Die Doppelgaengerin
erfahren möchte.«
Ich drückte ihn von mir weg und sah ihn finster an. »Hältst du mich wirklich für so eine blöde Blondine, der so was nicht auf Anhieb einfallen würde?«
Er seufzte. »Das habe ich nicht gesagt. Ich würde es auch nie sagen, weil du definitiv nicht blöd bist. Du bist vieles, aber keinesfalls blöd.«
»Ach ja? Und was genau bin ich alles?« Ich war auf einen Streit aus, weil ich Schmerzen und verdammte Angst hatte und weil irgendwer dafür büßen musste, oder etwa nicht? Wyatt war ein kräftiger Bursche; er würde das schon aushalten.
»Frustrierend«, sagte er, und ich hätte ihn fast getreten, weil er mich schon wieder niedermachte. »Nervig. Eigensinnig. Aalglatt, weil du absolut überzeugend die dumme Blondine spielen kannst, sobald es dir was bringt, und das tut es bestimmt oft. Du bist so scharfsinnig, dass es einem Angst machen kann. Du bist skrupellos. Witzig. Sexy. Anbetungswürdig.« Er legte eine sanfte Hand auf meinen Nacken. »Eindeutig anbetungswürdig. Und das nicht nur zeitweise.«
Mann, und ich war angeblich aalglatt? Ich hätte um ein Haar einen Riesenzank vom Zaun gebrochen; aber mit den letzten drei Punkten hatte er mir komplett das Wasser abgegraben. Er fand mich also anbetungswürdig, wie? Das war gut zu wissen, und so beschloss ich den Teil mit »nicht nur zeitweise« zu überhören. Er beugte sich wieder vor, küsste mich noch mal und meinte dann: »Zum Sterben schön.«
Ich blinzelte ihn an. »So was sagen nur Mädchen. Jungs sollten so was nicht sagen.«
Er richtete sich auf. »Warum nicht?«
»Das ist zu mädchenhaft. Du solltest irgendwas mit mehr Schmackes sagen, etwa: ›Für dich würde ich es mit einer ganzen Rockerbande aufnehmen.‹ Siehst du den Unterschied?«
Er verkniff sich ein Grinsen. »Kapiert. Komm, wir gehen rein.«
Ich seufzte. Ich musste noch zwei Kuchen backen und hatte nicht die geringste Lust dazu, aber versprochen ist versprochen. Nein, die Männer und Frauen auf dem Polizeirevier wussten nicht, dass ich ihnen einen Kuchen backen wollte, aber ich hatte es ihnen im Geist versprochen, und das war praktisch dasselbe.
Wyatt nahm die Donuts und die Kondensmilch vom Rücksitz, drückte dann den Kofferraumdeckel auf und holte einen Leinensack heraus, aus dem grüne Fransen baumelten. Stirnrunzelnd sah er auf den Sack und knallte den Kofferraum wieder zu.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Ich habe dir doch versprochen, dass ich dir eine Pflanze besorgen würde. Hier ist sie.«
Ich starrte das arme zerrupfte Pflänzchen an. Die grünen Fransen waren offenbar kleine, schlaffe Zweige. »Was soll ich damit?«
»Du hast dich beschwert, es gäbe nicht eine einzige Pflanze in meinem Haus, so als wäre es deshalb unbewohnbar oder was. Also, hier ist deine Pflanze.«
»Das ist doch keine Zimmerpflanze! Das ist ein Busch. Du hast mir einen Busch gekauft?«
»Pflanze ist Pflanze. Wenn du sie ins Zimmer stellst, ist es eine Zimmerpflanze.«
»Du hast wirklich keine Ahnung«, erkannte ich staunend und riss ihm das arme Ding aus der Hand. »Du hast ihn den ganzen Tag in deinem glühend heißen Kofferraum liegen lassen? Du hast ihn praktisch gekocht. Ich weiß nicht, ob er das überlebt. Wenn wir Glück haben, kann ich ihn mit viel Liebe und Pflege wieder aufpäppeln. Machst du mir bitte die Tür auf? Du hast ihm doch Nahrung besorgt, oder?«
Er schloss die Tür auf, ehe er argwöhnisch fragte: »Er braucht was zu essen?«
Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Natürlich brauchen Pflanzen was zu essen. Alles was lebt, muss essen.« Dann schaute ich auf die Pflanze in meinem Arm und schüttelte den Kopf. »Aber vielleicht wird das arme Ding nie wieder was essen.«
Während er meine Tasche ins Haus brachte, stellte ich die Pflanze in die Spüle und besprühte sie behutsam mit kühlem Wasser, um sie ins Leben zurückzuholen. »Ich brauche einen Eimer«, befahl ich ihm. »Einen, den du nicht mehr brauchst, weil ich Löcher in den Boden bohren muss.«
Er hatte schon halb einen blauen Putzeimer aus dem Waschraum geholt, hielt bei meinen letzten Worten aber inne. »Wieso willst du meinen Eimer kaputtmachen?«
»Weil du diese Pflanze so vernachlässigt hast, dass sie vielleicht nicht überleben wird. Sie braucht Wasser, aber die Wurzeln dürfen nicht im Wasser stehen. Also muss das Wasser ablaufen können. Wenn du keinen hübschen Pflanztopf mit einem Loch im Boden hast, was ich bezweifle, da du keine einzige Pflanze im Haus hast, werde ich
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