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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel
Autoren: Colleen McCoullough
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sollen, um den verlangten Preis zu bezahlen?
    Plötzlich gab Fee ein Geräusch von sich, so sonderbar, daß Meggie aus ihren Gedanken geschreckt wurde. Sogar Paddy und die Jungen, am Frühstückstisch, blickten neugierig herüber. »Allmächtiger Gott!« sagte Fee.
    Paddy sprang auf, wie vor den Kopf geschlagen. Daß Fee den Namen des Herrn eitel im Munde führte, ihn zu einem Ausruf mißbrauchend, hatte er noch nie erlebt. Eine von Meggies Locken in der einen und die Bürste in der anderen Hand, schien sie sich, mit entsetztem, angewidertem Gesicht, vor Ekel fast zu schütteln. Paddy und die Jungen drängten näher. Meggie drehte den Kopf. Sie wollte gleichfalls sehen, was los war - und erhielt einen Schlag mit der Borstenseite der Bürste.
    »Sieh doch!« sagte Fee zu Paddy und hielt Meggies Locke so, daß helles Licht darauffiel.
    Im Schein der Sonne schien Meggies Haar eine Masse von glänzendem, gleißendem Gold zu sein, und zunächst sah Paddy weiter nichts. Dann entdeckte er, daß da irgend etwas kroch, auf Fees Handrücken jetzt. Er nahm selbst eine von Meggies Locken in die Hand, und nun sah er im hellen, grellen, tanzenden Schein, daß es im Haar von so etwas nur so wimmelte. Weißliche Pünktchen schienen verklumpt an jeder Strähne zu haften, geschäftiges Geschmeiß. Meggies Haar war ein wahrer Bienenkorb an Betriebsamkeit. »Läuse hat sie!« sagte Paddy.
    Bob, Jack, Hughie und Stu warfen einen Blick darauf und zogen sich dann, wie ihr Vater, in eine sichere Entfernung zurück. Nur Frank und Fee blieben bei Meggie stehen und starrten noch immer gebannt, während Meggie selbst bedrückt auf ihrem Sitz hockte. Paddy ließ sich schwerfällig auf seinem Windsor-Stuhl nieder, blickte starr ins Herdfeuer, zwinkerte dann heftig.
    »Es ist dieses verdammte Ithaker-Mädchen!« sagte er schließlich. »Verdammte Schweine, verdreckte und verlauste Schweine!« »Paddy!« rief Fee entsetzt.
    »Tut mir ja leid, daß ich so fluche, Mum«, sagte er, »aber wenn ich daran denke, daß dieses verdammte Ithaker-Gör Meggie seine Läuse verpaßt hat, dann möchte ich am liebsten sofort los nach Wahine, um dieses dreckige, schmierige Restaurant niederzureißen!« Zornig hieb er sich mit den geballten Fäusten auf die Knie. »Mum, was ist denn?« brachte Meggie endlich hervor. »Da, du kleiner Lausekopf, sieh doch!« erwiderte Fee und hielt ihre Hand Meggie vor das Gesicht. »Dein ganzes Haar ist voll von diesen Dingern, und die hast du von deiner besten Freundin, diesem italienischen Mädchen! Was mach’ ich nun bloß mit dir?« Ohne daß es ihm jemand hätte sagen müssen, setzte Frank den großen Kessel für heißes
    Wasser auf. Währenddessen marschierte Paddy fluchend in der Küche hin und her, und jedes Mal, wenn sein Blick auf Meggie traf, wuchs seine Wut noch. Schließlich nahm er seinen Hut von einem der Haken an der Tür und stülpte ihn sich auf den Schädel. Dann griff er nach der langen Pferdepeitsche, die an einem Nagel hing.
    Die weinende Meggie nahm ihren Vater nur noch undeutlich wahr. Sie hatte das kriechende Etwas auf Fees Hand gesehen. Doch worum es ging, was eigentlich los war, begriff sie noch immer nicht so recht. Sie empfand nur den Schrecken.
    »Ich reite jetzt nach Wahine, Fee!« erklärte Paddy. »Erst mal knöpfe ich mir diesen verfluchten Ithaker vor, und dann - dann sage ich Schwester Agatha die Meinung ... was ich davon halte, daß sie in ihre Schule verlauste Kinder aufnimmt!«
    »Paddy, sei vorsichtig!« bat Fee. »Vielleicht ist es ja gar nicht dieses italienische Mädchen - was dann? Und selbst wenn sie Läuse haben sollte ... sie könnte sie doch von anderen haben ... wie vielleicht auch Meggie.«
    »Unsinn!« sagte Paddy nur. Mit stampfenden Schritten ging er hinaus. Einige Minuten später hörte man den sich entfernenden Hufschlag seines Pferdes.
    Mit einem Seufzer blickte Fee zu Frank. »Wir werden wohl von Glück sagen können, wenn er nicht im Kittchen landet.« Sie holte tief Luft. »Übrigens geht heute keiner zur Schule. Die fällt für dieses Mal aus.«
    Sorgfältig suchte sie die Köpfe ihrer Söhne nach verdächtigen Symptomen ab. Zum Schluß kam auch Frank an die Reihe. Anschließend mußte er bei ihr nachsehen. Nirgends fand sich auch nur die geringste Spur, daß es außer der armen Meggie noch jemanden erwischt hatte. Und Fee dachte auch nicht daran, in diesem Punkt irgendein Risiko einzugehen. Inzwischen kochte das Wasser in dem großen Kupferkessel, den Frank aufgesetzt
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