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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Vorstellung, wir könnten ein zweites Mal zusammenkommen, ein Rohrkrepierer war.
    Er schubste die Coladose über den Tisch. »Trink was. Vielleicht kühlt dich das ab.«
    Auch egal. Heute Nacht würde ich bestimmt kein Auge zutun. Ich drückte den Dosenverschluss ein, nahm einen großen Schluck und lenkte dann meine Gedanken auf ein praktischeres Thema. »Ich nehme an, morgen muss das Studio geschlossen bleiben.«
    »Richtig angenommen.«
    »Wie lange wird es dauern, bis ich wieder öffnen kann? Einen Tag? Zwei?«
    »Das kommt darauf an. Ich werde versuchen, die Sache so weit wie möglich voranzutreiben, aber ich kann keine Wunder vollbringen. Ein paar Tage wird es wohl dauern. Es tut mir Leid, wenn du deswegen Geld verlierst, aber …«
    »Ach, Geld verliere ich deshalb keines. Die meisten Mitglieder haben einen Jahresvertrag, weil der billiger ist als eine monatliche Mitgliedschaft. Kürzere Mitgliedschaften biete ich nicht an. Aber ich möchte meinen Gästen möglichst wenig Umstände machen. Ich weiß, dass das verglichen mit einem Mord profan ist, aber als Geschäftsführerin muss ich mich um die Bedürfnisse meiner Kunden kümmern, sonst leidet mein Geschäft.«
    Er beobachtete mich nachdenklich, als hätte er nicht erwartet, dass ich so praktisch denken würde. Das ärgerte mich, weil er immerhin drei Abende mit mir verbracht hatte und dabei gemerkt haben sollte, dass ich kein Hohlschädel bin, wenn er sich nicht ausschließlich auf meinen Körper konzentriert hätte.
    Vielleicht hätte es mich überraschen sollen, dass er mich wiedererkannt hatte, denn vor zwei Jahren war sein Blick anscheinend kein einziges Mal über meinen Brustkorb hinausgekommen.
    Ein dummer Gedanke, denn meine Brüste hatte er ganz eindeutig angesehen. Und berührt. Und geleckt. Also, ich habe es nicht so mit meinen Brüsten – ich finde, sie bescheren mir eher Last als Lust –, aber dieser Augenblick war mir noch lebhaft in Erinnerung, und schon wurde ich wieder rot.
    »Mein Gott.« Ihm entging auch nichts. »Woran denkst du jetzt schon wieder?«
    »Wieso? Wie meinst du das?« Als würde ich ihm verraten, woran ich dachte.
    »Du wirst schon wieder rot.«
    »Wirklich? Ach so. Entschuldige. Ich komme allmählich in die Wechseljahre, das sind Hitzewallungen.« Alles, um verlorenen Boden gutzumachen.
    Er grinste. Seine weißen Zähne blendeten mich. »Hitzewallungen, wie?«
    »Die Wechseljahre sind nichts für Weicheier.«
    Er lachte auf und lehnte sich in seinem Riesensessel zurück, um mich ausgiebig zu betrachten. Je länger er mich ansah, desto nervöser wurde ich. Ich habe doch schon erzählt, wie seine Augen einen ansahen? Wie eine Maus im Visier einer Katze fühlte ich mich … einer skrupellosen, hungrigen Katze. Bis zu diesem Augenblick hatte ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, was ich anhatte, aber plötzlich wurde mir unangenehm bewusst, dass ich nur eine hautenge Yoga-Hose und ein rosa Tank-Top trug, das meinen Bauch frei ließ. So wie er mich ansah, hatte ich das Gefühl, entschieden zu viel Haut zu zeigen, vor allem, weil ihm offenbar im Kopf herumging, dass er schon wesentlich mehr von meiner Haut gesehen hatte. Schlimmer noch, er schien mit dem Gedanken zu spielen, wieder mehr davon sehen zu wollen.
    Diesen Effekt hatte er jedes Mal auf mich: Wenn er mich ansah, wurde ich mir meiner Weiblichkeit überdeutlich bewusst – und seiner Männlichkeit, mit allem, was daran hängt. Wie bei einem Ikea-Regal: Bolzen A fügt sich in Schlitz B. Wenn ich ihm zu nahe kam, dachte ich plötzlich nur noch an Bolzen und Schlitze.
    Er nahm den Stift, mit dem ich meine Liste geschrieben hatte, und klopfte damit einen kurzen Trommelwirbel auf seinen Schreibtisch. »Was ich jetzt sagen werde, wird dir nicht gefallen.«
    »Das überrascht mich nicht. Bis jetzt hat mir noch nichts von dem gefallen, was du gesagt hast.«
    »Mach mal Pause«, fuhr er mich an. »Hier geht es nicht um uns.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen. Es gibt nämlich kein ›uns‹.« Es war mir schlichtweg unmöglich, auch nur einen Zentimeter zurückzuweichen, ihm den leisesten Zweifel zu lassen, ihm auch nur Zeit zum Luftholen zu lassen. Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben. Ich wollte Detective MacInnes zurück.
    Ganz offenbar kam Wyatt zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hatte, vernünftig mit mir reden zu wollen. Das stimmt nicht; normalerweise bin ich ein sehr vernünftiger Mensch … außer wenn es um ihn geht. Ich weiß nicht warum, aber er nahm

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