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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Ich gestehe, dass ich mich nicht konzentrieren kann, wenn du mir ständig ins Gesicht springst und mich zum Wahnsinn treibst.«
    »Ich treibe dich bestimmt nicht zum Wahnsinn«, fuhr ich ihn aufgebracht an. »Du warst schon wahnsinnig, bevor wir uns kennen gelernt haben. Darf ich jetzt nach Hause fahren?«
    Er rieb sich die Augen und zog sichtbar innerlich die Zügel an. »In ein paar Minuten. Ich werde dich heimfahren.«
    »Ich möchte lieber zum Great Bods gebracht werden. Ich muss mein Auto abholen.«
    »Ich sagte, ich fahre dich heim.«
    »Und ich sagte, ich muss mein Auto abholen.«
    »Ich lasse es dir morgen bringen. Ich möchte nicht, dass du noch mal an den Tatort musst.«
    »Na schön. Dann fahre ich mit dem Taxi nach Hause. Mach dir keine Umstände.« Ich stand auf, packte meine Handtasche und wollte aus der Tür stürmen. Ich würde auf dem Bürgersteig auf ein Taxi warten, obwohl es immer noch wie aus Kannen goss.
    »Blair. Setz dich hin. «
    Das war das Blöde daran, dass er Bulle war. Ich wusste nicht genau, wo seine amtlichen Befugnisse endeten und er persönlich wurde. Ich wusste nicht genau, wie mein rechtlicher Stand war. Ich war ziemlich sicher, dass ich aus dem Revier spazieren konnte, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte – rein legal gesehen –, aber es bestand die winzige Möglichkeit, dass ich mich irrte, und die große Möglichkeit, dass er mich zwingen würde, im Zimmer zu bleiben, legal oder nicht, und ich wollte nicht noch mal mit ihm raufen. Raufen war Gift für meine Selbstbeherrschung.
    Ich ließ mich auf meinen Stuhl plumpsen und gab mich damit zufrieden, ihn wie ein störrisches Muli anzuglotzen. Ich hatte den leise nagenden Verdacht, dass er sich wieder an mich ranmachen wollte, und diese Straße würde ich kein zweites Mal gehen. So besehen war es umso besser, je weniger Kontakt ich mit ihm hatte.
    Bei mir gibt es eine feste Regel: Wer geht, muss hinterher angekrochen kommen. Wenn ein Mann Ersteres tut, muss er auch das Zweite tun, sonst ist der Fall gegessen. Ein Streit macht mir nichts aus, weil man dabei wenigstens kommuniziert, aber abzuhauen, ohne mir auch nur die Chance zu geben, die Sache wieder geradezubiegen, das ist ein dickes, fettes Nein.
    Ich weiß, das hört sich an, als würde ich mich ein bisschen zu wichtig nehmen, aber um ehrlich zu sein – und ich gebe zu, dass ich ein bisschen dick aufgetragen habe, als ich behauptete, die Scheidung sei das Beste gewesen, was uns überhaupt passieren konnte –, es tat höllisch weh, als ich Jason beim Knutschen mit meiner Schwester Jenni erwischte. Nicht nur weil Jenni mich betrogen hatte, sondern auch, weil ich Jason wirklich geliebt hatte. In den ersten Jahren waren wir überglücklich gewesen. Wenigstens war ich glücklich gewesen, und ich glaube, er war es damals auch. Wir hatten uns tatsächlich auseinander entwickelt, und irgendwann war dabei meine Liebe zu ihm erloschen, aber das bedeutete nicht, dass ich unsere Ehe abgeschrieben hatte. Ich war willens gewesen, daran zu arbeiten, ich wollte versuchen, ihm wieder näher zu kommen. Als ich sah, wie er Jenni küsste, war das wie ein Schlag in die Magengrube, weil mir in diesem Moment aufging, dass er mich schon länger betrügen musste. Nicht mit Jenni; ich war ziemlich sicher, dass er sie davor nicht angerührt hatte. Aber er war nicht verliebt in sie, und das hieß, dass er nur mit ihr rumgemacht hatte, weil sie hübsch und verfügbar war, und das bedeutete wiederum, dass sie wahrscheinlich nicht die erste Frau war, mit der er rummachte.
    Er hatte nicht mal versucht, unsere Ehe am Leben zu erhalten. Emotional hatte er mich längst abgeschrieben, ohne dass ich es auch nur gemerkt hatte. Nachdem ich es aber gemerkt hatte, betrieb ich sofort Schadensbegrenzung. Ich zog nicht los, um mich bei meinen Freundinnen auszuheulen; stattdessen baute ich mir ein neues, besseres Leben auf, aber das heißt nicht, dass ich ohne tiefe seelische Wunden davongekommen wäre.
    Wunden verheilen, und ich war sowieso nicht der Typ, einem Mann lange nachzutrauern. Aber ich lernte aus meinen Erfahrungen und stellte danach neue Richtlinien und Verhaltensregeln auf. Eine dieser Richtlinien besagt, dass ein Mann, der den Schwanz einzieht, ohne dass er auch nur versucht hätte, mit mir auszukommen, nicht die Mühe lohnt, es sei denn, er bemüht sich aufrichtig um eine zweite Chance.
    Wyatt hatte sich noch kein bisschen bemüht. Und er war definitiv kein Kriecher. Das hieß, dass die

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