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Die Drachen von Montesecco

Die Drachen von Montesecco

Titel: Die Drachen von Montesecco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Garzone hatte es getan und ihren Mann als Erben eingesetzt. Damit sich die Nutten als Zeugen zur Verfügung stellten, mußte Marta ihnen einen Haufen Geld geboten haben. So viel Geld, wie sie unmöglich flüssig haben konnte. Also hatte sie den Nutten einen Anteil vom Erbe zugesagt, doch als Angelo Sgreccia das Testament anfocht, wurde klar, daß das Geschäft auf unsicheren Beinen stand, denn wenn die Garzones nicht erbten, gab es auch keinen Anteil. In jedem Fall jedoch würde Benitos Vermögen so bald nicht freigegeben werden. Und da hatte Wilma, die von Franco auf dem laufenden gehalten wurde, eine andere Idee. Ihr genügten zwei, drei nette Worte, und Franco schmolz wie Wachs. Als sie sicher war, daß er nur noch sie im Kopf hatte, informierte sie ihn über das gefälschte Testament, nicht ohne dabei anzuregen, was er mit seinem Wissen anstellen könnte.
    »Du hast Marta erpreßt!« sagte Curzio leise.
    Franco fuhr auf. »Ich habe sie um ein Darlehen gebeten. Und das werde ich Cent für Cent zurückzahlen.«
    Doch warum hatte Wilma nicht selbst bei Marta Garzone angerufen? Warum hatte sie das Schweigegeld nicht direkt verlangt? Vielleicht, weil Erpressung eine unschöne Angelegenheit ist. Wenn irgend etwas schiefging, hatte Franco die Straftat begangen. Daß er das Geld dann gegen ein paar tiefe Blicke bei Wilma ablieferte, konnte man ihr nicht vorwerfen. Liebeshungrige Männer bezahlen zu lassen war nun mal ihr Geschäft. Vielleicht zweifelte Wilma auch, ob sich Marta Garzone von ihr erpressen ließ. Schließlich hatte Wilma kräftig bei der Testamentsfälschung mitgeholfen und konnte nur wenig glaubhaft drohen, diese aufzudecken. Dafür eignete sich ein Unbeteiligter wie Franco wesentlich besser, zumal es sich um einen liebestollen alten Mann handelte, der sich von jeder Brücke gestürzt hätte, wenn Wilma ihn darum gebeten hätte.
    »Du steckst ganz schön im Schlamassel, Franco!« sagte Curzio.
    »Ich habe mir ein paar schöne Tage gemacht. Na und? Jeder hat Anspruch auf ein wenig Glück. Das ist ein Menschenrecht und …«
    »Davon spreche ich nicht. Du hättest sagen müssen, daß das Testament falsch ist.«
    »Wem denn? Dir?«
    »Zum Beispiel«, sagte Curzio.
    »Da liegen mehr als fünf Millionen herum. Die hat Angelo Sgreccia genausowenig verdient wie Ivan Garzone oder du oder ich. Und ich bezweifle, daß du oder Ivan oder Angelo das Geld sinnvoller ausgeben würde als ich.«
    »Wegen des Geldes wurde ein kleiner Junge entführt. Wir haben uns die Mafia ins Dorf geholt. Ich wurde lebendig begraben und …«
    »Damit habe ich doch nichts zu tun«, rief Franco.
    »… und Benito wurde ermordet.«
    »Unsinn!« schnaubte Franco, doch Curzio wußte, was er wußte, auch wenn sich die Sachlage in einem entscheidenden Punkt geändert hatte. Die Garzones hatten dasTestament gefälscht, und zwar erst, als Benito schon tot war. Hatten sie das von langer Hand geplant? Hatten sie Benito ermordet, damit es überhaupt ein Erbe gab, das sie sich unter den Nagel reißen konnten? Das klang ziemlich kompliziert, und es erklärte auch nicht, daß es unzweifelhaft Angelo gewesen war, der Curzio auf dem Friedhof beseitigen wollte. Nein, Angelo blieb der Hauptverdächtige, auch wenn er es nicht wegen des Testaments getan haben konnte. Im Gegenteil, er war davon genauso überrascht worden wie alle anderen. Er hatte sicher damit gerechnet, daß er als einziger Sohn automatisch erben würde. Hatte er seinen Vater also umgebracht, weil er den natürlichen Lauf der Dinge nicht erwarten konnte? Weil er nicht zusehen wollte, wie Benito das ganze schöne Geld verschleuderte?
    Oder hatten am Ende gar Franco und die anderen recht? War Curzios bester Freund Benito Sgreccia einfach so gestorben? Hatte er sich in seinen Liegestuhl gesetzt und beschlossen, daß es genug sei? Und war dann friedlich entschlafen, verschieden, dahingegangen? Allein die Vorstellung schnürte Curzio die Kehle zu. Sie schreckte ihn viel mehr als der Gedanke, daß in Montesecco ein Mörder herumlief, dem es auf ein paar weitere Verbrechen nicht ankam. Denn einem solchen Mörder konnte man begegnen, ihn konnte man zur Verantwortung ziehen. Seine Tat war zwar nicht rückgängig zu machen, aber doch mit den Maßstäben von Schuld und Unschuld, Recht und Unrecht, Gut und Böse zu fassen. Indem man sie beurteilte und verurteilte, ordnete man sie ein in das bißchen Ahnung, das einen nicht völlig blind in der Welt umhertappen ließ. Vor dem leisen Tod dagegen stand man

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