ihm ausgesprochen gut zu gefallen. Wenn es nicht so wehgetan und ich ohnehin genug gelitten hätte, hätte ich den Kopf gegen das Armaturenbrett geschlagen. »Wyatt!«, schrie ich ihn an. »Wer war deine Freundin?«
    »Niemand Bestimmtes.«
    »Es muss auch niemand ›Bestimmtes‹ gewesen sein; es muss nur irgendwer gewesen sein. Weil manche Frauen utopische Erwartungen haben, verstehst du? Sie rennen gleich nach der ersten Verabredung los und suchen sich ein Hochzeitskleid aus. Wen hast du also zuletzt gesehen, und wer hat sich möglicherweise gedacht, dass daraus was Ernstes werden könnte, um total auszuticken, als du mir ans Meer hinterhergefahren bist? Warst du letzten Donnerstag, als Nicole ermordet wurde, zufällig mit einer Frau unterwegs?« Man staune, wie unauffällig ich diese Frage einflocht, die mir schon lange unter den Nägeln brannte.
    Inzwischen waren wir bei seinem Haus angekommen, und er bremste ab, um in die Einfahrt zu biegen. »Nein, an dem Abend habe ich einen Selbstverteidigungskurs für Frauen gegeben«, meinte er gedankenverloren und zu meiner großen Erleichterung. »Ich halte nicht viel von deiner Theorie, weil es … o Mann, fast zwei Monate her ist, dass ich mit einer Frau aus war. Mein Liebesleben war längst nicht so aufregend, wie du zu glauben scheinst.«
    »Die letzte Frau, mit der du aus warst. Warst du mit der öfter als einmal aus?«
    »Ein paarmal, ja.« Er hielt in der Garage.
    »Hast du mit ihr geschlafen?«
    Er sah mich grimmig an. »Allmählich erkenne ich, wohin dieses kleine Verhör führen soll. Nein, ich habe nicht mit ihr geschlafen. Und glaub mir, es hat nicht gefunkt.«
    »Bei dir nicht, aber vielleicht bei ihr.«
    »Nein«, wiederholte er. »Bestimmt nicht. Statt in meiner Vergangenheit zu wühlen, solltest du lieber deine überdenken. Du flirtest doch mit jedem, und vielleicht hat irgendein Mann geglaubt, es wäre dir ernst …«
    »Tue ich nicht! Ich flirte ganz und gar nicht mit jedem!«
    Er kam um das Auto herum, öffnete mir die Tür, beugte sich herein, um mich auf die Arme zu nehmen, damit ich mich nicht mit meinen steifen, schmerzenden Muskeln aus dem Sitz quälen musste, und stellte mich dann vorsichtig hin. »Und wie«, widersprach er grimmig. »Du kannst gar nicht anders. Es liegt dir in den Genen.«
    Er verwendete eindeutig zu viele negative Begriffe, wenn er mich beschrieb, und allmählich ging mir das auf den Keks. Mag sein, dass ich hin und wieder flirte, aber deshalb flirte ich noch lange nicht mit jedem. Und ich bin erst recht kein Bettmäuschen. Ich halte mich nicht für ein moralisches Federgewicht, doch wenn Wyatt über mich sprach, hörte sich das an, als wäre ich ein leichtes Mädchen.
    »Und jetzt schmollst du«, sagte er und rieb dabei mit dem Daumen über meine Unterlippe, die möglicherweise ein winziges bisschen vorstand. Im nächsten Moment beugte er sich vor und gab mir einen Kuss, einen warmen, langen Kuss, der mich aus einem unerfindlichen Grund dahinschmelzen ließ, vielleicht weil ich wusste, dass dieser Kuss zu nichts anderem führen würde, und er das auch wusste, weshalb er mich diesmal eindeutig um des Küssens willen küsste und nicht, um mich ins Bett zu bekommen.
    »Wofür war der?«, fragte ich ein bisschen nörgelig, als er sich wieder aufrichtete, weil ich mir nicht anmerken lassen wollte, wie sehr ich dahingeschmolzen war.
    »Dafür, dass du einen so schlechten Tag hattest«, sagte er und küsste mich gleich noch mal. Ich seufzte und ließ mich in seinen Kuss sinken, denn er hatte Recht, ich hatte einen verdammt schlechten Tag hinter mir. Diesmal hielt er mich noch ein paar Sekunden in seinen Armen fest, nachdem der Kuss zu Ende war, und legte seine Wange auf meinen Scheitel. »Überlass die Polizeiarbeit uns«, sagte er. »Es sei denn, dir fällt plötzlich ein Erzfeind ein, der gedroht hat, dich umzubringen, was ich um jeden Preis

Weitere Kostenlose Bücher