Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
Vom Netzwerk:
Türen und Fenster hereingeweht. Es blieb Fee gar nichts anderes übrig: Sie mußte ihre Perser wieder zusammenrollen, und Stuart nagelte statt dessen das Linoleum fest, das seine Mutter in Gilly gekauft hatte.
    In der Küche, wo naturgemäß immer der größte Betrieb herrschte, war der Fußboden aus Teakbrettern geradezu knochenbleich gescheuert von Drahtbürste und Schmierseife.
    Fee und Meggie bestreuten ihn regelmäßig mit Sägemehl, das Stuart vom Holzplatz holte, sprenkelten dann möglichst wenige Tropfen des kostbaren Wassers darauf und fegten die feuchte, scharfriechende Masse durch die Tür hinaus und über die Veranda zum Gemüsegarten hinab, wo sie dann, sich zersetzend, mitwirken konnte, Kompost zu bilden. Doch man wurde ihn nicht los, den Staub, nicht für lange. Schließlich trocknete der Creek so weit aus, daß er nur noch eine Reihe von Wasserlöchern bildete, und jetzt konnte man von dort kein Wasser mehr hochpumpen für die Küche oder das Bad. Stuart fuhr mit dem Tanklaster hinaus zum artesischen Brunnen und kehrte mit einer vollen Wasserladung zurück, die er in einen der leeren Regentanks füllte. Die Frauen mußten sich an diese scheußliche Flüssigkeit auf Geschirr und Wäsche und Körper erst gewöhnen; im Vergleich dazu war das schlammige CreekWasser geradezu eine Offenbarung. Sorgfältig mußte das nach Schwefel und sonstwas riechende Zeug aus dem artesischen Brunnen vom Geschirr wieder abgewischt werden, und wenn man sich das Haar damit wusch, wurde es stumpf und rauh wie Stroh. Das wenige Regenwasser, das sie noch hatten, wurde ausschließlich zum Trinken und Kochen verwendet.
    Pater Ralph beobachtete Meggie mit liebevollen Blicken. Sie bürstete Patsy den roten Lockenkopf, während Jims brav danebenstand und wartete, bis die Reihe an ihn kam. Beider Augenpaare, helles, leuchtendes Blau, waren bewundernd auf die Schwester gerichtet, die sie umsorgte wie eine kleine Mutter. Das mußte so ein angeborener Instinkt sein, überlegte der Priester, etwas, das untrennbar zur weiblichen Natur gehörte und bereits im kleinen Mädchen wirksam wurde und nicht erst in der erwachsenen Frau. Denn sonst hätte Meggie das Bürsten und Kämmen zweifellos als leidige Pflicht, als Arbeit angesehen, doch es machte ihr offenkundig viel Vergnügen. Eine Weile sah er ihr aufmerksam zu, doch dann schienen sich seine Gedanken auf etwas anderes zu richten. Er klatschte mit der Reitpeitsche gegen seine staubigen Stiefel und blickte über die Veranda hinweg in Richtung Herrenhaus, das praktisch hinter seinen Eukalyptusbäumen und Klettergewächsen verborgen lag. Eine Frage stellte sich ihm, wieder und wieder, bohrend: Was führte sie im Schilde, die alte Spinne dort drüben, die in der Mitte ihres Netzes lauerte.
    »Pater, du guckst ja gar nicht!« sagte Meggie vorwurfsvoll. »Tut mir leid, Meggie. Ich war gerade in Gedanken.« Er wandte sich wieder ihr zu. Sie hatte jetzt auch Jims’ Haare gebürstet, und alle drei standen sie nun nebeneinander und sahen ihn erwartungsvoll an. Er hob die beiden Zwillinge hoch und setzte sie sich, den einen links, den anderen rechts, auf die Hüften. »Gehen wir doch eure Tante Mary besuchen, was meint ihr?«
    Meggie trug seine Reitpeitsche und führte am Zügel seine Stute hinter ihm her, während er mühelos und offenbar mit Vergnügen die beiden Zwillinge hielt, über die ganze, ein bis zwei Kilometer lange Strecke. Am Kochhaus übergab er sie dann der freudestrahlenden Mrs. Smith und ging, mit Meggie an seiner Seite, den Weg zum Herrenhaus hinauf.
    Mary Carson saß in ihrem Ohrensessel, von dem sie sich jetzt kaum noch wegrührte. Paddy hatte sich als tüchtig genug erwiesen, alles zu beaufsichtigen, sie konnte sich diese Mühe also ersparen. Als der Pater mit Meggie eintrat, ihre Hand in der seinen, starrte Mary Carson das Mädchen mit einem so scharfen und funkelnden Blick an, daß dieses die Augen zu Boden schlug. Der Priester fühlte, wie sich Meggies Pulsschlag beschleunigte, und suchte sie durch einen sachten Druck seiner Finger zu beschwichtigen. Sie knickste kurz vor ihrer Tante, murmelte etwas Unverständliches zur Begrüßung.
    »Geh in die Küche, Mädchen, und trinke mit Mrs. Smith deinen Tee«, sagte Mary Carson schroff.
    »Warum mögen Sie sie nicht?« fragte Pater Ralph, als
    Meggie verschwunden war und er sich in seinem altangestammten Sessel niederließ.
    »Weil Sie sie mögen«, erwiderte sie.
    »Na, nun hören Sie aber auf!« Doch sie hatte es tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher