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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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hetzen würde, weißt du, was die bekommen würden? Nichts! Weil ich genug Dynamit habe, um den ganzen Laden in die Luft zu sprengen, und das würde ich auch bedenkenlos tun, ehe ich zuließe, dass jemand hier ankommt und mir vorschreibt, was mit der Verwerfungsspalte zu geschehen hat.« Er zitterte jetzt nicht nur, er war krebsrot im Gesicht und atmete schwer. Einen Moment lang war sich Tyler sicher, dass Gideon Goldring seiner Schwester an die Kehle springen würde.
    »Dein Tee, Gideon«, sagte Mrs. Needle. Sie war hereingehuscht, ohne dass Tyler es mitbekommen hatte, und stand jetzt hinter dem Sessel des alten Mannes wie dort hingezaubert. »Schrei doch Lucinda nicht so an. Sie ist ein braves Mädchen und nur darum besorgt, dass wir das Richtige tun.« Sie bedachte das Mädchen mit einem kalten Lächeln, doch diesmal erwiderte Lucinda es nicht und wandte den Blick ab, als wollte sie der Engländerin nicht in die Augen schauen.
    »Du hast natürlich recht, Patience.« Gideon sah auf seinen Tee, rührte ihn aber nicht an. »Es ist bloß alles ein bisschen viel im Moment.«
    »Natürlich. Du trägst eine ungeheure Verantwortung, Gideon.« Mrs. Needle legte ihm eine blasse Hand auf die Schulter. »Das ist sehr belastend. Du musst Entscheidungen treffen. Es liegt zur Zeit ein großes Gewicht auf dir.« Die Hand sah aus wie eine weiße Tarantel.
    Gideon wirkte mit einem Mal ruhiger, ja sogar ein wenig müde. »Jedenfalls kennt ihr Kinder jetzt unsere größten Geheimnisse hier auf der Ordinary Farm. Tut mir leid, dass ihr so lange darauf warten musstet, aber wie Patience es so treffend ausgedrückt hat, es ist eine ungeheure Verantwortung. So, jetzt gehört ihr wirklich zur Familie.«
    Tyler nickte, aber im stillen fragte er sich, was das letztlich bedeutete. Sie hatten bereits zur Familie gehört, als sie eingetroffen waren, was mehr war, als alle anderen Leute hier von sich behaupten konnten. Er sah sich in der Runde um. Sarah schenkte Apfelmost nach. Sie und Ragnar und die anderen schienen gut gelaunt zu sein, als ob die Verwerfungsspalte ein Geheimnis gewesen wäre, das keiner von ihnen gern gehütet hatte. Es herrschte beinahe eine festliche Stimmung, aber es gab auch unterschwellige Strömungen, die Tyler nicht verstand.
    »Das war’s also?«, fragte er. »Es gibt hier einfach dieses große … Loch im Universum? In der Zeit oder sonst wo? Und es ist rein zufällig hier?«
    Gideon hatte auf seinen Tee gestarrt. »Was? Nein, Junge, es ist nicht rein zufällig hier. Octavio Tinker hat die ganze Welt nach einem Ort wie diesem durchforscht. Der einzige andere Platz, bei dem die Wahrscheinlichkeit genauso groß war, lag ungefähr tausend Meilen südlich von Madagaskar mitten imOzean – kein so geeigneter Standort für eine Versuchsstation.« Er grinste. »Octavio fand die Verwerfungsspalte, er kaufte das Land, er baute das Haus. Ich hätte gern etwas von diesem Apfelmost, Sarah.«
    Mrs. Needle schien eine missbilligende Bemerkung machen zu wollen, schwieg dann aber lieber, obwohl ihre Lippen sich zu einem Strich verdünnten. »Sollten diese Kinder nicht langsam ins Bett, Gideon?«, fragte sie stattdessen. »Sie hatten schließlich einen sehr ereignisreichen Tag, vor allem Tyler.«
    »Er hat ein kleines Abenteuer erlebt, Patience, nichts weiter. Ein Junge kann so was vertragen. Konnte ich auch, als ich so alt war.«
    »Gewiss, aber vorher hat Tyler noch seine Pflichten erledigt und danach herumgetollt, Jungenstreiche gemacht … Schwarzhörnchen gejagt. Er muss todmüde sein.« Sie begegnete Tylers Blick, und in ihre Augen trat ein kaltes, giftiges Funkeln, bei dem ihm das Herz in der Brust flatterte.
    Sie weiß Bescheid, dachte er. Sie weiß genau, was ich getan habe.
    »Aber Onkel Gideon, was ist denn die Verwerfungsspalte wirklich?«, fragte Lucinda. »Sind alle Leute hier einfach da rausgeflutscht? Ich verstehe das immer noch nicht.«
    Bevor ihr Großonkel darauf antworten konnte, kamen Azinza und Pema von hinten mit einer jungen Frau herein, die Tyler zuerst gar nicht erkannte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, als wollte sie jeden Moment um ihr Leben rennen. Ihre feuchten rötlichen Haare ringelten sich um ihr Gesicht, und sie war in ein buntes Wickelgewand gehüllt, das viel zu lang für sie war – eines von Azinzas Kleidern. Erst als Tyler aufging, dass die dünnen roten Striche in ihrem Gesicht behandelte Schnittwunden waren, begriff er, dass es das Höhlenmädchen war, Letzte.
    »Ah, unsere Neue!«,

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