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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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davon ab, in Rage zu geraten, wenn die Arbeit in der Schmiede darunter litt. Da er selbst von kleiner Statur war, hatte er häufig genug Schlägereien durchstehen müssen, um seinen Mut zu beweisen. Allerdings: In jenem Teil Irlands, wo er aufgewachsen war, hatte er durchaus Durchschnittsgröße besessen, und als er nach Neuseeland kam, wo es größere Männer gab, war er bereits erwachsen gewesen. Daher enthielt der Gedanke an seine kleine Statur für ihn nichts von jener Besessenheit, die Frank erfüllte.
    Jetzt, in der Küche, betrachtete Paddy seinen Sohn sehr aufmerksam. Er versuchte ihn zu verstehen, doch es gelang ihm nicht. Sosehr er sich auch immer bemüht hatte, in seinen Gefühlen für seine Kinder keine Unterschiede zu machen: Frank war seinem Herzen zweifellos am weitesten entrückt. Paddy wußte, wie tief die unausgesprochene Feindseligkeit zwischen ihm und seinem Ältesten Fee bekümmerte, doch trotz aller Liebe zu seiner Frau konnte er den Groll gegen seinen Sohn nicht überwinden.
    Frank stand noch am Tisch, die feingeformten Hände auf die Zeitung gestützt und die Augen auf Paddy gerichtet. Ein sonderbarer Ausdruck zeigte sich in ihnen: ein Flehen und gleichzeitig ein wilder Trotz, der eben dieses Flehen zunichte machte. Wie fremdartig sein Gesicht doch wirkte! Weder von den Clearys noch von den Armstrongs war etwas darin, außer - vielleicht - um die Augen. Dort hätte man eine gewisse Ähnlichkeit mit Fee feststellen können, wären ihre Augen dunkel gewesen und voll sprühendem Zorn bei der geringfügigsten Provokation. An einem fehlte es Frank gewiß nicht, und dieses eine war Mut.
    Paddys Bemerkung über Franks geringe Größe hatte das Gespräch abrupt beendet. Als die Familie dann am Tisch saß und Kaninchenbraten aß, herrschte eine ungewöhnliche Stille. Sogar Hughie und Jack, die sich zuerst unter viel Gekicher eine hochwichtige Geschichte erzählten, verstummten sehr bald. Meggie aß keinen Bissen. Unverwandt war ihr Blick auf Frank gerichtet: als fürchte sie, er könne jede Sekunde aus ihrem Gesichtsfeld verschwinden. Frank stocherte eine Weile in seinem Essen herum. Schließlich bat er höflich, man möge ihn entschuldigen. Eine Minute später erklangen vom Holzhaufen her dumpfe Axtschläge. Frank attackierte die Hartholzstämme, die Paddy als Vorrat für die langsam brennenden Feuer im Winter herangeschafft hatte.
    Als die ganze Familie Meggie im Bett glaubte, kletterte sie durch das Fenster in ihrem Schlafzimmer nach draußen und schlich zum Holzhaufen, wie man das immer nannte, obwohl es sich eigentlich um einen Holzplatz handelte, der immerhin rund hundert Quadratmeter umfaßte, entsprechend seiner Bedeutung für die Familie: Hätte es nicht genügend Brennmaterial gegeben, so wäre das Leben im Haus so gut wie völlig zum Erliegen gekommen. Er war mit einer dicken Schicht bedeckt, die aus Holzsplittern und Borkenstückchen bestand. Auf der einen Seite des Platzes türmten sich die noch unzerhackten Kloben hoch, auf der anderen Seite waren die für den Herd genau maßgerechten Scheite säuberlich zu Stößen aufgeschichtet. In der Mitte, auf dem freien Platz zwischen den Kloben und den Scheiten, befanden sich drei Baumstümpfe, die noch im Boden wurzelten. Sie wurden als Hackklötze benutzt, und zwar je nach Länge der Kloben.
    Frank stand jetzt an keinem der Stümpfe. Er war dabei, einen massigen Eukalyptusstamm so zurechtzuhauen, daß er auf den niedrigsten und breitesten Hackklotz paßte. Der Durchmesser des Stamms betrug über einen halben Meter. Damit er fest auf dem Boden auflag, war er zwischen zwei Eisendorne gespannt. Frank stand oben und ließ, um den Stamm in zwei Hälften zu teilen, die Axt in die Mitte zwischen seinen auseinandergespreizten Füßen sausen. Sie bewegte sich so schnell, daß sie buchstäblich durch die Luft pfiff, während gleichzeitig ein zweites Geräusch hörbar wurde: eine Art rhythmisches Glitschen, weil der Holm in Franks schweißfeuchten Händen immer ein kurzes Stück hin und her rutschte. Blitzend schwang die Axt über seinem Kopf hoch, und schon zuckte sie wieder herab, wie in verwischter silbriger Kurve; und hackte ein weiteres Stück heraus aus dem keilförmigen Einschnitt: hackte das Stück so mühelos heraus, als wäre dies eine Kiefer oder ein Laubbaum und nicht etwa eisenhartes Holz. Winzige Splitter sprühten nach allen Seiten, über Franks nackten Oberkörper liefen Ströme von Schweiß, und er hatte sich sein Taschentuch wie ein

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