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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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kurzfristig wie gelähmt gewesen.
    Genau das war es, schlicht und einfach. Er hatte mit ansehen müssen, wie ich vor seinen Augen angeschossen wurde; also hatte er mich am nächsten Tag an den sichersten Fleck in der ganzen Stadt verfrachtet, ins Haus seiner Mutter, und war nach einem anstrengenden Tag durch die Tür spaziert, nur um mich dabei zu überraschen, wie ich mich – so wie er es sah – nach besten Kräften bemühte, mir den Hals zu brechen oder wenigstens die frischen Nähte aufzureißen.
    So wie ich es sah, sollte erwachsenes Verhalten mit erwachsenem Verhalten belohnt werden. Wenn er sich entschuldigt hatte, konnte ich mich auch entschuldigen.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich. »Ich wollte dir keine Angst einjagen, und wir hätten uns nicht gegen dich verbünden dürfen.«
    Er sah mich düster an und antwortete nicht. Okay, er war also nicht so gut im Verzeihen wie ich. Ich ließ das auf sich beruhen, weil seine schlechte Laune immerhin bedeutete, dass ich ihm wichtig war; ihn trieben nicht nur die Hormone und sein sexueller Ehrgeiz. Ob ich ihm so wichtig war, dass sich auf diesem Fundament eine dauerhafte Beziehung errichten ließ, würde sich noch zeigen müssen, aber wenigstens war nicht nur ich an einer Beziehung interessiert.
    Kurz bevor wir bei ihm ankamen, brummte er: »Tu das nie wieder.«
    »Was?«, fragte ich ihn verdutzt. »Dir Angst einjagen oder mich mit jemandem gegen dich verbünden? Einen Handstand machen kannst du nicht meinen, denn du, also, du weißt doch, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene, oder? Ich mache jede Woche Gymnastik. Weil mich die Mitglieder des Great Bods trainieren sehen, können sie sicher sein, dass ich weiß, wovon ich spreche. Das ist gut fürs Geschäft.«
    »Du könntest dich umbringen«, knurrte er, und ich erkannte mit einem Schock, dass er auf typisch männliche Weise das zu eliminieren versuchte, was er als Ursache für seine Angst betrachtete.
    »Wyatt, du bist Polizist und willst mich darüber belehren, wie gefährlich mein Job ist?«
    »Ich bin Lieutenant, kein Streifenpolizist. Ich muss niemanden verhaften, keine Verkehrskontrollen durchführen und keine Drogenscheinkäufe abwickeln. In Gefahr sind vor allem die Kollegen auf der Straße.«
    »Du machst das vielleicht nicht mehr, aber du hast all das getan. Du bist schließlich nicht als Lieutenant von der Akademie gekommen.« Ich holte tief Luft. »Und was würdest du tun, wenn du immer noch Streifenpolizist wärst und ich einen Anfall bekäme, weil dein Job so gefährlich ist?«
    Ohne ein weiteres Wort bog er in seine Auffahrt und fuhr den Wagen in die Garage. Erst als das Tor hinter uns nach unten rollte, grummelte er: »Ich würde dir antworten, dass das mein Beruf ist und ich ihn nach bestem Vermögen ausübe. Was absolut nichts damit zu tun hat, dass du mit einer noch frischen Schussverletzung in der Küche meiner Mutter Handstand übst.«
    »Stimmt«, pflichtete ich ihm bei. »Ich bin froh, dass du das so siehst. Bleib einfach bei dem Punkt, der dich ärgert, damit wir uns nicht darüber streiten müssen, wie ich meinen Beruf auszuüben habe.«
    Er kam um den Wagen, öffnete mir dir Tür und half mir heraus, bevor er die Tasche mit frischer Kleidung, die Siana mir gepackt hatte, vom Rücksitz zog. Dann ging er mir voran ins Haus. Dort ließ er die Tasche auf den Boden fallen, legte einen Arm um meine Taille, zog mich an sich und gab mir einen langen, gierigen Kuss.
    Ich küsste ihn mit Feuereifer zurück, als meine Alarmglocken, wenn auch verspätet, zu schrillen begannen. Atemlos zog ich den Kopf zurück. »Du kannst mich küssen, aber wir werden nicht miteinander schlafen. So. Ich habe es gesagt, nachdem du mich berührt hast, es zählt also.«
    »Vielleicht wollte ich dich einfach nur küssen«, murmelte er und küsste mich noch mal.
    Sicher, und Napoleon wollte nur einen Spaziergang machen, als er nach Russland marschierte. O Mann. Für wie blöd hielt er mich eigentlich?
    Er küsste mich, bis meine Knie zitterten und mein Bauch kribbelte, und gab mich dann mit einem eitlen Lächeln wieder frei. Den Hammer in seiner Hose konnte er allerdings nicht wegzaubern, weshalb ich mich gleichfalls als Siegerin fühlte.
    »Hat Lynn in unserem Computer den Namen des Mannes gefunden?«, fragte ich. Vielleicht hätte ich das schon viel früher fragen sollen, aber die Handstandgeschichte hatte uns beiden vorübergehend ein Schweigegelübde auferlegt. Nachdem das gebrochen war, wollte ich endlich

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