Die Doppelgaengerin
gesessen und eine Liste aller Dinge erstellt, die ich noch erledigen musste. Wyatt stutzte kurz, als er die Liste sah, und drehte sie schweigend um, damit er sie lesen konnte. Als er erkannte, dass es keine Liste über ihn war, hellte sich sein Gesicht wieder auf.
»Bailey schwört, dass er dein Auto nicht angerührt hat«, sagte er. »Er behauptet, er wisse nicht mal, wo du wohnst, und er hätte seit Donnerstagabend ein Alibi. MacInnes und Forester überprüfen es gerade, aber um jedes Risiko auszuschließen, handeln wir ab sofort wieder nach Plan A und verstecken dich.«
»Bailey ist noch hier, oder? Wurde er verhaftet?«
Wyatt schüttelte den Kopf. »Er wurde vorübergehend festgenommen, aber wir haben keinen weiteren Haftbefehl gegen ihn eingereicht. Wir können ihn nur ein paar Stunden hier behalten, bevor wir offiziell Anklage gegen ihn erheben müssen.«
»Und vor wem muss ich mich verstecken, wenn er hier ist?«
Er musterte mich nüchtern. »Bailey ist der Hauptverdächtige – wenn wir davon ausgehen, dass er deine Bremsen schon vorgestern manipuliert hatte und die Sache mit deinem Auto bei seiner ersten Vernehmung verschwiegen hat, weil damit praktisch festgestanden hätte, dass er auch am Sonntag auf dich geschossen hat und dieser Unfall ein weiterer Anschlag auf dich war. Wenn sein Alibi hingegen Bestand haben sollte, müssen wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass wir es mit einer noch unbekannten zweiten Person zu tun haben, die die Gelegenheit genutzt hat, ihre Tat Bailey unterzuschieben, der ein Motiv dazu hat. Wir haben das schon in der Nacht besprochen, in der Ms. Goodwin ermordet wurde, aber wir müssen es noch mal besprechen – hattest du in letzter Zeit mit irgendwem Streit?«
»Mit dir.« Das war offensichtlich.
»Außer mir.«
»Nein. Ob du es glaubst oder nicht, ich streite mich nur selten. Du bist eine Ausnahme.«
»Wie schön für mich«, grummelte er.
»Hey. Mit wie vielen Leuten außer mir hattest du im letzten Monat Streit?«, fragte ich ihn entrüstet.
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Auch wieder wahr. Na schön, machen wir uns auf die Socken. Ach übrigens, ich lasse auch deinen Exmann vernehmen.«
»Jason? Warum?«
»Es kommt mir ein bisschen eigenartig vor, dass er dich plötzlich anruft, nachdem ihr fünf Jahre kein Wort gewechselt habt. Ich glaube nicht an Zufälle.«
»Aber wieso sollte Jason mich umbringen wollen? Er würde keine Lebensversicherung mehr kassieren, falls ich sterben sollte, und ich weiß nichts, was ihm irgendwie schaden könnte …« Ich verstummte abrupt, weil ich sehr wohl etwas wusste, was seiner politischen Laufbahn schaden konnte – und ich hatte sogar ein Bild, um das zu belegen. Allerdings ahnte er nichts von dem Bild, und außerdem war ich nicht die Einzige, die wusste, dass er ein mieser Betrüger und Weiberheld war.
Wyatt fixierte mich mit diesem harten, bohrenden Bullenblick. »Was?«, fragte er. »Was weißt du über ihn?«
»Dass ich ihn erwischt habe, wie er mit einer anderen geknutscht hat, kann es nicht sein«, sagte ich. »Das ergibt keinen Sinn. Zum einen habe ich das fünf Jahre lang für mich behalten, warum sollte er sich also ausgerechnet jetzt Sorgen machen? Und ich bin nicht die Einzige, die von der Geschichte weiß, weshalb es ihm nichts nützen würde, mich umzubringen.«
»Wer weiß sonst noch davon?«
»Mom. Siana und Jenni. Dad hat mitbekommen, dass Jason fremdgegangen ist, so viel hat ihm Mom schließlich verraten, aber Genaueres weiß er nicht. Die Frauen, mit denen er mich betrogen hat, wissen es mit Sicherheit. Wahrscheinlich weiß es auch seine Familie. Und es ist nicht so, als wäre seine politische Karriere am Ende, wenn herauskäme, dass er vor fünf Jahren seine damalige Frau mit einer anderen betrogen hat, die nicht seine jetzige Frau ist. Das würde sie vielleicht etwas verzögern, aber bestimmt nicht beenden.« Andererseits würde er seine Karriere an den Nagel hängen können, wenn bekannt wurde, dass ich ihn dabei erwischt hatte, wie er sich an meine siebzehn Jahre alte Schwester ranmachte, denn das würde ihn zu einem verkappten Perversen machen.
»Na gut, sei’s drum. Sonst noch was?«
»Nichts, was mir auf der Stelle einfallen würde.« Wie gesagt, Jason wusste nicht, dass ich Abzüge von den besagten Bildern besaß, weshalb er sie auch nicht als Bedrohung empfinden konnte. »Und außerdem ist Jason eigentlich nicht gewalttätig.«
»Du hast doch erzählt, er hätte gedroht,
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