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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Mietwagen – ein weißer Saturn – parkte genau neben meinem Truck, noch ein Detail, das mir in meinem Delirium entgangen war. Ich riss die Kabinentür des Pick-up auf, rutschte auf den Fahrersitz … und von dort aus immer weiter, verdrängt von seinem bulligen Körper, der sich frech hinter dem Lenkrad breit machte.
    Ich kreischte los und versuchte, ihn rauszuschubsen; als er sich nicht vom Fleck rührte, zog ich die Füße hoch und versuchte ihn aus dem Auto zu treten. Ich bin für eine Frau ziemlich stark, aber er saß da wie ein Fels. Und der Arsch grinste auch noch.
    »Willst du wegfahren?«, fragte er, während er seelenruhig die Schlüssel, die mir vor Schreck heruntergefallen waren, vom Wagenboden aufhob.
    »Ja«, antwortete ich und öffnete die Beifahrertür. Ich war schon halb draußen, als er mich unter den Achseln packte und wieder in die Kabine zog.
    »Wir können das so oder so spielen«, erklärte er ganz gelassen. »Du kannst wie ein braves Mädchen sitzen bleiben, oder ich kann dir Handschellen anlegen. Du hast die Wahl.«
    »Das ist keine Wahl«, belehrte ich ihn entrüstet. »Das ist ein Ultimatum. Ich will keines von beidem.«
    »Es sind die einzigen Alternativen, die ich dir anbiete. Sieh es so: Ich hatte nichts als Ärger mit dir, ich musste dich bis hierher verfolgen, also kannst du von Glück sagen, dass ich dich nicht gleich ans Auto kette.«
    »Pah! Du hättest mir nicht zu folgen brauchen, das weißt du genau. Du hattest keinen Grund, außer deinem angekratzten, überdimensionalen Ego, mir zu befehlen, ich soll die Stadt nicht verlassen, und damit auch keinen Grund, dich so aufzuführen. Und du hattest Sex, oder? Nachdem du mich aufs Bett geworfen hattest, hast du dich nicht gerade so benommen, als hättest du nichts als Ärger mit mir.«
    Er fasste über mich hinweg, zog den Sicherheitsgurt lang und schnallte mich an. »Ich bin nicht der Einzige hier, der Sex hatte. Es war schön. Und es war tierisch gut. Ein beiderseitiger Genuss.«
    »Den wir uns hätten verkneifen sollen. Belangloser Sex bringt nur Ärger.«
    »Wenn du meinst. Nur ist das, was uns verbindet, ganz und gar nicht belanglos.«
    »Ich habe dir schon mal gesagt, dass es kein ›uns‹ gibt.«
    »Aber ja doch. Du willst es dir nur noch nicht eingestehen.« Er startete den Motor und legte den Gang ein. »Nettes Auto. Das hat mich überrascht. Ich hatte dich bisher immer für eine Luxuskarossen-Tussi gehalten.«
    Ich räusperte mich vernehmlich, und er sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Dann blickte ich viel sagend auf seinen Gurt, den er noch nicht angelegt hatte. Grunzend legte er noch mal den Leerlauf ein. »Jawohl, Madam«, sagte er, während er sich anschnallte.
    Noch bevor er rückwärts aus der Einfahrt setzen konnte, hatte ich unseren Streit wieder aufgenommen. »Siehst du? Du kennst mich überhaupt nicht. Ich fahre gern Pickups. Du weißt rein gar nichts über mich, und darum verbindet uns nichts als bloße körperliche Anziehungskraft. Folglich ist der Sex, den wir haben, belanglos.«
    »Ich bin da anderer Meinung. Belangloser Sex ist wie sich zu kratzen, wenn’s dich juckt, mehr nicht.«
    »Bingo! Es hat mich gejuckt, du hast gekratzt, und jetzt kannst du wieder verschwinden.«
    »Bist du immer so, wenn dich jemand verletzt?«
    Ich biss die Zähne zusammen und starrte nach vorn, wünschte, er hätte nicht gemerkt, dass meine Feindseligkeit und abweisende Art tatsächlich aus einer tiefen Verletzung rührten. Bevor dich jemand verletzen kann, muss er dir was bedeuten, sonst würde der gute alte innere Radar nichts von dem registrieren, was der andere sagt oder tut. Ich wollte nicht, dass er mir etwas bedeutete; ich wollte nicht, dass es mich interessierte, was er tat, mit wem er sich traf, ob er genug aß und genug schlief. Ich wollte nicht noch mal so verletzt werden, und dieser Mann konnte mich tödlich treffen, wenn ich ihn zu nahe an mich heranließ. Schon Jason hatte mich schwer getroffen, aber Wyatt würde mir das Herz brechen können.
    Er streckte die Hand aus, legte sie in meinen Nacken und begann mich behutsam zu massieren. »Es tut mir Leid«, sagte er leise.
    Mir war klar, dass ich nichts als Ärger mit ihm haben würde, solange ich ihn im Genick hatte. Er war wie ein Vampir, der mir jedes Mal an den Hals ging, wenn er mich beeinflussen wollte. Auch die Entschuldigung war unfair. Ich wollte ihn im Staub herbeikriechen sehen, und er untergrub meine Entschlossenheit mit einer schlichten Entschuldigung.

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