Die Doppelgaengerin
Gewissheit haben.
»Noch nicht. MacInnes wollte mich anrufen, sobald sie den Namen haben und er ihn überprüft hat. Lynn hatte offenbar Probleme mit dem Computer.«
»Was für Probleme? Wieso hat sie nicht angerufen? Was ist denn passiert, sie kennt sich doch mit unserem System aus?«
»Es ist zusammengebrochen.«
»O nein. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir wollen morgen wieder öffnen. Wir werden doch morgen wieder öffnen, nicht wahr?«
Er nickte. »Wir haben die Ermittlungen am Tatort abgeschlossen und die grässlichen gelben Bänder abgemacht.« Ich hörte die unausgesprochenen Anführungszeichen um die ›grässlichen gelben Bänder‹ und schloss daraus, dass MacInnes ihm – und höchstwahrscheinlich der ganzen Abteilung – unser Telefonat praktisch wortgetreu wiedergegeben hatte.
Ich wischte den Seitenhieb mit einem müden Handwedeln beiseite. »Der Computer«, bohrte ich nach.
»Ich habe einen von unseren Computerfuzzis hingeschickt, damit er sich das Ding ansieht. Das war kurz bevor ich dich abholen fuhr, und ich habe seither nichts von ihm gehört.«
Ich wühlte mein Handy aus der Handtasche und rief Lynn auf ihrem Handy an. Sie klang ein bisschen zerstreut, als sie sich meldete. »Blair, wir brauchen dringend einen neuen Computer. Unser alter ist besessen.«
»Wie meinst du das, besessen?«
»Er macht lauter komische Sachen. Er spricht in Zungen. Oder tippt in Zungen. Jedenfalls gibt er nur unverständliches Kauderwelsch von sich. Englisch ist das jedenfalls nicht.«
»Und was sagt der Computerheini von der Polizei?«
»Das soll er dir lieber selbst erzählen.«
Zwei Sekunden später erklärte mir eine Männerstimme: »Es handelt sich um einen Systemcrash, aber ich werde die meisten oder sogar alle Dateien retten können. Zuerst werde ich alle Programme deinstallieren und dann neu installieren; danach wird sich zeigen, wie viel wirklich verloren gegangen ist. Haben Sie einen zweiten Computer für den Backup?«
»Nein, aber ich könnte noch heute Abend einen besorgen, wenn Sie einen brauchen. Wie kam es zu dem Crash?«
»So was passiert einfach«, meinte er frohgemut. »Im Moment ist die Kiste bis auf das Kauderwelsch auf dem Bildschirm eingefroren. Die Maus hängt, die Tastatur hängt, alles hängt. Keine Angst, ich werde ihn wieder auftauen – er ist jetzt schon zum dritten Mal eingefroren –, und dann graben wir die Dateien aus.«
»Was ist mit dem neuen Computer?«
»Könnte nicht schaden«, meinte er.
Nachdem wir das Gespräch beendet hatten, schilderte ich Wyatt die Situation. Dann rief ich in einem großen Bürofachmarkt an, erklärte ihnen, was ich brauchte, gab meine Kreditkartennummer durch und bat sie, den neuen Computer bereitzustellen, weil gleich ein Polizist vorbeikommen und ihn abholen würde. Wyatt war schon am Telefon, um das zu organisieren. Dann rief ich wieder bei Lynn an und erzählte ihr, dass der neue Computer schon unterwegs sei. Danach konnten wir nur noch abwarten, bis der polizeieigene Computerguru seine Zaubertricks ausgeführt hatte.
»Das waren ein paar tausend Dollar, die ich eigentlich nicht ausgeben wollte«, murrte ich. »Wenigstens kann ich sie von der Steuer absetzen.«
Ich blickte auf und sah in Wyatts grinsendes Gesicht. »Was ist daran so witzig?«
»Du. Du bist so ein süßes Bettmäuschen; es passt überhaupt nicht zu dir, wenn du so geschäftsmäßig wirst.«
Ich war so fassungslos und empört, dass mir garantiert der Mund aufklappte. »Ein süßes Bettmäuschen?«
»Ein süßes Mäuschen«, schränkte er unwesentlich ein. »Du hast einen rosa Hammer. Wenn das nicht mäuschenhaft ist, dann weiß ich nicht.«
»Ich bin kein süßes Mäuschen! Ich leite ein Unternehmen, und ich führe es erfolgreich. So was tut kein süßes Mäuschen; süße Mäuschen lassen sich von anderen versorgen.« Ich merkte, dass ich wirklich verstimmt war, weil ich es hasse, wenn mich jemand zu demütigen versucht, und als Mäuschen bezeichnet zu werden ist eindeutig demütigend.
Er packte mich, immer noch grinsend, mit beiden Händen an der Taille. »Alles an dir schreit ›Bettmäuschen‹, von deinem Pebbles-Pferdeschwanz bis zu den niedlichen kleinen Flipflops mit Muscheln auf den Riemen. Du trägst ein Fußkettchen, deine Zehennägel sind neonpink, und dein Höschen passt immer zum BH. Du siehst aus wie ein Waffeleis, und ich muss mich beherrschen, damit ich dich nicht von Kopf bis Fuß abschlecke.«
Hey, ich bin auch nur ein Mensch; natürlich
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