Die Doppelgaengerin
Körper war ein phantastischer Anblick, aber ich hatte nicht nur gegen meine eigenen Regeln verstoßen, ich hatte auch in taktischer Sicht entscheidenden Boden verloren. O ja, der Kampf zwischen den Geschlechtern artet oft zu einer offenen Schlacht aus. Wenn alles gut geht, gewinnen beide. Wenn nicht, dann möchte ich jedenfalls nicht auf der Verliererseite stehen.
Und jetzt? Ich hatte gerade mit einem Mann gevögelt, mit dem ich nicht mal ausging! Gut, ich war mit ihm ausgegangen – genau dreimal. Absolut nichts war zwischen uns geklärt, und dennoch hatte ich mit wehendem Bikini-Fähnchen kapituliert. Er hatte mich nicht mal fragen müssen.
Es war beschämend, wie klar er mich durchschaut hatte: Er brauchte mich nur anzufassen, und schon hüpfte ich aus den Kleidern. Die Sache wurde auch nicht dadurch besser, dass der Sex mit ihm so gut – nein, besser – gewesen war, als es diese verfluchte chemische Reaktion zwischen uns versprochen hatte. So etwas darf einfach nicht passieren. Eigentlich sollte so etwas illegal sein, denn wie sollte ich ihn weiterhin so ignorieren, wie es mir vorschwebte, wenn das Wissen, wie gut wir harmonierten, so viel schlimmer war, als es jede Phantasie sein konnte? Bis heute hatte ich die Versuchung zwar gespürt, aber von nun an würde sie mich jede Minute mit glühenden Zangen traktieren.
Mir ging auf, dass ich seit etwa zehn Minuten auf seinen Penis starrte, der anfangs ganz weich und entspannt gewesen war und jetzt nicht mehr ganz so weich war. Ich hob den Blick und stellte fest, dass er mich aus schläfrigen, hungrigen, grünen Augen beobachtete.
»Das machen wir nicht noch mal«, verkündete ich mit fester Stimme, ehe er mich anfassen und jeden Widerstand im Keim ersticken konnte. »Das eine Mal war einmal zu viel.«
»Ich glaube, das eine Mal war dir eindeutig zu wenig«, wandte er träge ein und strich mit einem Fingernagel leicht über meine linke Brustwarze.
Da konnte ich kaum widersprechen. Verflucht noch mal. Niemals um einen Nachschlag betteln, so lautete meine Devise.
Ich wischte seinen Finger weg. »Im Ernst. Es war ein Fehler.«
»Da bin ich anderer Meinung. Ich finde, es war eine tolle Idee.« Er stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich über mich. In einem Anflug von Panik drehte ich den Kopf weg, damit er mich nicht küssen konnte, aber er hatte es mitnichten auf meinen Mund abgesehen.
Stattdessen drückte er seine Lippen auf die Stelle unter meinem Ohr und zog eine feuchte, saugende Kussspur über meinen Hals abwärts, den festen Sehnen folgend bis zu der weichen Mulde zwischen Hals und Schulter. Eine Hitzewelle schoss durch meinen Körper, ich klappte den Mund auf, um »Nein« oder überhaupt irgendwas zu sagen, doch alles, was über meine Lippen kam, war ein sehnsüchtiges Stöhnen.
Er leckte und knabberte und saugte und küsste, und ich zitterte und wand mich und wurde langsam wahnsinnig. Als er sich wieder auf mich legte, war ich schon viel zu scharf, um mich noch zu wehren, und packte ihn nur noch, um mich möglichst tief nehmen zu lassen.
»Das ist nicht fair!«, fauchte ich ihn an, als ich eine halbe Stunde später ins Bad stürmte. »Woher weißt du das? Tu das nie wieder! «
Lachend folgte er mir unter die Dusche. Ich konnte ihn schlecht rauswerfen, solange er sich nicht rauswerfen ließ, weshalb ich ihm den Rücken zukehrte, um die betörende Mischung aus Sonnenmilch, Salzwasser und Mann abzuduschen.
»Glaubst du, ich könnte so was übersehen oder gar vergessen?« Er legte eine große, warme Hand auf meinen Nacken und strich mit dem Daumen auf und ab. Ich bekam eine Gänsehaut.
»Als du nackt auf meinem Schoss gesessen hast …«
»Ich hatte einen Rock an. Ich war nicht nackt.«
»Praktisch doch. Jedenfalls, meine Süße, habe ich da die Augen aufgehabt. Wenn ich dir an die Brüste ging, hast du kaum reagiert, aber sobald meine Lippen deinen Hals berührten, bist du fast gekommen. Glaubst du wirklich, es ist so schwer, sich darauf einen Reim zu machen?«
Es war mir unangenehm, dass er so viel über mich wusste. Der Durchschnittsmann nimmt an, dass er nur die Brüste einer Frau berühren oder küssen muss, damit sie vor Lust vergeht und sich bestenfalls zu etwas überreden lässt, zu dem sie eigentlich nicht bereit ist. Meine Brüste geben mir nicht viel, zumindest sexmäßig. Manchmal beneide ich die Frauen mit empfindsamen Brüsten, aber ich gehöre eindeutig nicht zu ihnen, und außerdem bin ich der Ansicht, dass die Fähigkeit,
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