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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Tropfen? Belladonna?«
    Hinter ihr öffnete sich die Tür. »Mach dich nicht lächerlich. Und lass mich los. Ich kann nicht bleiben.«
    »Maggie. Bleib noch einen Moment. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Sie entwand sich seinem Griff und war schon durch die Tür geschlüpft, ehe Janvier sie ganz geöffnet hatte. Die Worte, mit denen Guillaume sie hatte zurückhalten wollen, hingen ungehört in der Luft.
    Nirgends war ein Dienstbote zu sehen. Sie wankte nach oben und durchquerte die ganze Länge des Hauses, bis sie in den Salon gelangte, dessen Fenster auf die Straße hinausgingen. Sie zog den Vorhang zurück. Sie würde noch einen letzten Blick auf Guillaume erhaschen, während er ging.
    Er war ein Spion. Sie war ihm völlig egal. Er benutzte sie nur, um ihren Vater ausfindig zu machen. Das wusste sie. Es war ihr absolut klar. Ihre ganze Beziehung bestand nur aus Ehrlosigkeit, Lügen und Dummheit.
    Er blieb noch eine volle Minute an der Tür stehen. Sie sah ihn gerade noch weggehen, als sie ans Fenster trat.
    Guillaume entfernte sich auf einer grauen Straße. Sein Schritt war nicht eilig, aber auch nicht langsam. Er wirkte wie jemand, der diesen Vormittag zwanzig Dinge zu erledigen hatte, von denen er bereits drei abgehakt hatte, um sich nun der nächsten Aufgabe zu widmen, die er genauso erfolgreich abschließen würde wie alle anderen. All das drückte er allein mit seinem Gang aus. Niemand konnte sich so intelligent und beredt fortbewegen wie er.
    Sie hielt den Vorhang aus rotem Brokat fest und drückte das Gesicht an die Scheibe, um ihm so lange wie möglich mit dem Blick zu folgen.
    Ich bin kein liebeskrankes Mädchen, das am Fenster steht und um etwas weint, das es nicht haben kann . Sie weinte nur, weil sie so müde war.
    Und weil sie sich wegen Guillaume so närrisch benahm, sah sie, wie er verhaftet wurde.

32
    Sie sah, wie Guillaume sich entfernte. Im Eingang des letzten Hauses der Straße war ein junges Dienstmädchen dabei, auf Händen und Knien die Stufen zu schrubben. Guillaume ging an dem Mädchen vorbei. Sie hob den Kopf, um ihm hinterherzuschauen. Plötzlich sprang sie auf.
    Soldaten kamen um die Ecke. Fünf Männer, die die Uniform der Nationalgarde trugen. Stadttruppen. Ihnen voraus ging ein dünner Mann, den sie sofort wiedererkannte. Er hatte den Verband abgenommen, doch sein rotes, wütendes Gesicht war von dem Schlag gezeichnet, den sie ihm verpasst hatte. Es war der Jakobiner, der zum Château nach Voisemont gekommen war.
    Er wies auf Guillaume, und die Soldaten umringten ihn.
    Das Ganze wirkte wie ein Theaterstück, bei dem die Zuschauer so laut redeten, dass man die Schauspieler nicht hören konnte. Sie konnte nur zusehen. Wie ein dummer Bauer, der zum ersten Mal in der Stadt war und ins Theater ging, wäre sie am liebsten von ihrem Sitz aufgesprungen und hätte geschrien: »Flieh, lauf weg«, damit das Stück einen anderen Verlauf nahm. Am liebsten wäre sie auf die Bühne gerannt, um den Helden des Stückes zu retten.
    Fragend hob Guillaume die Hände, er wirkte verwirrt. Erhob Einspruch. Aus allen seinen Gesten sprach Unschuld.
    Die Haustür wurde aufgerissen, und Victor eilte auf die Straße. Die Soldaten verharrten kurz, während sie zuhörten, dann nahmen sie Haltung an. Von Gesten begleitet gab Victor seine Anweisungen. Sie sah das Ja der Soldaten, sah sie nicken.
    Er sagt ihnen, dass sie Guillaume verhaften sollen.
    Man stieß Guillaume grob an und nahm ihn in die Mitte. Im letzten Moment blickte er zum Haus zurück. Zu ihr. Er musste gesehen haben, dass sie am Fenster stand.
    Er schüttelte den Kopf. Nein .
    Er bedeutete ihr, sich ruhig zu verhalten und im Haus zu bleiben. Tu nichts . Das war seine Anweisung. Zum Teufel mit diesem Dummkopf.
    Dann verschwand die Gruppe um die Ecke eines Gebäudes.
    Victor troff förmlich vor Befriedigung. Er stand genau neben dem Jakobiner, der nach Voisemont gekommen war. Sie wirkten sehr vertraut, wie sie sich dort freundlich miteinander unterhielten und zusahen, wie Guillaume abgeführt wurde. Die beiden kannten einander. Sie machten hier gemeinsame Sache, und nur Gott wusste, wo sonst noch.
    Plötzlich war ihr alles klar. Victor hat diese Männer nach Voisemont geschickt, um mir etwas anzutun. Warum? Warum?
    Hinter ihr öffnete sich die Tür zum Salon. Tante Sophie kam herein, schimpfte und erfüllte den Raum mit Gejammer, Unruhe und hohlem Geplapper.
    Gleich würde Guillaume fort sein und in eine der Kasernen oder ins Gefängnis gebracht werden

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