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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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ich dir sage. So ist es halt viel hübscher.«
    »Um auf das Thema zurückzukommen«, beharrte Fee, »ich glaube, da gibt es nicht viel zu diskutieren. Meiner Überzeugung nach sollte man Justine ihren Willen lassen. Sie wird sich schon bewähren.«
    »Ich wünschte, ich wäre da so sicher wie du«, sagte Meggie bedrückt.
    »Geht’s dir um den möglichen Ruhm, Justine?« fragte Fee ihre Enkeltochter.
    »Natürlich, das spielt schon eine Rolle«, erklärte Justine. Sie stellte die alte braune Teekanne auf den Tisch und setzte sich rasch. Trotzig sah sie ihre Mutter an. »Und jetzt meckre nicht, Mum. Für die Küche nehme ich keine silberne Kanne, basta!«
    »Schon gut«, sagte Meggie mit einem Lächeln, »für die Küche genügt diese Kanne.«
    »Hmmm, tut das gut! Es geht doch nichts über eine Tasse Tee«, verkündete Fee mit einem genußvollen Seufzer und nahm gleich noch einen Schluck. »Justine, warum mußt du deiner Mutter eigentlich immer alles so miserabel erklären? Du weißt doch ganz genau, daß es im Grunde nicht um den Ruhm geht. Sondern um das Selbst, nicht wahr?«
    »Um das Selbst, Nanna?«
    »Natürlich. Um das Selbst. Schauspielerin werden, das heißt für dich doch, das tun, wofür du dich bestimmt glaubst, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Warum hast du das deiner Mutter dann auch nicht so erklärt? Weshalb beunruhigst du sie durch einen Haufen nebensächlichen Unsinn?«
    Justine hob die Schultern und trank ihre Tasse auf einen Zug leer.
    »Weiß nicht«, sagte sie.
    »Das weiß ich nicht«, vervollständigte Fee die Antwort. »Na, ich hoffe doch, daß du wenigstens auf der Bühne in ganzen Sätzen sprechen wirst. Jedenfalls das Selbst - der Selbstausdruck - ist der Grund, aus dem du Schauspielerin werden möchtest, nicht wahr?«
    »Kann schon sein«, erwiderte Justine widerstrebend.
    »Guter Gott, dieser so sture, dumme Cleary-Stolz! Daran kannst du noch zugrunde gehen, Justine, wenn du’s nicht lernst, ihn unter Kontrolle zu halten. Diese unsinnige Furcht, ausgelacht, irgendwie zum Gespött gemacht zu werden. Ich begreife wirklich nicht, weshalb du meinst, deine Mutter könnte so grausam zu dir sein.« Sacht strich sie Justine über die Hand. »Gib ein bißchen nach, Justine. Dir fällt schon kein Zacken aus der Krone, wenn du’s tust.«
    Doch Justine schüttelte nur den Kopf. »Nachgeben? Tut mir leid, Nanna, das kann ich nicht.«
    Fee seufzte. »Nun, was immer es dir auch nützen mag, Kind, meinen Segen für deine Pläne hast du jedenfalls.«
    »Danke, Nanna, ich weiß das zu schätzen.«
    »Nun, dann zeige deine Dankbarkeit mal ganz konkret, indem du deinen Onkel Frank suchst und ihm sagst, daß es in der Küche Tee gibt.«
    Justine verschwand, und Meggie starrte ihre Mutter wie fassungslos an.
    »Mum, du bist schon erstaunlich. Wirklich!«
    Fee lächelte. »Aber du wirst zugeben müssen, daß ich meinen Kindern nie irgendwelche Vorschriften gemacht habe.«
    »Nein, das hast du wirklich nicht«, sagte Meggie zärtlich. »Und das haben wir auch zu schätzen gewußt.«
    Wieder in Sydney, ließ Justine sich als erstes ihre Sommersprossen entfernen, das heißt: sie begann damit, denn im Handumdrehen war das nicht getan. Sie hatte so viele, daß es ungefähr ein Jahr dauern würde, bis sie sie alle los war. Und dann würde sie sich für den Rest ihres Lebens von jeglicher Sonnenbestrahlung fernhalten müssen, oder sie hatte sie wieder.
    Das war das erste. Das zweite war, daß sie sich eine Wohnung suchte, und das zu einer Zeit, wo man in Sydney die »Vielparteienwohnerei« in einem einzigen Haus als eine Art Höllenfluch betrachtete. Doch sie schaffte es, unter den Umständen eine beachtliche Leistung, fürwahr. In Neutral Bay, und zwar in einem dieser riesigen alten Herrenhäuser, das einmal »bessere« Zeiten gesehen hatte und jetzt in eine ganze Reihe von Wohnungen aufgeteilt worden war, fand sie eine Zweizimmerwohnung. Die Miete betrug fünf Pfund und zehn Schilling pro Woche, eine wahre Unverschämtheit, wenn man bedachte, daß das Bad ein sogenanntes Gemeinschaftsbad war, das heißt, alle Mietparteien »hingen« daran. Dennoch war Justine glücklich, unter den Umständen überhaupt eine Wohnung bekommen zu haben.
    Das Leben in Bothwell Gardens - wie es sich nannte - war weit faszinierender als die Schauspiellehre im Culloden- Theater, denn diese »Lehre« schien aus nichts anderem zu bestehen als aus Gelegenheitsauftritten und einem Haufen Auswendiglernen, ganz gleich, ob nun Shakespeare, Shaw

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