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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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ganze Nacht über gebrannt hatten, um die Stumpen wieder benutzen zu können. In diesen Zeiten wurde gespart.
    Es war sehr still. Sie und Guillaume gingen im Gleichschritt, und man hätte meinen können, dass nur eine Person durch die Straßen wanderte.
    Nach einer ganzen Weile und unzähligen Schritten sagte Guillaume: »Ich will deinem Vater nichts tun. Kannst du ihm eine Nachricht zukommen lassen?«
    »Nein.« Damit hätte sie zugegeben, dass sie seinen Aufenthaltsort kannte.
    »Du wolltest doch mit ihm reden. Darum warst du die ganze Nacht draußen. Er ist also immer noch in Paris.«
    »Sagst du mir, warum du nach ihm suchst?«
    »Tja, das kann ich leider nicht.«
    Sich mit Guillaume LeBreton zu unterhalten, war wie Wasser in eine Tasse zu gießen, die unten ein Loch hatte.
    »Wenn du nicht zugibst, dass du ein englischer Spion bist, und auch nicht sagst, was du von meinem Vater willst, dann hat dieses ganze Gespräch keinen Sinn, und wir brauchen es nicht fortzusetzen. Irgendwann werde ich es schon herausfinden. Ich werde dich gar nicht mögen, wenn ich die Wahrheit über dich erfahre.«
    Sie kehrten nicht auf direktem Wege zu ihrem Haus zurück. Immer wieder nahm Guillaume Nebenstraßen. Man hätte auch denken können, dass er große Wagen und laute Kutschen mied, denen man in diesen engen Straßen seltener begegnete. Doch inzwischen begriff sie, dass es aus Umsicht geschah. Er wurde nicht gesehen … und sie auch nicht.
    Guillaume ergriff Hunderte solcher Vorsichtsmaßnahmen, weil er ein Spion war. Vorher hatte sie nicht darüber nachdenken wollen.
    Er war groß und es war angenehm, neben ihm zu gehen. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er sich in seiner derzeitigen Rolle fürsorglich verhalten durfte, und so hatte er ihren Arm genommen und half ihr, über die Gossen in der Mitte der Straße zu steigen. Er verkörperte etliche der beliebtesten männlichen Tugenden. Zwei achtbare Frauen mittleren Alters nickten ihm zu, als sie an ihnen vorbeigingen. Eine Katze saß auf einem Fensterbrett und putzte sich. Eine Wäscherin trug flach zusammengefaltete Laken in ihrem Korb. Die ganze Zeit über hatte Guillaume den Arm um sie gelegt. Sie ließ es zu, ohne sich über den Eindruck, den das machte, den Kopf zu zerbrechen.
    Irgendwann standen sie schließlich vor ihrem Zuhause.
    Guillaume sah sie mit gerunzelter Stirn an. Der Himmel hinter ihm sah aus wie Feuersglut, die durch Papier schimmerte, kurz bevor es in Flammen aufging. Es würde wieder ein heißer Tag werden. »Es gefällt mir nicht, dich hier allein zu lassen. Komm mit mir. Ich bringe dich irgendwohin. Wir können …«
    Sie schüttelte den Kopf. Er kannte selber all die tausend Gründe, warum das unmöglich war.
    »Es geht dir nicht gut.«
    »Agnès wird mich ins Bett stecken und mir in Tücher gewickelte warme Backsteine bringen, die ich mir an den Bauch drücken kann. Dann wird es mir nicht mehr so schlecht gehen. Ich werde Kräutertees und Limonade trinken, und morgen geht es mir dann besser.«
    »Dann geh jetzt rein. Gütiger Himmel, man sieht nur noch deine Augen. Geh ins Bett. Lass dich von den Dienstboten versorgen.«
    Wie schon einmal griff er an ihr vorbei und klopfte an die Tür. Doch anders als beim letzten Mal hielt er sie weiter fest. »Ich komme heute Abend zum Hintereingang bei der Küche. Sag Bescheid, dass man mich dann einlassen soll.«
    »Nein.« Die Sonne war überall, und es wurde immer heller. Sie spürte die Wärme nicht. Sie fühlte sich leer und krank, ihr war kalt, und sie sagte Guillaume Lebewohl. Wieder einmal. »Du darfst nicht herkommen. Nie.« Weder werde ich zulassen, dass du meinen Vater ausfindig machst, noch soll Victor dich aufspüren . »Mein Cousin«, sie schluckte und schmeckte Galle, »ist bösartig. Wer immer du auch sein magst … er ist gefährlich für dich. Du musst dich von mir fernhalten. In einer Woche oder in einem Monat werde ich wieder zum Café kommen. Irgendwann. Ich werde hinkommen und wieder auf dich warten. So viel kann ich dir versprechen.«
    Sie hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
    Guillaumes Hand lag immer noch auf ihrem Arm. »Das zwischen uns ist nicht vorbei. Denk an mich. Gewähre mir zumindest das.«
    »Ich muss an hundert schreckliche Dinge denken. Neunundneunzig davon betreffen dich.«
    »Maggie. Nein. Sieh wieder her. Sieh mich an.« Er griff nach ihrem Kinn und drehte ihr Gesicht in die Sonne. Das grelle Licht tat ihr weh. »Mach die Augen auf. Nimmst du irgendwelche

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