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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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er so schnell die Verfolgung aufgenommen hatte.
    Eine Stunde später zog, kurz bevor ich in den Tief schlaf fiel, ein einsamer Gedanke durch meinen Kopf. Vergiss die Rollkragenpullover. Um Wyatt auf Abstand zu halten, brauchte ich eine Rüstung.

9
    Mitten in der Nacht wachte ich fröstelnd und orientierungslos auf. Dass mir kalt war, war keine Überraschung, weil Wyatt den Thermostat der im Fenster eingelassenen Klimaanlage auf »Frost« gestellt hatte. Ich musste geträumt haben, denn mich hatte ein lauter, wie ein Schuss klingender Knall aus dem Schlaf gerissen, und im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war.
    Möglicherweise hatte ich einen Laut ausgestoßen oder war erschrocken zusammengezuckt. Wyatt fragte hellwach: »Alles okay?«, saß im selben Moment aufrecht im Bett und holte mich mit seiner Frage in die Wirklichkeit zurück. Ich sah ihn in der Dunkelheit an, konnte aber nur seine Silhouette vor dem etwas helleren Fenster ausmachen. Vorsichtig streckte ich die Hand aus, um ihn zu berühren, und meine Finger landeten auf seinem warmen Bauch, dicht über dem Laken, das sich über seinen Hüften zusammengeschoben hatte. Die Berührung war ein Reflex, das instinktive Bedürfnis nach menschlicher Nähe.
    »Mir ist kalt«, sagte ich leise, woraufhin er sich hinlegte, mich an seine Seite zog und die Decke um meine Schultern feststeckte. Ich legte den Kopf auf seine Schulter, ließ die Hand auf seiner Brust liegen und mich von der Wärme und Kraft seines Körpers, von seiner spürbaren Anwesenheit trösten. Ich hatte nicht mit ihm schlafen wollen – in einem Bett schlafen, meine ich, weil ich immer noch krampfhaft bemüht war, ihn auf Abstand zu halten –, war aber mitten im Streit eingeschlafen, und er hatte das offenbar ausgenutzt und war ganz einfach geblieben. Ich argwöhnte, dass er es genau so geplant hatte: erst mir beim Sex alle Kräfte rauben, damit ich nicht wach bleiben konnte. Aber jetzt war ich froh, dass er neben mir lag, wo ich mich an ihn kuscheln und die Kälte von ihm vertreiben lassen konnte. Genau das hatte ich damals ersehnt, diese Nähe, diese Vertrautheit, diese Verbundenheit. Es war wahrhaft beängstigend, wie zufrieden ich mich in seiner Umarmung fühlte.
    »Was hast du denn geträumt?«, fragte er und rieb dabei langsam und beruhigend über meinen Rücken. Seine tiefe Stimme war noch rau vom Schlaf, und das süße Glück, in seinem Arm zu liegen, legte sich wie eine zweite, wärmende Decke über mich.
    »Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Ich bin aufgewacht und war im ersten Moment völlig verängstigt, weil ich mich nicht auskannte und mir eiskalt war. Habe ich irgendwas geredet?«
    »Nein, du hast nur einen Angstlaut von dir gegeben, so als hätte dir irgendwas einen Schreck eingejagt.«
    »Ich dachte, ich hätte einen Knall gehört, aber vielleicht habe ich den nur geträumt. Wenn ich überhaupt geträumt habe.«
    »Ich habe nichts gehört. Was für einen Knall denn?«
    »Wie einen Schuss.«
    »Nein, geknallt hat hier bestimmt nichts.« Er klang absolut überzeugt. Wahrscheinlich war er als Bulle auf solche Geräusche geeicht.
    »Dann habe ich wohl von dem Mord geträumt. Ich weiß es nicht mehr.« Gähnend kuschelte ich mich an ihn, und genau in diesem Moment wehte vor meinem inneren Auge ein Bruchstück des Traumes vorbei. Ich hatte nicht von dem Mord an Nicole geträumt, sondern von einem Mord an mir, weil ich, bis die Polizisten Nicoles Leiche gefunden hatten, geglaubt hatte, die Schüsse hätten mir gegolten. Zehn Minuten lang, bis zum Eintreffen der Polizei, hatte ich Todesangst ausgestanden.
    »Warte, ich weiß doch noch was. Ich habe geträumt, jemand hätte auf mich geschossen, weil ich das an dem Abend tatsächlich geglaubt hatte. Wahrscheinlich hat mein Unterbewusstsein das Erlebnis noch nicht verarbeitet.«
    Seine Arme schlossen sich fester um meinen Körper. »Was hast du gemacht? Gleich nach den Schüssen?«
    »Ich bin in Deckung geblieben und im Watschelgang zur Tür und zurück ins Studio geflohen, wo ich die Tür verriegelt und die Polizei gerufen habe.«
    »Braves Mädchen. Das war genau richtig.«
    »Eines habe ich vergessen. Ich bin in Panik geraten. Ich hatte Todesangst.«
    »Was nur beweist, dass du nicht blöd bist.«
    »Und es hat auch bewiesen, dass ich Nicole nicht selbst erschossen habe, weil ich nicht in den Regen rausgelaufen bin, um nach ihr zu sehen. Ich war total trocken. Trotzdem habe ich die Polizisten gebeten, einen Schmauchspurentest

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