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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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Saubermachen und Wäschewaschen und all das - nicht wahr?«
    Und ich? wollte Meggie schon rufen. Habe ich mich mit dieser Knochenarbeit nicht genauso schinden müssen wie Mum? Doch sie besann sich rechtzeitig.
    Zum ersten Mal, seit sie die Meldung über Frank gelesen hatte, lächelte Fee. »Oh, das wird mir Spaß machen, Paddy, ganz bestimmt wird es das. Es gibt mir das Gefühl, zu Drogheda zu gehören.« »Von Bob wirst du lernen, mit dem neuen Rolls umzugehen, denn natürlich bist du es, die nach Gilly zur Bank oder auch zu Harry fahren muß. Es ist überhaupt gut, wenn du Autofahren kannst. Dann bist du auf keinen von uns angewiesen, und wir leben hier draußen sowieso viel zu isoliert. Ich wollt’s dir und Meggie schon immer beibringen, aber es hat ja an der Zeit dafür gefehlt. -
    Einverstanden, Fee?«
    »Einverstanden, Paddy«, sagte sie glücklich. »Und jetzt, Meggie, komme ich zu dir.«
    Meggie legte Socke und Stopfnadel aus der Hand und musterte Vater verdrossen. Als ob sich nicht denken ließ, was sie erwartete. Da ihre Mutter jetzt vollauf mit Buchführung und solchen Sachen beschäftigt sein würde, blieb für sie selbst - na, was schon? Natürlich die Aufsicht über das Haus.
    »Es wäre mir gar nicht lieb, mit ansehen zu müssen, wie aus dir ein ebenso versnobtes Wesen wird wie aus manchen dieser Viehzüchtertöchter«, sagte er mit einem Lächeln, das seiner Bemerkung jeden Stachel nahm. »Und so habe ich auch für dich einen Job, einen richtigen Job. Du wirst dich um die Innenkoppeln zu kümmern haben - Borehead, Creek, Carson, Winnemurra und North Tank. Und auch um die Home Paddock. Du bist für die Treiberpferde verantwortlich und mußt dir merken, welche arbeiten und welche pausieren. Beim Lammen und solchen Sachen helfen wir dir natürlich alle, doch im übrigen wirst du schon allein zurechtkommen, nicht? Jack kann dir zeigen, wie man mit Hunden arbeitet und eine Viehpeitsche gebraucht. Du bist ja immer noch ein ziemlicher Wildfang, und da habe ich mir gedacht, daß es dir mehr Spaß machen wird, auf den Koppeln zu arbeiten, als im Haus herumzuglucken.« Er lächelte breit.
    Während er sprach, waren Groll und Verdrossenheit von Meggie abgefallen wie welke Blätter. Er war wieder der Daddy, der sie liebte und an sie dachte. Wie hatte sie nur je daran zweifeln können? Sie strahlte. »Oh, Daddy, das macht mir ganz bestimmt einen Riesenspaß.«
    »Und was ist mit mir, Daddy?« fragte Stuart.
    »Im Haus wirst du ja nicht mehr gebraucht, also geht’s wieder hinaus auf die Koppeln, Stu.«
    »Gut, Daddy«, sagte Stuart. Er warf Fee einen sehnsüchtigen
    Blick zu, schwieg jedoch.
    Fee und Meggie lernten, den neuen Rolls-Royce zu fahren, den Mary Carson gar nicht lange vor ihrem Tode noch bestellt hatte. Dann beschäftigte Fee sich mit der Buchführung und Meggie mit Viehpeitsche und Hunden.
    Eben dies war immer ihr Traum gewesen: hinauszureiten auf die Koppeln und die Arbeit eines Viehtreibers zu tun. Und sie hätte sich glücklich fühlen können, ganz und gar glücklich, wäre da nicht die Sehnsucht gewesen, dieses schmerzliche Gefühl, das sie nie ganz loswurde - diese Erinnerung an ihn, an seinen Kuß. Immer wieder träumte sie davon, immer wieder versuchte sie, seine Gegenwart als unmittelbar herbeizubeschwören. Doch es wollte nicht gelingen, und natürlich konnte es auch nicht gelingen. Erinnerung war nicht Wirklichkeit. Aber sie dachte viel an Pater Ralph. Er fehlte ihr, und immer wieder versuchte sie, sich damit zu trösten, daß sie ihn bestimmt wiedersehen würde.
    Als er der Familie wegen Frank schrieb, ging für Meggie die Hoffnung in Scherben, daß Pater Ralph die Angelegenheit als Vorwand nehmen würde, um Drogheda einen Besuch abzustatten. In sorgfältigen Formulierungen beschrieb er, wie er zum Goulburner Gefängnis gefahren war, um Frank zu sehen. Bei seiner Schilderung vermied er es, des näheren auf Franks sich ständig verschlechternden psychischen Zustand einzugehen. Vergeblich hatte er versucht, den Verantwortlichen klarzumachen, daß Frank nicht ins Gefängnis gehöre, sondern in eine Heilanstalt. In seinem Brief zeichnete er das Bild eines jungen Menschen, der bereit war, seine Schuld abzubüßen, und ganz besonders betonte der Pater, daß Frank nicht wisse, daß seine Familie über alles im Bilde sei. Was den Pater selbst betraf, so hatte er Frank für seinen überraschenden Besuch einen plausiblen Grund genannt: In verschiedenen Zeitungen in Sydney habe er zufällig von dem

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