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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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Tigerfell, dort ging es prompt noch mal so schnell und - völlig unverhofft - auch doppelt so oft.
    Drum ordre, Mensch, gleich auf der Stelle für alle Fälle Tigerfelle.«
    Er lächelte. »Ich dachte schon, zwischen Eros und Morpheus sei die alte, rotzfreche Justine völlig verschütt gegangen. Es gibt sie also noch. Und den Schluß hast du wohl extra meinetwegen dazugereimt.«
    »Ich konnte im Augenblick nicht widerstehen«, erklärte sie. »Aber nach meiner sonstigen Flapsigkeit ist mir, im Augenblick jedenfalls, eigentlich wenig zumute. Ich brauche sie ja nicht mehr, dir gegenüber, die Maske.« Ohne seine Antwort oder seine Reaktion abzuwarten, sog sie rasch, wie schnüffelnd, die Luft ein und sagte dann: »Guter Gott, ich rieche den Fisch, der unter anderem gestern abend für dich gedacht war. Dinner hast du nicht gehabt, und jetzt wird’s Zeit zum Frühstück! Schließlich kann ich nicht erwarten, daß du nur von Luft und Liebe lebst.«
    »Also sagen wir einmal«, scherzte er, »wenn’s außer Luft und Liebe nichts weiter gäbe, würde mir auf die Dauer bei der Liebe die Luft knapp.«
    »Aber es war auch für dich schön, nicht wahr, jede Minute.« »Jede Sekunde.« Er seufzte, gähnte, streckte sich. »Wenn du nur wüßtest, wie glücklich ich bin.« »Ich glaube, ich weiß es«, sagte sie ruhig.
    Er stützte sich auf einen Ellbogen hoch. »War die Desdemona-Rolle für dich der einzige Grund, nach London zurückzureisen?« Sie griff nach seinem Ohrläppchen, zupfte hart daran. »Nun will ich’s dir mal heimzahlen mit deiner anmaßenden Fragerei. Was glaubst du denn wohl?«
    Mühelos befreite er sein Ohr von ihrem Griff, lächelte breit. »Anmaßend? Herzchen, nur für den Fall, daß du mit dem Gedanken spielen solltest, die Antwort zu verweigern - dann erdrossele ich dich ein klein wenig nachhaltiger als dieser Marc allabendlich auf der Bühne.«
    »Nun ja, bei Mordandrohung...» sagte sie und wurde dann sehr ernst. »Ich bin der Desdemona-Rolle wegen nach London zurückgekommen, aber im Grunde war auch das nur ein Vorwand - es geschah deinetwegen. Seit du mich in Rom geküßt hast, bin ich innerlich nicht mehr zur Ruhe gekommen, und das weißt du auch ganz genau. Du bist ein sehr intelligenter Mann, Rainer Moerling-Hartheim.«
    »Jedenfalls intelligent genug, um zu wissen, daß ich dich zur Frau haben wollte - vielleicht nicht auf den ersten Blick damals, aber bestimmt auf den zweiten.« Schroff setzte sie sich auf. »Zur Frau?«
    »Ja, zur Frau. Hätte ich dich als Geliebte haben wollen, so hätte ich das schon vor Jahren versucht - und bestimmt mit Erfolg. Denn ich kenne deinen Verstand und deine Psyche ziemlich gut, es wäre relativ einfach gewesen. Aber ich wollte dich nicht als Geliebte, weil ich dich zur Frau haben wollte, und wußte, du wärst nicht bereit, den Gedanken an einen Mann, einen Ehemann zu akzeptieren.« »Hm«, machte sie und schien dem Satz nachzuschmecken. »Ich wüßte nicht, daß ich’s jetzt wäre.«
    Er stand auf, zog sie zu sich hoch. »Wie wär’s, wenn du ein bißchen übst, indem du mir ein gutes Frühstück machst? Bei mir zu Hause würde ich das tun, aber in deiner Küche bist du die Köchin.« »Ich will dir heute morgen gern ein Frühstück machen, aber dann - so etwas wie ein Engagement bis zu meinem Todestag?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, der Gedanke schmeckt mir wirklich nicht.«
    Er zeigte sein römisches Kaisergesicht. Die Drohung einer Palastrevolution war nichts, das ihn schrecken konnte. »Justine«, sagte er, »dies ist nichts, um damit zu spielen, und ich werde auch nicht damit spielen. Wir müssen wirklich nichts überstürzen. Du solltest inzwischen ja wissen, wie geduldig ich sein kann. Aber eines schlag dir von vornherein und ein für allemal aus dem Kopf - daß es zwischen uns eine andere Lösung geben kann als die Ehe. Ich denke nicht im Traum daran, bei dir die Rolle eines x-beliebigen Geliebten zu spielen. Entweder bin ich dein Mann - oder gar nichts.« »Ich werde die Schauspielerei nicht aufgeben!« sagte sie aggressiv. »Ja, verdammt, wer hat das denn von dir verlangt? Werde endlich erwachsen, Justine! Wer dich so hörte, könnte glatt meinen, daß ich dich zu lebenslänglich als Heimchen am Herde verurteilen will. Du kannst soviel Personal, auch Kindermädchen haben, wie du brauchst.«
    »Allmächtiger!« sagte Justine, die an Kinder bisher überhaupt noch nicht gedacht hatte.
    Er lachte. »Ach, Herzchen, dies nennt man ja wohl

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