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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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zehn oder zwanzig Jahren zu Berühmtheiten geworden waren. Bei manchen mochte er vielleicht sogar richtig gelegen haben. Ihr Vater war wirklich brillant.
    »Das wird in England ja wohl keinen gestört haben, wenn du sagst, dass es dort Genies gibt«, meinte sie.
    »Ich habe es Victor erzählt. Er hat Robespierre eine Abschrift gegeben. Er war begeistert. Jeder einzelne dieser Namen wird in Frankreich tausend Leben retten.«
    Sie ließ sich von ihrem Vater die Geldbörse aus der Hand nehmen. Er steckte sie hinter seinen Gürtel, wo sie nicht wegrutschen konnte, und wirkte sehr zufrieden mit sich selbst. Er hob Nico auf die rechte Schulter und bückte sich, um die Drehorgel hochzunehmen.
    »Robespierre war begeistert?« Die Nacht erstarrte, als wäre Paris stehen geblieben und hätte den Atem angehalten. Sie hatte plötzlich ein Pfeifen im Ohr. »Welche Leben sind damit gemeint? Was hat Robespierre so gut gefallen? Was bringt Leute aus England dazu, herzukommen und nach dir zu suchen?«
    Ich kenne einen Mann, der von der Küste zum Château in Voisemont gekommen ist. Ich glaube, er hat nach dir gesucht. Ich glaube, er ist der Engländer, vor dem du dich fürchtest.
    Sie stellte sich ihm in den Weg und wartete.
    »Wir befinden uns im Krieg. Jeden Tag sterben Soldaten der Republik für Frankreich. Robespierre hat dafür gesorgt, dass ein paar englische Soldaten sterben, ehe sie das Schlachtfeld betreten.«
    »Vater …«
    »Ein paar Männer. Die genialen Militärstrategen.« Er strich über seine Jacke. Rückte den Gurt der Drehorgel zurecht. »Nur Männer, die Uniformen angezogen und beschlossen haben, unsere Feinde zu sein. Das hat er mir versprochen. Nur in Ländern, die uns den Krieg erklärt haben. Nur Angehörige der Armee.«
    »Vater, was hast du getan?«, flüsterte sie.
    »Ich muss jetzt zurück in meine Räumlichkeiten. Die Nacht ist voller Männer, die uns nachspionieren.«
    »Sag mir, wo ich dich finden kann.«
    »Ich habe eine Wohnung in der Rue Ventadorn in der Nähe vom Café de Chanticleer . Frag nach Bürger Gasparini. Bring mir mehr Geld, wenn du welches hast.« Er drängte sich an ihr vorbei. »Robespierre hat es mir erklärt. Auf Kosten von ein paar englischen Soldaten rette ich das Leben von vielen Franzosen. Und die Republik noch dazu.« Er hatte sich schon ein paar Schritte entfernt, als er sagte: »Ich wünschte, ich hätte ihm die Liste nicht gezeigt.«
    Seine Schritte verhallten, und dann verschmolz sein Schatten mit den größeren Schatten der Straße.

29
    Hawker klopfte ans Tor des Hauses im Marais.
    Der Pförtner – schlief dieser Mann eigentlich je? – ließ ihn ein. Carruthers wartete im Hof auf ihn. Es gab wirklich nichts Zäheres als eine alte Frau. Die hier bestand nur aus Haut und Knochen, zusammengehalten von purer Bosheit.
    »Du bist zurückgekommen. Ich hatte gehofft, dich nie wiederzusehen, Ratte.« Worte der Liebe von Carruthers.
    »Ich bedaure die Notwendigkeit, Madame. Ich hatte ebenfalls gehofft, Sie nie wiederzusehen.« In seiner Antwort schwang der ganze hochnäsig-arrogante Tonfall eines wahren Aristokraten mit, den er von dem Mädchen übernommen hatte, das ihn in der französischen Sprache unterrichtet hatte. Sie hatte dem Adel von Toulouse angehört. »Ist Bürger LeBreton im Haus?«
    »Du hast deinen Posten verlassen.«
    »Ich habe meinen Posten verlassen, um …«
    »Einem Lakaien zu folgen. Er kam zurück. Du nicht. Wo bist du fünf Stunden lang gewesen, Ratte?«
    Sie würde ihn nicht in die Küche lassen, damit er unter vier Augen mit ihr darüber sprechen konnte. Die glatten Wände zu allen Seiten trugen ihre Stimme nach oben. Das Haus war dunkel, aber hinter jedem Fenster gab es einen Geheimagenten mit leichtem Schlaf, der jetzt aufwachte und zuhörte, was die alte Schachtel sagte.
    »Ich stehe nicht unter Ihrem Befehl, Madame Cachard, so erfreulich das auch für uns beide wäre. Ich bin Doyles Ratte.« Er hatte den schneidenden Tonfall eines Gentleman angeschlagen. »Hat er Ihnen gesagt, wo er ist?«
    Carruthers verfiel in beredtes Schweigen. »Im Café des Marchands . Erkläre ihm das.«
    Er kannte einige gefährliche Frauen. Doch diese hier ließ ihn bis ins Mark erstarren. Sie hatte die gleichen Augen wie Doyle, den gleichen abschätzenden Blick, dem nichts entging.
    Jetzt war dieser Blick voller Verachtung. »Die Welt wird eine bessere sein, wenn jemand dir den Hals umdreht.«
    Am liebsten hätte er sich unsichtbar gemacht, um davonzuschleichen und nie wieder

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