Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
endlich benimmst – ist dir klar, dass du um ein Haar auf meinem Schoß statt auf diesem Stuhl gelandet wärst?«
    Hoppla! Wo kam das denn plötzlich her? Ich zuckte erschrocken zurück. »Was?«
    »Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede. Und die Show vorhin habe ich dir auch nicht abgekauft. Ich habe dich schon nackt gesehen.«
    »Hast du nicht!« Ich war schockiert. Verwechselte er mich mit einer anderen? Das wäre mir mit Sicherheit im Gedächtnis geblieben. Schön, wir hatten ein paar Kleidungsstücke abgelegt, aber ich war ganz eindeutig nicht nackt gewesen.
    Er lächelte grimmig. »Süße, vertrau mir: Wenn eine Frau nur noch ein Röckchen zusammengeschoben um ihre Taille hat, ist sie nackt.«
    Plötzlich zitterte ich ein bisschen, weil mir dieses Bild nur zu bekannt vorkam. Natürlich erinnerte ich mich an die Situation. Es war bei unserem zweiten Date: Er war auf der Couch gewesen, ich hatte rittlings auf ihm gesessen, seine Finger waren in mir drin und ich war haarscharf davor gewesen, auf alle Verhütungsprinzipien zu pfeifen und auf mein Glück zu setzen.
    Ich wurde knallrot, nicht aus Verlegenheit, sondern weil es in seinem Büro unangenehm warm war. Der Thermostat für die Klimaanlage in diesem Laden musste dringend neu justiert werden. Aber nur weil etwas in mir gefährlich weich und zappelig wurde, gab ich mich noch lange nicht geschlagen. »Nackt heißt völlig unbekleidet, daher war ich deiner Beschreibung zufolge nicht nackt.«
    »Du erinnerst dich also doch.« Er sah mich zufrieden an. »Und spar dir die Haarspalterei. Du warst praktisch nackt.«
    »Es gibt trotzdem einen Unterschied«, beharrte ich stur. »Und ja, ich weiß noch gut, dass wir miteinander rumgemacht haben. Na und?«
    »Du meinst, du sitzt so oft nackt bei einem Mann auf dem Schoß, dass es dir nichts mehr bedeutet?« Seine Augen wurden schmal.
    Ich hatte die Schauspielerei satt. Er kaufte mir die Nummer sowieso nicht ab. Ich sah ihm in die Augen und sagte: »Dir hat es damals offensichtlich auch nichts bedeutet.«
    Er verzog das Gesicht. »Autsch. Ich weiß, ich schulde dir eine Erklärung …«
    »Spar dir die Luft. Die Zeit für irgendwelche Erklärungen ist längst vorbei.«
    »Wirklich?«
    »Für mich ist das Leben weitergegangen. Für dich nicht?«
    »Ich dachte eigentlich schon«, sagte er mit finsterem Blick. »Aber als ich die Meldung bekam, dass es im Great Bods einen Mord gegeben habe und das Opfer eine blonde Frau sei, da …« Er verstummte und sagte dann: »Scheiße.«
    Ich musste blinzeln, so überrascht war ich. Wenn ich es recht überlegte, hatte er mich wirklich mit Bist du okay? begrüßt. Und er hatte erst den Tatort draußen im Regen besichtigt, bevor er zu mir ins Büro gekommen war. Bis dahin war ihr Name wahrscheinlich über Funk durchgegeben worden, aber vielleicht auch nicht, weil ihre Angehörigen noch nicht benachrichtigt worden waren. Ich hatte keine Ahnung, wer oder wo ihre Angehörigen waren, aber mit Sicherheit war in ihren Unterlagen im Great Bods, die Detective MacInnes schon beschlagnahmt hatte, jemand aufgeführt, der im Notfall benachrichtigt werden sollte.
    Die arme Nicole. Sie war eine verschlagene, psychopathische Imitatorin gewesen, aber es machte mir trotzdem zu schaffen, dass ihr Leichnam so lange draußen im Regen gelegen hatte, während die Polizisten den Tatort gesichert hatten. Ich wusste, dass sich die Spurensicherung am Tatort länger hinziehen konnte, und der Regen hatte die Arbeiten zusätzlich behindert, aber trotzdem hatte sie gute drei Stunden dort liegen müssen, ehe sie weggebracht worden war.
    Er schnippte mit den Fingern vor meiner Nase. »Du driftest immer wieder ab.«
    Mann, wie gern hätte ich ihm die Finger abgebissen. Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand so was macht, wo doch ein kleines Wedeln vollauf genügt, um mich zurückzuholen. »Bitte tausendmal um Verzeihung. Ich bin todmüde und habe heute Nacht einen Mord beobachtet, aber natürlich ist es unverzeihlich, dass ich in Gedanken nicht bei unserer gemeinsamen Vergangenheit bleibe. Was hast du eben gesagt?«
    Er studierte mich ein paar Sekunden und schüttelte dann den Kopf. »Vergiss es. Du bist wirklich todmüde, und ich muss die Ermittlungen leiten. Ich wünschte, du hättest nichts mit der Sache zu tun, aber so ist es nun mal, darum werden wir uns in nächster Zeit öfter sehen, ob es dir gefällt oder nicht. Hör nur auf, mir auf die Zehen zu treten, okay? Lass mich einfach meine Arbeit tun.

Weitere Kostenlose Bücher